Hersteller ermöglichen zu einfach die Manipulation des Kilometerstandes, sagt der ADAC

Der falsche Weg

Der Wert eines Gebrauchtwagens wird vor allem von zwei Faktoren bestimmt: Alter und Kilometerstand. Das letzterer manipuliert wird, ist kein Geheimnis. ADAC und die Uni Magdeburg zeigen, dass die Hersteller es Gaunern aber besonders einfach machen

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 10 Kommentare lesen
7 Bilder
Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Martin Franz
Inhaltsverzeichnis

München, 29. Oktober 2013 – Der Wert eines Gebrauchtwagens hängt von vielen Faktoren ab. Zwei spielen eine besonders große Rolle: Das Alter und der Kilometerstand. Dass letzterer manipuliert wird, ist schon länger kein Geheimnis mehr. ADAC und die Uni Magdeburg belegen nun in einer Studie, dass die Hersteller diese Funktionalität bereits in die Software integrieren und es Gaunern damit besonders einfach machen.

Fast ein Drittel mit gefälschtem Kilometerstand

Knapp sieben Millionen Gebrauchtwagen wurden im vergangenen Jahr in Deutschland verkauft. Der ADAC schätzt, dass bei rund 30 Prozent der Kilometerstand manipuliert worden ist. Diese Schätzung beruht auf Zahlen der Münchener Polizei. Die hatte 2011 die Ermittlungsgruppe „Tacho“ gegründet, Anfang dieses Jahres wurde sie trotz einiger Erfolge aufgelöst. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) bezweifelt zwar, dass man diese Erkenntnisse ohne weiteres auf ganz Deutschland ausweiten kann, stimmt im Kern aber der Forderung des ADAC zu, dass etwas gegen Tachobetrug getan werden muss.

Die Betrüger versuchen den Gesetzgebern und Verbrauchern immer einen Schritt voraus zu sein. Noch vor ein paar Jahren war die Laufleistung nur im Tacho abgelegt. Dann gingen die Autohersteller dazu über, die Wegstrecke in allen möglichen Steuergeräten abzulegen – dank der Fahrzeugvernetzung ist das ja kein Problem. Nur wenig später war es ohne größere Probleme möglich, den Kilometerstand in allen Steuergeräten zu überschreiben. Die Geräte dafür kosten rund 10.000 Euro – Kopien aus China lächerliche 200, ohne weniger Funktionen zu bieten. Führt man sich vor Augen, um welche Summen es geht, spielt der Kaufpreis aber nur eine untergeordnete Rolle. Nach Schätzungen des ADAC nimmt ein krimineller Händler im Schnitt rund 3000 Euro pro Fahrzeug mehr ein, als der Wagen mit seinem wirklichen Kilometerstand wert ist.

Da bleibt genügend finanzieller Spielraum, notfalls das Lenkrad neu zu beziehen und Schaltknauf, Pedalgummis und Fußmatten zu tauschen. Denn das kostet insgesamt vielleicht 300 Euro – aus Sicht des Betrügers gut angelegtes Geld. Einem Laien ist es spätestens dann unmöglich, anhand der Abnutzung des Innenraums auf die wahre Laufleistung zu schließen. Auch vergessen Profi-Fälscher schon lange keine verräterischen Ölwechselzettel mehr im Motorraum. Selbst ein neues Scheckheft ist schnell besorgt und abgestempelt. Dass Gebrauchtwagen in der Regel optisch aufbereitet werden, ist in der normalen Gewinnspanne enthalten, auf die natürlich nicht etwa verzichtet wird.