Teilautonom unterwegs in der E-Klasse

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Fraglos geht Tesla mit dieser Auslegung ein Risiko ein, das Mercedes konsequent vermeidet. Die Folgen sind bekannt und ausführlich diskutiert. Der Stand der Erkenntnis wirft die Frage auf, wie es weitergeht. Kann Tesla mit der aktuellen Hardware durch Verbesserung der Software noch große Fortschritte erreichen? Vermutlich nein, und in der Community kursieren längst Fotos von Prototypen mit Triple-Kameras. Die Aktie von Mobileye, dem Zulieferer von Sensorkameras für fast alle Autohersteller, steigt und steigt.

Ein qualitativer Unterschied zwischen Drive Pilot und Autopilot ist das Fleet Learning bei Tesla, also die Verbesserung des Fahrassistenten durch das Sammeln von Erfahrung in Form von Daten. Alle Model S sind permanent online, und die Besitzer berichten davon, wie zum Beispiel enge Kurven nach mehrfachem Durchfahren mit niedrigerer Geschwindigkeit als zuvor angefahren werden.

Mercedes wird mit Here, dem ehemaligen Dienst von Microsoft, noch in diesem Jahrzehnt auf zentimetergenaue Karten zugreifen können. Die Hardware dazu wird ab März 2018 in jedem Neuwagen eingebaut sein: Wegen der Pflicht zum automatischen Notruf „e-call“ haben alle Pkw dann ein GSM-Modul und GPS. Das macht sie serienmäßig internet- und orientierungsfähig. Zum Radar, das wegen EuroNCAP sowieso schon fast überall vorhanden ist, fehlen nur noch Kameras und Ultraschallsensoren als Zutaten zur Fahrautomatisierung. Ein kleiner Schritt.

Verkehrszeichenerkennung hat Potenzial

Mercedes Drive Pilot und Tesla Autopilot werden von den Herstellern für die Autobahn empfohlen, und nur dort funktionieren sie wirklich gut. Kein Querverkehr, keine Ampeln, keine Fußgänger. Geradeaus oder große Radien. Zwar sind die Fahrassistenten auf allen anderen Straßen auf Wunsch am Werk, hier stoßen die Systeme aber so oft an ihre Grenzen, dass ich letztlich doch selbst fuhr. Das gehört eindeutig zu ihren Gemeinsamkeiten.

Bei der Verkehrszeichenerkennung unterscheiden sich beide Systeme jedoch stark. Der Drive Pilot kann so eingestellt werden, dass er jedes Tempolimit automatisch übernimmt. Das geht so weit, dass die E-Klasse schon deutlich vor einem Ortsschild vom Gas geht, um nicht mit 98 km/h ins Dorf zu rollen. Bei Tesla hingegen muss jede erfasste Geschwindigkeitsbegrenzung vom Fahrer bestätigt werden – dann erst ändert sich die Geschwindigkeit. Sowohl für Tesla als auch für Mercedes gilt: Die Erkennung funktioniert noch nicht verlässlich.