Test: Mini Cooper SE Countryman All4

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Interessant ist die Beobachtung des Verbrauchs, wenn man nicht nachlädt. Immerhin mischt auch dann der E-Motor mit, denn bevor die Bremsbeläge greifen, wird selbstverständlich rekuperiert. Das reicht für eine tüchtige Unterstützung, wie ein Blick auf den Bordcomputer zeigt. Angesichts des technischen Aufwands überzeugt der Verbrauch aber nicht, selbst wenn man dem Mini zugutehalten muss, dass er nominell viel Leistung bietet und schwer ist. Minimal waren es über Land 5,8 Liter/100 km. Wer den Countryman zur Eile treibt, wozu er nicht unbedingt animiert, landet schnell bei Werten über 8 Liter. Der Plug-in-Hybrid erscheint also nur halbwegs irgendwie sinnvoll, wenn der Fahrer bereit ist, so oft wie nur möglich nachzuladen und längere Strecken die Ausnahme sind.

Nominell kräftig

An anderer Stelle verspricht der Mini Cooper SE Countryman All4 viel mehr, als ein Zweitwagen braucht. Die Systemleistung gibt BMW mit 165 kW (224 PS) an. Der 1,5-Liter-Dreizylinder-Benziner leistet 100 kW, der E-Motor 65. Bis hinauf zu dem auf deutschen Landstraßen maximal erlaubtem Tempo fühlt sich der Mini damit ausreichend flink an. Doch allerspätestens oberhalb der Richtgeschwindigkeit passt das, was man mit einer Leistungsangabe von 224 PS innerlich verbindet, mit der gefühlten Beschleunigung nicht mehr zusammen. Wird der Antriebsstrang dann gefordert, wirkt er gequält und zäh, nur mühsam legt das SUV an Tempo zu. Ein kurz darauf bewegter BMW X2 mit einem 190-PS-Diesel wirkt geradezu dramatisch dynamischer. Es mag eine sehr deutsche Sicht auf die Dinge sein, doch die Erwartungen, welche die hohe Systemleistung weckt, erfüllt dieser Cooper S auf der Autobahn absolut nicht.

Funktionierendes Marketing

Der Mini Countryman hat mit der ursprünglichen Idee eines Minis ohnehin nichts mehr zu tun. Format und Fahrgefühl sind dem Original so nah wie ein Hollandrad einem Gravel Bike. Sein Gewicht ist stets zu spüren, obwohl die Abstimmung sehr sorgfältig vorgenommen wurde. Fein spricht der Countryman auf kleine Unebenheiten an, größere reicht er nur wohldosiert weiter. Zum flotten Fahren, einst eine Paradedisiziplin dieser Marke, reizt der schwere Wagen kaum. Was in einem Mini zusätzlich verwundert, ist die limousinenhaft ausgelegte Lenkung mit relativ kräftiger Dämpfung. Das Marketing hat so gut funktioniert, dass man immer noch wenigstens einen Rest Gokart-Gefühl erwartet.

Verspielt

Wer sich für einen Mini entscheidet, wählt zwangsweise auch immer einen hohen Grad an optischer Verspieltheit. Ob man das nun mag, ist sicher Geschmackssache. Es ist durchaus erstaunlich, wie viele Union Jacks auf diesem kleinen Raum untergebracht wurden. An anderer Stelle geht das verspielte Design mit funktionalen Nachteilen einher. Im Falle des Powermeters kann man darüber noch schmunzeln, doch die grob auflösende Anzeige für den kleinen 36-Liter-Tank ist einfach ärgerlich.

Der Bordcomputer zeigt allerlei an, in den Tiefen des Infotainmentsystems lässt sich auch festlegen, was er anzeigen soll. Doch nicht alles lässt sich dort abwählen, und die Informationen können nur nacheinander in eine Richtung gewählt werden. Zwei Fahrmodi-Schalter stehen zur Verfügung. Mit dem ersten wird zwischen „Max-e-Drive“, „Automatik“ und „Save“ gewählt, mit dem zweiten zwischen „green“, „normal“ und „Sport“. Auch hier wäre es praktisch, wenn die Richtung, in die der Kippschalter bewegt wird, im Prinzip egal wäre. Also wenn zweimaliges nach unten Drücken den Menüpunkt „Sport“ liefern würde. Tut es aber nicht. Gewiss, es mag kleinlich erscheinen, doch solche Schrullen nerven im Alltag nachhaltig – nicht zuletzt, weil sie mit einer geschickteren Programmierung leicht zu vermeiden wären.