The Soulful Dynamics

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Die Bedienerposition dabei ist vergleichbar mit der einer Ducati Monster: leicht nach vorne aufgespannt über einen Tank, der wie bei der R 90/6 von der Seite viel dicker aussieht als von oben. Die Sitzposition ist so in etwa die eines MMA-Fighters über einem Gegner auf dem Boden, was sich als das derzeitige Ideal für fahraktive Roadster herausgestellt hat. Die Ninette ist nicht superhandlich, sie will einen eindeutigen Befehl von einem Fahrer, der weiß, wo er hinwill. Nachträgliche Korrekturen nimmt sie eher pflichtschuldig als gierig an, ein Kollege bemühte gar den Textbaustein "drängt auf die weite Linie", womit traditionell leichtes Untersteuern beschrieben wird. Eigentlich also genau so, wie es der flüssige Landstraßen-Surfer mit Roadster-Faible haben möchte: Fährt gut, aber nicht wie von selbst.

Alles, was die Guzzi Griso sein sollte

Die Presseabteilung erinnerte sich daran, dass ich die Motoren vor dem Wasserboxer nicht besonders mochte. Das bleibt auch so. Dieser Motor ist definitiv nicht meiner, genausowenig wie jeder Motor mit längsliegender Kurbelwelle, die akzentuierte Kippmomente bei jeder möglichen und unmöglichen Gelegenheit über die Rollachse funkt. Aber meine Meinung ist irrelevant. BMW verkauft derzeit rund 45 Prozent seiner Motorräder mit Boxer. Es gibt sie also, die Liebhaber eben dieser Charakteristik, und zwar in Massen.

Diese Liebhaber finden in der Ninette das unverdünnteste Konzentrat dieses Erlebnisses: direkt auf der Motor-Getriebe-Einheit sitzend, den Asphalt über eine güldene Telegabel spürend. Die Ninette ist alles, was ich damals von einer Moto Guzzi Griso 1200 wollte, aber nicht bekam. Und sie ist die einzige coole BMW. Ohne Namen zu nennen: Es gibt Motorräder, die sind wie ein Langeweile-Feuerwehrschlauch. Sie löschen das Kradistenfeuer, weil schnell unklar ist, wieso man so eine Maschine mal gekauft hat. Die Ninette ist das Gegenteil. Sie facht das Feuer an, aus dem heraus sie gekauft wurde. Jeder Kradist mit Feuer sollte eventuelle Besichtigungsgelegenheiten nutzen. (cgl)