Die BMW R nineT fährt so wunderbar, wie sie aussieht

The Soulful Dynamics

BMW hat eine lange, bewegte Geschichte und eine Szene von Menschen, die alte Boxerkräder auf cool umbauen. In einer sehr schweren Geburt ließen sie die hausinternen Coolen den ersten coolen Serienboxer bauen

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 6 Kommentare lesen
20 Bilder
Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Clemens Gleich
Inhaltsverzeichnis

Almería, 22. Januar 2014 – "Endlich!", seufzte eine Szene von Motorradfahrern, die sich seit so vielen Jahren eine coole BMW wünschen, dass sie sich sowas in vielen Fällen mittlerweile selber gebaut haben. Der Anlass des Seufzers war die BMW R nineT, die wir aufgrund ihres sperrigen Namens fortan "Ninette" nennen werden. Träume dieses Motorrads gibt es in München schon eine ganze Weile, doch die Entwürfe blieben im Keller, bis sich ein Supporter aus dem Management fand, der sich dieses Kellerkinds erbarmte.

Die Geschichte erinnert mich ein bisschen daran, wie Steve Jobs nach seinem NeXT-Experiment in leitender Position zurück zu Apple kam und in Jony Ives Kruschtelkammer die Entwürfe fand, die Apples heutiges zweites Leben ausmachen. Bei BMW kam im Jahr 2008 Hendrik von Kuenheim in die Geschäftsleitung und startete die übliche Inventur der Ideen inklusive Kellerkinder. Mit gleichen Teilen Begeisterung und Unverständnis sah er den Boxer-Roadster: Warum machen wir das nicht? Dann ließ er Leute wie Roland Stocker und Ola Stenegard von der Leine, damit sie es umsetzen. 2008 stand ein Konzeptfahrzeug dazu auf der EICMA in Mailand, das eine Flut von Anfragen auslöste. Das machte Mut.

Aber BMW ist nicht Apple

Natürlich gab es zwischen Apple und BMW einen großen, fundamentalen Unterschied: BMW hatte bereits eine höchst erfolgreiche Palette von Produkten und daher keinerlei Not, wilde Experimente zu fahren. Deshalb musste Roland Stocker zuallererst die Leute mit den Zahlen überzeugen. Seine Argumentation bestand zu einem großen Teil aus Begriffen wie "strategische Ausrichtung" und "Image", die man doch in einer Kalkulation auch berücksichtigen müsse. Mittlerweile ist klar: alles unnötig. Dieses Motorrad ist schon jetzt bis September ausverkauft und hat trotz seines satten Preises von 14.500 Euro keine Probleme, neue Interessenten zu finden. Es steht auch kaufmännisch gesehen für sich allein stabil.