Camping mit Kohle

VW Amarok mit Wohnkabine Geho Cab Kora

Leichtbau ist ein Zukunftstrend im Fahrzeugbau ganz allgemein und im Wohnmobil im Besonderen. Hier zählt besonders: Wer die Struktur erleichtert, kann den Komfort erhöhen. So macht das Geho mit ihrer CFK-Wohnkabine Cab Kora für den VW Amarok

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Von
  • Florian Pillau
Inhaltsverzeichnis

Leichtbau ist ein Zukunftstrend im Fahrzeugbau ganz allgemein und im Wohnmobil im Besonderen. Hier zählt besonders: Wer die Struktur erleichtert, kann den Komfort erhöhen. Und weil ein Wohngefühl wie daheim in Zeiten des Glamping durchaus ein Argument für bestimmte Zielgruppen ist, sucht die Branche auch hier zunehmend neue Extreme. Unter diesem Aspekt ist die neue kohlefaserverstärkte Wohnkabine von Geho durchaus ein ernstzunehmender Beitrag. Entstanden aus Begeisterung fürs Leben unterwegs, soll sie nun solvente Kunden ansprechen. Ein angesichts des unglaublich stark wachsenden Marktes wollen wir trotz des hohen Preises lieber keine Prognose über den Erfolg des neuen Konzepts wagen.

Exklusiv für den VW-Pritschenwagen

Der Name Geho kommt von Ulrich Gehrke-Hoog. Der Ingenieur, der jahrelang in der technischen Entwicklung von Volkswagen arbeitete, fand als Campingfan nie das Freizeitmobil, das er sich vorstellte. So entwickelte er es aufwendig selbst und schuf nach dem Eintritt in den Ruhestand seine eigene Firma, Geho Cab. Nach der Karriere des Firmengründers erübrigt sich zunächst auch die Frage, ob es seine Kabinen auch für andere Pritschenwagen, etwa den beliebten Mitsubishi L200 geben wird. Vorerst steht er fest zur Marke VW.

Mit dem 4,85 Meter langen Kora-Aufbau wird der VW Amarok in seiner Ausführung als Allradler zu einem knapp sechs Meter langen Offroad-Camper mit Ausstattung und Technik auf hohem Niveau. Der Aufbau selbst besteht aus ebenso leichtem wie stabilem karbonfaserverstärktem Kunststoff, die Bodengruppe beispielsweise wurde aus 10 Lagen Karbonfasermatte und 15mm Airex-Kern laminiert. So berichtet es die in die Entwicklung eingebundene Offroad-Leichtbaumanufaktur auf ihrem Facebook-Auftritt. Die Kabine ist ein durchgängig zweischaliges Monocoque aus Carbon-Aramid-Gewebe mit 15 mm starken Aramid-Wabenkern. Die Herstellung erfolgt im Vakuumverfahren. So wiegt die gesamte Leerkabine inklusiv Tür, 13 Fenstern und Dachluken lediglich 210 Kilogramm. Die Möbeleinbauten inklusiv Sitzecke, Doppelbett im Alkoven, Nasszelle mit Dusche, Kleiderschrank und Küche sind mit 410 Kilogramm fast doppelt so schwer, was im Übrigen erahnen lässt, wie wenig Gewicht die reine Optimierung der Leerkabine spart.

Rekord-Alkoven

Auf den ersten Blick wird klar: Einen so langen Alkoven im Verhältnis zur eigentlichen Kabine hat es in der Geschichte der Pickup-Kabinen wohl noch nicht gegeben. Das dürfte zwar insgesamt die statische Gewichtsverteilung verbessern helfen, bringt dafür aber nicht zu unterschätzende Herausforderungen im Bereich des dynamischen Schwingungsverhaltens mit sich. Man darf nicht vergessen, dass es sich beim Basisfahrzeug um einen Doppelkabiner handelt. Die Aufstandsfläche auf dem hinteren Rahmen, wo vorher die Pritsche befestigt war, ist nur gut anderthalb Meter lang und etwa einen Meter zwanzig breit. Eine feste abstützende Verbindung zur Fahrerkabine verbietet sich aber, weil der lange Fahrzeugrahmen ja weiterhin arbeiten können muss. Andernfalls wären auf Dauer Schwingungsbrüche an Rahmen und Karosserie vorprogrammiert. Geho setzt dort Gummidämpfer ein.

Sehen kann man sie nicht, weil der zwischen Dach und Alkoven mit einem Balg verschlossen ist. Das ist aerodynamisch vorteilhaft und gleichzeitig wärmeisolierend, aber nur möglich, weil es sich nicht um eine absetzbare Kabine handelt. Das allerdings ist in den Augen vieler potenzieller Kunden eine konzeptuelle Schwäche – viele satteln ihre Kabine gern ab, um bei einem längenen Aufenthalt an einem Platz mit dem Pritschenwagen mobil sein zu können. Andere wollen den Pick-Up außerhalb der Urlaubszeit anderweitig nutzen können – Steuer, Versicherung und/oder Stellplatz sind ja teuer genug.

Schicker als gewohnt

Von außen betrachtet ist der Geho Cab Kora edler und moderner als die Pick-Up-Reisemobile, wie man sie kennt. Abgedunkelte Fensterlinien, integrierte LED-Rückleuchten und bündige Designelemente – hier ist sichtbar viel Know-How aus der Autobranche eingeflossen. Betritt man die Kabine durch die Tür hinter dem rechten Radlauf, sieht man links die zu einem Bett umbaubare Sitzecke, rechts die Küchenzeile, gegenüber das kleine Bad und die Stufen hinauf zur Schlafgelegenheit. Die GFK-Möbel sind mit weißem Hochglanzlack bezogen, Abdeckungen oder Kochstellen wirken schicker als von den üblichen Reisemobilen gewohnt. Der Kochbereich nutzt eine Fläche auf der Stufe zum Alkoven hinauf mit, sodass es mit den versteckten Schubfächern und Ablagen genügend Stauraum in der Teilzeit-Winkelküche gibt.

Ähnlich intelligent sieht es gegenüber im an sich winzig kleinen Bad aus. Das lässt sich über klappbare Duschwände immerhin auf 90 x 110 cm erweitern. Zum Duschen stehen 90 x 70 cm zur Verfügung, während sich das Waschbecken über der chemiefreien Zerhacker-Toilette mit Keramikschüssel (Jabsco) hochklappen lässt. Im Alkoven über der Fahrgastzelle des VW Amarok steht ein Doppelbett mit einer Dimension von knapp zwei mal zwei Metern zur Verfügung. Wer mit mehr als zwei Personen unterwegs ist, kann in die untere Schlafgelegenheit wechseln, die sich aus der Sitzecke umbauen lässt. Wem die 13 Fenster und zwei Dachluken nicht reichen, kann auf Wunsch (3850 Euro) das gesamte Heckteil des Geho Cab Kora öffnen und die Sitzecke als überdachten Balkon nutzen. Wenn sie sich das nicht mal beim Traditionskonkurrenten Bimobil aus Oberpframmern bei München abgeschaut haben ... Über dem rechten Radlauf kann ein Außengrill aus dem Karbonaufbau herausgezogen werden. Links steht ein 115 Liter großes Staufach für Stühle, Tisch oder andere größere Campinggegenstände zur Verfügung.

Strom satt für den Induktionsherd

Die Stromversorgung stellt abseits der Landstromquellen eine opulente Solaranlage (zwei bis fünf Solbian SP 100 WP) mit Pufferspeicher (zwei bis vier 125 Ah LiFePO4) sicher, ja, die Kabine hat tatsächlich einen Induktionsherd (Neff Domino 54530 Flexinduktion)! Große Sprit- und Wassertanks verlängern die Autonomie. Ohne den VW Amarok als Basisfahrzeug kostet der Geho Cab Kora Aufbau üppige 112.000 Euro. Mit elektrischer Markise (3450 Euro) und anderen Sonderwünschen lässt sich der Kora leicht über 120.000 Euro teuer machen. Mit dem nackt mindestens 41.000 Euro teuren Tragfahrzeug VW Amarok 3.0 TDI kostet das Reisepaket dann schnell 170.000 Euro, Sonderausstattungen wie Offroad-Bereifung (2250 Euro), Geländefahrwerk (3780 Euro) noch gar nicht mitgerechnet. „Camping mit Kohle” eben.