Wankel-Wallfahrt: Mazda-Cosmo-Treffen in Deutschland

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Der Sound der kreisenden Kolben

An diesem Morgen biegen die ersten Shuttlebusse auf den Parkplatz und bringen die Cosmo-Eigner. Fast alle sind mit ihren Ehepartnern gekommen. Interessanterweise ist der Altersdurchschnitt gut gemischt. Sofort wird poliert und gewienert was das Zeug hält, sogar der Motorraum. Eine gute Gelegenheit, um einen Blick auf das Teil zu werfen, was einst NSU in Rage brachte. Der Zweischeiben-Wankel ist mit einem Vierfach-Vergaser von Hitachi und Doppelzündung für jeden Läufer (das Pendant zum normalen Kolben) ausgerüstet. Trotzdem nimmt das Aggregat nur wenig Platz unter der Haube ein und verliert sich fast im Motorraum. Umso erstaunlicher sind die Leistungsdaten: 110 PS bei 7000 Umdrehungen und eine Spitze von 185 km/h. Einige der Cosmo-Piloten lassen ihre Maschinen an: Das typische Wankel-Sirren vermisst man, es tritt zugunsten eines heiseren Brabbelns in den Hintergrund.

Pionier mit zwei Scheiben

Genau jener Motorsound sorgte anno 1967 für Zoff zwischen Mazda und NSU. Die Wankel-Pioniere aus Neckarsulm wollten mit dem Ro 80 auf der IAA glänzen, dem ersten Serienauto mit Zweischeiben-Kreiskolbenmotor unter der Haube. Und dann das: Ein halbes Jahr vorher zeigt Mazda den Cosmo Sport – ebenfalls mit zwei rotierenden Scheiben! Dabei forschten die Japaner zu diesem Zeitpunkt gerade einmal sechs Jahre an dem vermeintlichen Aggregat der Zukunft. Zwar wird der Ro 80 trotzdem zum Star der IAA 1967 (von der man Mazda fernhält), doch man war nur die Nummer zwei. Gut 42 Jahre später ist NSU längst Geschichte, einzig in Mazda hält dem Antriebsprinzip die Treue. Vielleicht erlebt der Wankelmotor ja als Antrtieb für Range Extender von Elektroautos eine Renaissance.

Unscheinbares Wankel-Eldorado

Auf geht es zum zweiten Tagesordnungspunkt, wir besuchen die Oldtimersammlung von Walter Frey. Den Cosmo-Modellen fährt ein nagelneuer Facelift-RX-8 zur Orientierung voran, denn das Ziel befindet sich im kleinen Dorf Heretsried, rund 20 Minuten von Gersthofen entfernt. Hier haben Frey und seinen Söhne nicht nur etwa fünf oder sechs alte Autos zusammengetragen: Beim Betreten der Halle steht dem Besucher der Mund offen. Hier gibt es so gut wie alles, was jemals mit Wankelmotor angetrieben wurde. Sei es ein Wasserski-Schleppgerät, diverse Motorräder oder sogar ein Flugzeug, bei Frey bleibt kein Wunsch offen.