Was kostet ein E-Auto?

Seite 5: Kostenrechner, Diskussionen

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Wenn die Politik hier steuern will, muss sie entweder die Stromabgaben auf Fahrstrom reduzieren oder die externen Umweltkosten auf fossile Treibstoffe aufschlagen. Für den Kunden bedeutet die derzeitige Situation, dass die erhofften deutlich niedrigeren Kosten eines E-Autos pro Kilometer in der Praxis häufig nicht realisierbar sind, sondern nur geringere Ersparnisse. Extrem günstige Fahrenergiepreise in Vergleichsrechnungen würde ich immer als Warnzeichen sehen, dass auch die anderen Werte zu schön sind, um wahr zu sein. Daher ist ein anderer Punkt eigentlich wichtiger: Planungssicherheit. Treibstoffpreise schwanken so stark, dass sie für die Zukunft nur geschätzt werden können. Fahrstrompreise über einen Ladeverbund sind bisher so stabil, dass man mit einiger Zuversicht mit ihnen rechnen kann.

Zu kompliziert! Wer rechnet es mir?

Es gibt viele Artikel wie diesen, in denen Kosten vorgerechnet werden. Die meiner Meinung nach realistischsten Kosten gibt der ADAC heraus. Der ADAC misst einen eigenen, recht realistischen Messzyklus für den Verbrauch, der unserer Realität erheblich näher kommt als die WLTP-Messung. Wenigstens diese Werte sollten Sie auf jeden Fall nutzen, denn sie sind wie gesagt brutto erhoben. Beim Rest sollten Sie beachten, dass der ADAC über 5 Jahre mit 15.000 km/Jahr rechnet und dass er zur Berechnung nicht die eigenen Messwerte, sondern die Zulassungs-Verbräuche verwendet – wahrscheinlich, weil er nicht zu allen Autos eigene Messwerte hat. Sie erhalten hier also bestenfalls ein Bild für Idealkosten nach NEFZ oder WLTP, je nach Zulassungszeit. Das mit den Idealkosten gilt jedoch auch für den Vergleichsverbrenner.

Über 5 Jahre ist ein E-Antrieb bei vielen Herstellern nur wenig günstiger als vergleichbar teure Verbrenner, und günstigere Verbrenner trotz Wartungsnachteil insgesamt günstiger. Über zehn Jahre kann die Rechnung schon anders aussehen, genauso wie bei doppelter Jahreslaufleistung.

Google spuckt bei „Elektroauto Kostenrechner“ viele weitere Rechner aus, jeder davon mit eigenen Problemen. Meistens sind die Annahmen intransparent, eine Mess-Doku wie beim ADAC fehlt (“so schätzen wir den Wertverlust“). Häufig fehlen ganze Kostenblöcke. Beliebt ist z. B., den schwer kalkulierbaren Wertverlust wegzulassen. Lässt man ihn aber weg, bleibt nur, die Gesamtanschaffungskosten des Autos über den Zeitraum anzusetzen (unsinnig, ein Auto verkauft sich nach 5 Jahren in der Regel noch sehr gut) oder den größten Kostenposten wegzulassen (ebenso unsinnig).

Es kommt drauf an

Der öffentliche Diskurs auch zu Elektroautos ist kaputt. Es gibt nur noch das heilige Elektroauto hier mit Sprüchen wie „Verbrenner fahren muss man sich erst mal leisten können“ und die kategorische Verdammnis dort: „Das wird nie was!“ Beide Extrempositionen sind in ihrer Pauschalität falsch. Es kann sich durchaus lohnen, ein E-Auto zu fahren, vor allem für Neuwagenkäufer, Flotten- und Firmenkunden. Dazu kommt das deutlich bessere Fahrverhalten und oft ein gutes Gefühl durch die umweltfreundlichere Antriebsvariante. Es kann aber genausogut günstiger sein, einen Verbrenner zu kaufen.