Weltmeister reloaded

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Das Laden mit Wechselstrom (AC) im öffentlichen Raum ergibt dagegen immer weniger Sinn. Zwar bietet der Leaf gegen 1047 Euro Aufpreis eine von 3,3 kW (Serie) auf 6,6 kW gestiegene Ladeleistung. Das aber ist vorwiegend ein Gewinn für die Heimladung. Auf der Reise ist die AC-Ladung nur ein Notbehelf.

Überhaupt, die Heimladung am eigenen Stellplatz: Sie bleibt das Fundament des Batterie-elektrischen Fahrens. Wer über Nacht lädt, hat im Regelfall keine Sorgen. Wenn das Stromtanken hier bald induktiv und netzdienlich erfolgt, steht der größeren Verbreitung wenig im Weg.

Zum wiederholten Mal sehe ich mich in der Pflicht, das Bezahlsystem der öffentlichen Ladeinfrastruktur zu kritisieren. Wenn selbst ein erfahrener Nutzer niemals sicher sein kann, dass die Identifikation an der Säule verlässlich arbeitet und damit der Strom fließt, ist das ein Armutszeugnis. Hier liegt eine elementare Schwäche des batterie-elektrischen Fahrens an sich. Dass es anders geht, zeigt Tesla Motors: Dort sind alle Supercharger sowie die aktuelle Entfernung dahin feinsäuberlich im Navigationssystem aufgeführt. Und wenn der Besitzer an einem der Schnellladepunkte (Leistung: 120 kW) angekommen ist, muss er sich nicht mit Plastikkarten, RFID-Dongles oder Apps identifizieren. Das erledigt der Wagen per Softwarekommunikation selbst. Nur so ist es richtig, und nur so ist es massenkompatibel.

Viel Platz, wenig Übersicht

Zurück zum Nissan Leaf. Er überzeugt im Alltag durch den elektrotypischen Dampf, der an der Motorleistung von 80 kW (109 PS) nur unzureichend ablesbar ist. Weil die Beschleunigung ohne jede Verzögerung beginnt (11,5 Sekunden bis 100 km/h, 144 km/h Spitze) und kontinuierlich anhält, ist man von der Ampel weg meistens am schnellsten. Zugegeben, bei steigender Geschwindigkeit geht dem Leaf die Puste aus, aber bis sich Batterie-elektrische Autos auf der Autobahn heimisch fühlen, wird ohnehin noch viel Zeit vergehen. Im Grundsatz ist die Fahrt im Leaf entspannt und souverän, wozu auch das hohe Komfortniveau durch eine gute Federung sowie leise Fahrgeräusche beiträgt.

Auch Platz ist ordentlich vorhanden. Das Kofferraumvolumen von 370 Litern ist größer als beim Volkswagen e-Golf (341 Litern), dem wichtigsten Konkurrenten. Allein die Übersichtlichkeit ist mangelhaft und ein Grund, zur Ausstattungsversion Tekna zu greifen, bei der Rundumkameras zum feinen Zirkeln in Parklücken helfen.

Nissan hat den Leaf kostenfrei zur Verfügung gestellt. Den Strom wurde je nach Ladepunktbetreiber mal vom Autohersteller, mal vom Autor und mal vom lokalen Versorger bezahlt. (fpi)