Der ADAC hat 25 Betriebe getestet

Werkstatt-Test: Qualität kostet

Der ADAC hat freie Werkstattketten und Vertragswerkstätten verglichen. Bei Preisen und Ergebnissen offenbarte der aktuelle Test deutliche Unterschiede

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 15 Kommentare lesen
6 Bilder
Lesezeit: 5 Min.
Von
  • mfz
Inhaltsverzeichnis

München, 23. August 2012 – Der Servicebedarf moderner Autos sinkt durch längere Wartungsintervalle seit Jahren. Doch ab einem gewissen Alter beginnen die Reparaturen und manch einer zieht dann in Erwägung, die teure Vertragswerkstatt zu meiden. Bei den meisten Herstellern endet die Kulanz ohnehin nach spätestens fünf Jahren, und auch auf dem Gebrauchtwagenmarkt wird ein vom Vertragshändler abgestempeltes Serviceheft zwar gern genommen, aber meist nur gering honoriert. Als Alternativen für Inspektionen und Reparaturen bieten sich neben freien Werkstätten auch Ketten wie A.T.U oder der Bosch Car Service an. In einem aktuellen Werkstatttest verglich der ADAC diese beiden mit Niederlassungen der Hersteller.

Fünf Mängel

Der Club hat die Werkstätten mit Fahrzeugen der Modelle Audi A3, BMW 1er und Mercedes A-Klasse sowie Renault Mégane und VW Golf 5 getestet. Vor der Prüfung wurden die Fahrzeuge mit fünf Mängeln präpariert: Ein verstelltes Scheinwerferlicht, eine defekte Kennzeichenleuchte, ein ausgehängter Auspuffendtopf, ein zu niedriger Kühlmittelstand und ein Ersatzrad mit zu wenig Reifendruck. Arbeitet der Mechaniker die vom Hersteller vorgegebene Liste ab, müsste er alle Fehler finden. Das ist keine Schikane, sondern schlicht das, was der Kunde in Auftrag gibt und letztlich auch bezahlen muss. Die Arbeitsleistung wurde im Test mit 60 Punkten, der Service mit maximal 40 Punkten bewertet. Punktabzug gab es, wenn wesentliche Serviceleistungen fehlten oder Zusatzarbeiten ohne vorherigen Auftrag ausgeführt wurden. Letztere müsste der Kunde übrigens auch nicht bezahlen.

Große Unterschiede

Bei der Qualität lagen zwischen den freien Werkstattketten und den Vertragswerkstätten im Test allerdings Welten. Bei Bosch arbeiteten nur zehn der 25 getesteten Betriebe fehlerlos. Der Bosch Car Service-Betrieb in Hamburg erhielt mit 17 von 100 möglichen Punkten sogar eine der schlechtesten Bewertungen, die in den 42 Jahren des ADAC Werkstatt-Test vergeben wurde. Im Gesamtergebnis waren die getesteten A.T.U-Betriebe noch schwächer. Hier patzten 18 von 25 Filialen. Die Erfolgsquote beträgt bei A.T.U also nur 28 Prozent. Dagegen haben 88 Prozent der 25 geprüften Vertragswerkstätten alle Fehler gefunden. Mercedes und Renault schneiden durchweg mit „sehr gut“ ab, ein Berliner Mercedes-Betrieb erreichte sogar die vollen 100 Punkte. Nicht ganz makellos ist die Bilanz von Audi, BMW und VW. Aus den jeweils fünf in deutschen Städten durchgeführten Stichproben erreicht Audi in Leipzig nur ein „befriedigend“, BMW – ebenfalls in Leipzig – nur ein „ausreichend“, VW in München ein „gut“. Die übrigen Durchgänge wurden alle mit „sehr gut“ bewertet, alle Fehler wurden gefunden und auch der Service stimmte.

Qualität hat ihren Preis

Die bessere Qualität der Vertragswerkstätten kostet allerdings ordentlich Geld: Im Falle des BMW 1ers kostet die Stunde beim BMW-Händler 158 Euro, was in diesem Test am teuersten war. Der Boschdienst nahm mit 75 Euro pro Stunde nicht einmal die Hälfte. Und auch Ersatzteile und Schmierstoffe sind bei den Händlern deutlich teurer. Das Öl kostet für die A-Klasse in der Vertragswerkstatt 28 Euro je Liter, bei Bosch vergleichsweise bescheidene 13 Euro. Für den Renault Mégane unterscheidet sich der Preis pro Liter nur um drei Euro.