Zeitung: Audi entwickelt A1 e-tron gegen den Willen von VW

Zeitung: Audi entwickelt A1 e-tron gegen den Willen von VW

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Von
  • Martin Franz

Der Automobilhersteller Audi legt sich bei der geplanten Serienproduktion von Elektroautos angeblich mit der Konzernmutter Volkswagen an. Der Ingolstädter Hersteller wolle gegen den Willen der Wolfsburger sein eigenes Antriebskonzept durchsetzen, heißt es in einem Bericht der Financial Times Deutschland am heutigen Montag. „Bei VW wird das nicht gerne gesehen“, habe ein "Insider" der Zeitung gesagt. In Wolfsburg sei von einem „Anarchoprojekt“ die Rede, das Audi im Alleingang und ohne Rückhalt des Mutterkonzerns betreibe. Ganz neu wäre diese Erfahrung zumindest nicht, denn schon bei der Entwicklung der ersten Dieselmotoren mit Direkteinspritzung vor Jahrzehnten konkurrierten Audi-Ingenieure mit den Kollegen aus Wolfsburg.

Audi plane die Serienfertigung von Elektroautos mit einem Wankelmotor, schreibt die FTD. Dieser lädt den Akku des Elektromotors während der Fahrt wieder auf, wenn der gespeicherte Strom zur Neige geht – kurz: ein Range-Extender-Antrieb mit Wankelmotor. Die Konzernzentrale setze dagegen auf den konventionellen Hybridantrieb, bei dem ein Elektro- und Verbrennungsmotor das Auto gemeinsam bewegen, oder auf reine Elektrofahrzeuge.

Ob der Audi A1 e-tron mit einem Wankelmotor als Range Extender in Serie geht, ist noch nicht entschieden.

(Bild: Audi)

Für Audi-Chef Rupert Stadler ist eine Serienfertigung des bereits auf Automobilmessen vorgestellten Elektroantriebs mit einem Wankelmotors laut FTD ein Prestigeobjekt. Ein offizieller Beschluss, ob die Elektroautostudie mit einem Wankelmotor (A1 e-tron) in Serie gehen soll, sei noch nicht gefallen. "Es gibt noch keine grundsätzliche Entscheidung über die Serienfertigung", sagte ein Audi-Sprecher der Zeitung. Die Vorstände des Ingolstädter Autobauers wollen Anfang Februar erneut über den A1 e-tron beraten, wie die Zeitung unter Berufung auf Unternehmenskreise schriebt. Bei VW passe der Plan der Bayern vor allem dem Elektrobeauftragten des Konzerns, Rudolf Krebs, nicht ins Konzept.

Von wem sie diese Einschätzung hat, schreibt die FTD nicht. Das gilt auch für die Behauptung, dass in der Branche Mazda als Lieferant für den Wankelmotor "gehandelt wird". Tatsächlich ist im von dem Entwicklungsienstleister AVL entwickelten Range-Extender-Antrieb für den e-tron ein sehr kompakter Wankelmotor verbaut, für den es bisher kein Serienvorbild gibt. Dass Volkswagens Ablehnung durch eine gemeinsame Elektroautostrategie begründet ist, widerspricht im Übrigen dem erklärten Ziel des Konzerns, mehrgleisig zu fahren. Mit dem Golf TwinDrive zum Beispiel zeigte der Autobauer, dass er durchaus verschiedene Hybridkonzepte prüft.

Der Wankelmotor ist für einen Range Extender unter bestimmten Bedingungen sehr attraktiv, weil er sehr kompakt, leicht und laufruhig ist. Besonders bei Fahrzeugen für Kurz- und Mittelstrecken fällt auch sein prinzipieller Verbrauchsnachteil nicht übermäßig ins Gewicht. In einem Fahrzeugkonzept wie dem VW Up! wäre es aufgrund der geringen Maße des Wankelmotors durchaus denkbar, ein Elektroauto mit und ohne Range Extender anzubieten. (dpa) (mfz)