Eine Probefahrt auf der Vespa Primavera in ihrer aktuellen Neuauflage

Zweiter Frühling

Sie ist neu und sieht doch nicht völlig anders aus als die erste Primavera von 1968. Gut so! Denn diese Vespa ist nicht irgendeine, sie gilt als das wichtigste Modell des Roller-Erfinders im italienischen Pontedera

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Von
  • Ingo Gach
Inhaltsverzeichnis

Barcelona, 17. November 2013, – Sie ist neu und sieht doch nicht völlig anders aus als die erste Primavera – auf deutsch „Frühling“ – von 1968. Gut so! Denn diese Vespa ist nicht irgendeine, sie gilt als das wichtigste Modell des Konzerns im italienischen Pontedera, der seit 1946 nicht weniger als 18 Millionen Roller gebaut hat. Für Piaggio ist das eine sehr ernsthafte Angelegenheit. Die optischen Retuschen und Verbesserungen im technischen Detail werden von der Konzernführung mit Argusaugen überwacht: Die selbsttragende Karosserie aus Stahlblech, der untertassengroße Scheinwerfer und die kleine Reifen durften nicht angetastet werden.

45 Jahre nach ihrer Premiere erlebt die Vespa Primavera ihren zweiten Frühling. Sie löst die Nachfolgerin ihrer Vorgängerin, die Vespa PX, ab. Die neue Primavera wuchs in der Länge auf 1860 mm und im Radstand auf 1340 mm, dafür sank die Sitzhöhe auf nun 780 mm. Was nichts anderes bedeutet, dass Fahrer/in und Beifahrer/in – der Frauenanteil unter Vespabesitzer/innen ist sehr hoch – nun mehr Platz haben und mit den Füßen schneller den Boden erreichen.

Vier Motoren

Die Primavera tritt gleich mit vier verschiedenen luftgekühlten Motoren zur Auswahl an: zwei 50-Kubikzentimeter-Motörchen – ein Zweitakter und ein Viertakter – sowie zwei größere Viertakt-Aggregate mit 125 und 150 ccm, wobei Letzterer wohl nicht den Weg über die Alpen zu uns finden wird. Berechtigte Hoffnungen setzt Piaggio vor allem auf den Achtelliter-Antrieb mit drei Ventilen und ordentlichen 10,7 PS. In dieser Hubraumklasse sind die Zahlen hinter dem Komma noch von Interesse. Einspritzung und Kat reduzieren die Emissionen – blauer Qualm und lautes Zweitaktgeknatter wie bei der ersten Primavera sind Vergangenheit. Ganz wichtig ist den Entwicklern auch, dass der Einzylindermotor nun um 40 Prozent weniger Vibrationen produziert.

Aufsitzen und wohlfühlen

Das Geheimnis der Vespa Primavera liegt wohl in ihrer Unkompliziertheit. Aufsitzen und sich wohlfühlen. Alles passt, nichts wirkt gewöhnungsbedürftig. Selbst Novizen und Grobmotoriker haben sofort ihre Erfolgserlebnisse. Zündung an, kurz einen der beiden Bremshebel ziehen, E-Starter drücken, Gas aufdrehen und die Wespe surrt los. Schalten braucht man nicht, eine automatische Fliehkraftkupplung und eine stufenloses Automatikgetriebe machen die linke Hand arbeitslos. Gut, man könnte sie zum Betätigen des linken Bremshebels benutzen, der auf die hintere Trommelbremse einwirkt, meistens aber reicht der Einsatz der vordere Scheibenbremse, um das vollgetankt 125 kg-Fliegengewicht zu stoppen.

Verbesserungen im Detail

Die vordere Einarmschwinge mit Monofederbein wurde modifiziert. Sie soll nicht nur besser ansprechen, sondern auch verwindungssteifer sein. An der Front leuchten jetzt unter dem obligatorischen runden Scheinwerfer auf dem breiten Beinschild und am Heck zwei senkrechte LED-Bänder, damit kein schlaftrunkener Autofahrer den kleinen Roller übersieht.