Defenders of the Crown

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Natürlich bestreitet der Pressetext das vehement. Alles wie früher! Es gibt hier nichts zu sehen! Die begleitenden Bilder zeigen den neuen Defender im Bach, im Geröll, im Matsch, selten auf der Straße. Toll. Macht Lust auf Abenteuer. Alte Defender-Freunde sind nicht überzeugt. Ich erinnere mich an ein Bild von den Testfahrten in Kenia, mit einem Hinterrad weit in der Luft und ich dachte: Hm. Das wär halt mit dem alten Fahrwerk so nicht passiert. Der neue Defender wird also offroad nicht dasselbe können wie der alte Defender. Er wird auf seine eigene Art gut sein mit Elektronik und all der anderen Technik aus der Konzernkiste. Vor allem aber wird der neue Defender auf der Straße in allem brillieren, womit der alte Defender nervte.

We‘re On A Road To Nowhere

Der neue Defender hat ein Alu-Monocoque mit Einzelradaufhängung. Damit wird er auf der Straße fahren wie andere Autos, auf denen „Land Rover“ oder „Range Rover“ steht. JLR kann ihn mit derselben Technik fertigen wie die anderen Modelle des Konzerns. Wie die Marktwirtschaft ist auch dieser Schritt sehr einfach nachvollziehbar: Wer ganz dringend nach Dreck sucht, durch den er fahren kann, wird immer noch über 90 Prozent der gefahrenen Kilometer (wenn auch natürlich nicht 90 Prozent der Zeit) auf Asphalt zurücklegen.

Wenn dann ein bisschen Dreck möglich wird, dann meistens in Form von Pisten, auf denen es ganz ehrlich egal ist, ob du einen alten Defender, einen neuen Defender oder einen gammeligen Opel Corsa fährst. Meistens gibt es dort mehr Mobil-Empfang als bei uns im deutschen #Neuland. Wenn etwas passiert, wird niemand im Zelt wohnend eine Getriebereparatur durchführen, also ist es auch wurscht, wenn das beim neuen Modell schwierig wäre.

Das ist die Umwelt, in der sich ein neuer Defender behaupten muss. Ganz folgerichtig gibt es daher ein Ausstattungspaket „Urban“ voller reinem Optiktuning. JLR rechnet mit einer Kaufquote von 30 Prozent. Eher mehr als 30 Prozent der verkauften Modelle werden sowieso ständig in den Städten stehen. Erstens brauchst du ja das Kapital, das sich mehr in Städten versammelt, und zweitens brauchst du für einen Kauf den Einfluss der Mode, der in den Städten stets stärker wirkt.

Diese Umwelt erklärt sehr gut die Machart des neuen Defender. „Ich verstehe dieses Auto nicht“ geht für mich also in eine ganz andere Richtung als für den Defender-Freund: Der neue Defender ist ein teurer Protzklumpen mit sänftenhaftem Komfort, der im Matsch selbst auf Straßenrädern recht weit kommt. Wie unterscheidet sich das Ding dann noch vom Range Rover? Eine Probefahrt wird es zeigen. Mein Geld liegt auf: hauptsächlich in der Optik. (cgl)