c't Fotografie für Einsteiger - Teil V: Belichtungsprogramme und Belichtungsmessen

Kameras bieten diverse Belichtungs(halb)automatiken, die den Fotografen beim Fotografieren unterstützen: Sie entscheiden, welchen Wert Sie konstant halten wollen und die Kamera wählt die restlichen Paramater automatisch.

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Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Peter Uhl
  • Martina Walther-Uhl
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Bei Kameras können Sie in der Regel frei wählen, ob Sie die Belichtung lieber allein einstellen möchten oder ob Sie Ihre Kamera an der Arbeit teilhaben lassen, diese also zu Ihrem Assistenten machen. Dazu können Sie am Kameragehäuse oben mit einem Drehknopf wählen, mit welchem Belichtungsprogramm Sie fotografieren möchten. Die Buchstaben, mit denen die einzelnen Programme abgekürzt sind, lauten:

  • Av (bei Canon) oder A (bei Nikon) für Blendenvorwahl (= Zeitautomatik),
  • Tv (bei Canon) oder S (bei Nikon) für Zeitvorwahl (= Blendenautomatik),
  • P für Programmautomatik
  • und M für manuelles Belichten.

Belichtungsprogramme von Kameras

(Bild: Humbold)

Wir empfehlen Ihnen, mit der Blendenvorwahl Av / A zu fotografieren. Bei der Blendenvorwahl können Sie im Großen und Ganzen sicher sein, dass Ihr Bild richtig belichtet wird. Sie stellen gezielt die Blende ein und die Zeitautomatik ermittelt für Sie die notwendige Verschlusszeit, um das Bild richtig zu belichten. Sie müssen jetzt nur noch darauf achten, dass die Zeit kurz genug ist, damit Sie beim Fotografieren ohne Stativ das Bild nicht verwackeln. Bei relativ weit geöffneter Blende und normaler Lichtsitua­tion reicht die Belichtungszeit meist dafür aus.

Was tun bei beweglichen Motiven?

(Bild: Humbold)

Auch zum Errechnen der richtigen Belichtung Ihres Bildes bietet Ihnen die Kamera verschiedene Messmethoden an. Sie unterscheiden sich dadurch, dass für die Berechnung der richtigen Belichtung von der Kamera jeweils verschieden große Bereiche des Sucherausschnitts berücksichtigt werden. Entsprechend der Größe des Messbereichs sind auch die Namen der Messmethoden gewählt.

Bei der Selektiv- und der Spotmessung wird nur ein kleiner Bereich in der Mitte des Bildes zur Belichtungsmessung verwendet. Dies bietet die Möglichkeit, ausschließlich einen bestimmten kleinen Bereich für die korrekte Belichtung anzumessen, beispielsweise bei Lichtsituationen mit hohem Hell-Dunkel-Kontrast.

Bei der mittenbetonten (Integral-)Messung haben Sie im Allgemeinen die höchste Trefferquote hinsichtlich richtiger Belichtung, da ein großer Teil des Bildes (ca. 70 %) in die Berechnung einfließt und oftmals der Bildausschnitt von Fotografien so gewählt wird, dass das Motiv mehr oder weniger in der Mitte des Bildes positioniert ist.

Bei der Mehrfeldmessung fließt der gesamte Bildausschnitt in die Belichtungsmessung ein. Die Mehrfeldmessung ist recht zuverlässig, kann jedoch bei starken Hell-Dunkel-Kontrasten zu Fehlbelichtungen führen.

Damit Sie nun nicht immer in den verschiedenen Lichtsituationen zwischen den einzelnen Messmethoden hin und her springen müssen, empfehlen wir Ihnen, immer mit der gleichen Messmethode zu arbeiten. Am besten mit der mittenbetonten Messung und, falls Sie mit dem Ergebnis nicht ganz zufrieden sind, die Belichtung für die Folgeaufnahme mit der sogenannten Plus-Minus-Taste (+/−), der "Geheimtaste" zur Belichtungskorrektur, zu korrigieren.

Wenn Sie mit den oben beschriebenen Halbautomatiken Av / A (Blendenvorwahl) oder Tv / S (Zeitvorwahl) oder mit P (Programmautomatik) fotografieren, und mit dem Belichtungsergebnis nicht zufrieden sind, haben Sie die Möglichkeit mit der Plus-Minus-Taste (+/−) eine Belichtungskorrektur vorzunehmen. In den Programmen Tv /S, Av / A und P können Sie ausschließlich über diese Taste Einfluss auf die Belichtung nehmen, niemals über ein Verstellen des ISO-Wertes oder indem Sie die Blende oder die Zeit verändern. Denn in den Programmen Av / A, Tv / S und P würde die Kamera, wenn Sie einen der drei Werte ISO, Blende oder Zeit verändern, gleich wieder so gegenrechnen, dass bei der Folgeaufnahme das Foto genauso hell oder dunkel erscheint, wie vor der Korrektur. Die Kamera hat eben auch ihre eigene Vorstellung davon, was die richtige Belichtung für ein Bild ist. Dies muss aber nicht unbedingt Ihren Wünschen entsprechen. Wenn zum Besispiel ein starker Hell-Dunkel-Kontrast zwischen Motiv und Umgebung vorliegt, kommt es vor, dass das eigentliche Motiv durch die von der Kamera ermittelten Werte zu hell oder zu dunkel belichtet wird. Wenn Sie bei der Einstellung Av / A mit der Belichtungskorrektur die Helligkeit des Bildes verändern, ändert sich bei der Aufnahme die Belichtungszeit. Aber Achtung: Bei Korrektur in Richtung "minus" wird die Belichtungszeit kürzer, bei Korrektur in Richtung "plus" wird die Belichtungszeit länger:

Die Wirkung der Belichtungskorrektur in Bildbeispielen

(Bild: Humbold)

Über die Plus-Minus-Taste (+/-) reden wir gern als die Geheimtaste, und zwar deshalb, weil die Kameraautomatik diese Taste nicht "kennt". Denn wenn sie sie kennen würde, würde die Kamera wieder gegensteuern, um das Bild so zu belichten, wie sie es für richtig hält.

Im letzten Teil unserer kleinen c't Fotografie-Grundlagenserie für Einsteiger klären wir verschiedene Begriffe, wie etwa den der Serienaufnahme, wir zeigen die Wirkung von Objektivbrennweiten und sagen, was ein Cropfaktor ist.

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Dieser Artikel ist ein Auszug aus "Grundlagen Tierfotografie", erschienen im humboldt-Verlag

(keh)