20 Jahre UMTS-Auktion: 100 Milliarden für ein paar Megahertz

Seite 2: Das Quam-Desaster

Inhaltsverzeichnis

Symbolbild: Dieser Flyer von 2002 sollte sich als prophetisch erweisen – schon im Oktober ging Quam baden.

(Bild: Screenshot)

Mit Quam wollten die drei einen weiteren Mobilfunker auf dem deutschen Markt etablieren. Eine UMTS-Lizenz für 16 Milliarden Mark sollte der Schlüssel zum Erfolg sein. Als virtueller Netzbetreiber auf dem E-Plus-Netz gestartet, sollte für Quam mit UMTS ein eigenes Netz aufgebaut werden. Doch musste Quam die Lizenz zurückgeben, weil die vorgegebenen Ausbauziele nicht erfüllt wurden. Die mit viel Tamtam lancierte Marke erwies sich als kolossaler Flop: Im Sommer 2002 zogen die Eltern schon nach einem Jahr den Stecker.

Auch Mobilcom hat sich an der UMTS-Geschichte fast übernommen. Die teure Lizenz brachte den Reseller an den Rand der Pleite. Der norddeutsche Mobilfunkprovider hatte sich mit seinem Partner France Télécom überworfen und mit den Netzkosten übernommen. 2002 stand das Unternehmen kurz vor der Insolvenz und zog die Notbremse. Wie Quam gab Mobilcom seine Lizenz zurück. In beiden Fällen gab es noch jahrelange Rechtsstreitigkeiten. Das Spektrum wurde mit der Frequenzauktion im Mai 2010 dann wieder versteigert.

Für die anderen wurde UMTS durchaus eine Erfolgsgeschichte, allerdings später als erwartet und nach einem schweren Kater. "Im Nachhinein muss man sagen, war es ein massiv zu teuer erkaufter Sieg, da die teils hoch verschuldeten Firmen anschließend nicht mehr genug Geld für einen umfassenden Netzausbau hatten", meint der Telekommunikationsexperte Torsten Gerpott. "Funklöcher von damals bestehen mancherorts noch heute."

In Zeiten, als Mobilfunk noch nach Minuten und verschiedenen Tageszeittarifen abgerechnet wurde, war UMTS ein Luxusgut. Ab 2004 gab es die ersten UMTS-Tarife. Eine PCMCIA-Karte für Laptop kostete bei Vodafone 360 Euro – gebündelt mit einem Laufzeit-Datentarif, versteht sich. Und die hatten es bei allen Anbietern in sich: Eine "Flat" mit 500 Megabyte Verkehrsvolumen kostete bei T-Mobile zur Einführung 110 Euro im Monat.

Erst zum Ende des ersten Jahrzehnts steigen die Nutzerzahlen auf signifikante Werte. 2010 ging jedes fünfte der über 100 Millionen Handys im Land regelmäßig ins Internet; 65 Millionen Gigabyte flossen durch die Mobilfunknetze. Weitere zehn Jahre später zählt die RegTP, inzwischen längst zu Bundesnetzagentur umfirmiert, über 140 Millionen Mobilfunkanschlüsse im Land, die fast alle "online" sind.

Inzwischen hat die vierte Mobilfunkgeneration LTE das Versprechen von UMTS eingelöst. Die Netzbetreiber von damals gibt es immer noch, nur heißen sie jetzt anders. T-Mobil ist wieder die Telekom und aus Mannesmann wurde Vodafone. Viag Interkom wurde erst in O2 umfirmiert und dann von Telefónica übernommen, die so Jahre nach dem Quam-Desaster doch noch zu einer deutschen Tochter kamen und 2014 auch E-Plus schluckten.

Die teuersten Lizenzen der deutschen Mobilfunkgeschichte laufen Ende des Jahres ab. Das Spektrum wurde mit anderen Frequenzen im 3,6-GHz-Band bereits im vergangenen Jahr neu verteilt: Mit 6,5 Milliarden war das Gesamtpaket vergleichsweise günstig zu haben. Die Frequenzen sollen jetzt dem Aufbau der nächsten Mobilfunkgeneration 5G dienen. Damit läuft die Zeit für UMTS nach zwanzig Jahren ab. Alle drei Netzbetreiber wollen UMTS in ein bis zwei Jahren abschalten.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier eine externe Umfrage (Opinary GmbH) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Opinary GmbH) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

(vbr)