Admin-Horrorladen: Ihre Geschichten

Seite 5: Oh, Scheiße!

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Ein hippes junges Unternehmen in den 90ern residierte in einem Glasfassaden-Gebäude im Dachgeschoss. Man hatte einen herrlichen Ausblick auf Frankfurt, auf die A5 (so wussten manche Mitarbeiter schon vor dem Losfahren, wie lange sie im Stau stehen würden). Es gab auch eine mehr oder weniger geduldete Dachterrasse. Alles in allem recht annehmlich. Ein signifikanter Nachteil der Location trat immer wieder in Sommer zu Tage. Die Räumlichkeiten heizten sich brachial auf.

Der Server-Raum war eine entkernte Küche, aber leider ohne Klima-Anlage. Es kam, wie es kommen musste: Die Temperatur stieg in der Server-Küche auf weit über 40 Grad. Die ersten Warnmeldungen der Server liefen ein. Die Anschaffung der Klimaanlage (Chef-Büro und Server-Raum) wurde beschlossen. Dummerweise hat so ein Gerät im Hochsommer einige Tage mehr an Lieferzeit.

Die Server jammerten immer lauter. Die Türen zu den Büros zu öffnen, war wegen der Lärmbelastung nicht möglich. Da es draußen trotz der sommerlichen Temperaturen deutlich kühler war, schien es, als könne man mit offenen Fenstern am Tage und offenen Türen in der Nacht die Zeit bis zur Lieferung der Klimaanlage überbrücken.

Ein weiterer heißer Tag lief an, Kaffee diente mittlerweile schon als Kaltgetränk. Ich lief an der Server-Küche vorbei. Neben dem latenten Soundgebaren stieg mir ein undefinierbarer Geruch in die Nase – leicht ätzend.

Doch darum musste ich mich später kümmern, denn es gab einen Notfall. Eine Kollegin hatte gerufen, weil der Internetzugang klemmte. Okay, wie erwartet konnten alle lokalen Ressourcen erreicht werden, bis auf den Router … Moment, der Router steht in der Server-Küche – der unangenehme Geruch!

Tür auf, Geruch wird beißender, leicht verbrannt mit einer Note von verschmortem Elko. Unser Router wies auf der Oberseite an einigen Kühlschlitzen eine deutliche Verfärbung auf: schmierig weiß und grau-grün. Dann hörte ich schräg hinter und über mir für einen Server-Raum seltsame Geräusche: Rascheln und Gurren. Auf unserem Rack saß – eine Taube. Warum sie durch das offene Fenster in diese Sauna geflogen ist, wird immer ein Rätsel bleiben. Aber Fakt bleibt: Sie hat unseren Router ausgeschissen.

Moral: Wer beizeiten für sinnvolle Kühlung sorgt, muss sich nicht mit verderblichem Geflügel herumschlagen.