Augmented Reality: Was ist real, was ist virtuell?

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"Die Anwendung soll helfen, die AR-Technik in die echte Welt zu holen", sagt Hedegaard. "Unser Tool hilft dabei, viele verschiedene Kleidungsstücke auszuprobieren, die man sonst wohl niemals anziehen würde. Der User kann dann sehen, ob es denn körperlich und ästhetisch passt."

AR-Werkzeuge sind jedoch nicht nur für Museen und E-Commerce-Anwendungen geeignet. MacIntyre arbeitet mit der Lebensmittelforschungsabteilung am Georgia Institute of Technology zusammen, um neue Methoden zu entwickeln, die Tierkontrollen verbessern sollen. So soll es möglich sein, dass sich Inspektoren von der Lebensmittelkontrolle über Displaybrillen mit Arbeitern in einer Geflügelfabrik verständigen können, die am Band stehen. "Das ist ein schwer zu lösendes Problem", sagt MacIntyre. Die Arbeiter müssten ihre Hände frei haben. "Es ist außerdem so laut, dass die Tonübertragung nicht funktioniert. Wir arbeiten an Head-Mounted-Displays und außerdem an Projektionssystemen, über die Informationen eingeblendet werden könnten."

Das "Everyday Computing"-Labor am Georgia Institute of Technology arbeitet außerdem an AR-Systemen, über die Büroarbeiter die Wände ihrer Büroeinheiten als eine Art "Zusatzgehirn" nutzen können. An die Wände würden Bilder von Dokumenten, Aufgaben und Gesprächen geworfen, die mit anderen Personen geführt wurden. So kann man sich leichter erinnern und auf wichtige Informationen schneller zugreifen. Die meisten AR-Forscher denken allerdings, dass die Technik zuerst in Unterhaltungselektronik auftaucht, bevor es praktische Anwendungen im Bereich der Industrie, Medizin oder beim Militär gibt. MacIntyre sieht das auch so.

Steven Feiner, Direktor am Computer Graphics and User Interface Lab der Columbia University, meint, dass es am einfachsten sei, AR-Systeme zu schaffen, die von möglichst vielen Benutzern eine kurze Zeit lang genutzt werden können - auf ganz bestimmten Anwendungsfeldern. Gemeint sind damit unter anderem Videospiele. An Feiners Labor wird mit Hilfe von Microsoft Research-Forschungsgeldern derzeit an AR-Spielen gearbeitet. Interessiert ist Feiner vor allem an durchsichtigen Displays, die entweder am Kopf getragen oder in der Hand gehalten werden. Die Technik soll in einer Umgebung benutzt werden, in der es schon eine große Anzahl anderer Displays und Geräte gibt, mit denen man interagieren kann. Daraus sollen dann so genannte hybride Benutzerschnittstellen werden. "Systeme, die die physischen mit den virtuellen Welten vermischen, könnten unsere Sichtweise dieser Welten revolutionieren", meint MacIntyre.

Von Michelle Delio; Übersetzung: Ben Schwan. (wst)