Augmented Reality: Was ist real, was ist virtuell?

Das Augmented-Environments-Labor am Georgia Institute of Technology arbeitet daran, dass die durch Computer erweiterte Wahrnehmung den Alltag durchdringt.

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Von
  • Michelle Delio
Inhaltsverzeichnis

Stellen Sie sich vor, Sie spazieren über einen viktorianischen Friedhof im Süden Amerikas. Das Gelände ist dicht bepflanzt mit alten Bäumen, bewachsen mit spanischem Moos. Und: Sie können Bilder der Menschen sehen, die unter den zerfallenen Grabsteinen liegen - und zuhören, wie sie ihre Geschichte erzählen. Das "Augmented Environments"-Labor am Georgia Institute of Technology hat eine solche "Augmented Reality"-Tour für den Oakland-Friedhof in Atlanta geschaffen, die den Besuchern genau das Geschilderte ermöglicht.

Bei einem der kürzlich durchgeführten Testläufe trugen die Besucher Laptops in ihren Rucksäcken und nutzten alte Spielkonsolen-Controller, um über den Friedhof zu navigieren. Sobald sie sich bestimmten Gräbern näherten, hörten sie die nachempfundenen Stimme des ersten Menschen, der dort begraben wurde - ein Kind, das die Schlacht von Atlanta im amerikanischen Bürgerkrieg miterlebte. An einer anderen Stelle ertönten die Worte eines Lokalhistorikers, der im Jahr 2000 starb. Das Tonmaterial, das Informationen aus persönlichen Dokumenten enthält, wurde über ein drahtloses Netzwerk an die Rechner gesendet. Das Team des Georgia Institute of Technology arbeitet derzeit daran, der Tour noch einige passende Geister-Bilder zu verpassen, die die Benutzer dann über ein Display sehen können, das sie wie eine Brille tragen. Die Geister sollen dann über RFID-Tags an den Gräbern aktiviert werden.

Im Gegensatz zur virtuellen Realität, bei der die Benutzer in einer gänzlich neuen, digitalen Umgebung stecken, versucht die Augmented Reality (AR), die Sinneseindrücke, die der User von seiner Umwelt erfährt, um computergenerierte Informationen zu ergänzen. Die Benutzer sehen die reale Welt, die durch digitale Informationen ergänzt wird. Sie überlagert dabei das echte Bild - genutzt werden dafür zumeist tragbare Displays. Technisch ist das allerdings nicht trivial - weil jeder Mensch die Welt anders wahrnimmt, stehen die AR-Entwickler vor schwierigen Programmier- und Design-Aufgaben.