Autoindustrie zu Senkung des CO2-Ausstoßes bereit
Die europäischen Autohersteller sind bereit, den Flottenverbrauch weiter als bisher geplant zu senken. Allerdings knüpfen sie das an Bedingungen.
- Martin Franz
- mit Material der dpa
Der Verband der europäischen Autoindustrie (ACEA) hat sich bereiterklärt, den Ausstoß von Kohlendioxid über das bisher beschlossene Maß hinaus abzusenken. Dies habe der ACEA bei einem Treffen mit EU-Kommissionsvize Frans Timmermans vor einigen Tagen signalisiert, erfuhr die dpa aus Teilnehmerkreisen. Bedingung sei aber, dass schärfere CO2-Vorgaben an verbindliche Ausbauziele für Ladesäulen für Elektroautos und Wasserstofftankstellen gekoppelt werde.
Nachgeschärfte Vorgaben
Bisher gilt, dass der CO2-Ausstoß bei Neuwagen im Jahr 2030 im Schnitt um 37,5 Prozent niedriger sein muss als 2021. Da jedoch das EU-Klimaziel für 2030 erhöht werden soll, will Timmermans auch die Vorgaben für den Kraftstoffverbrauch von Autos nachschärfen. Ein offizieller Vorschlag wird für Juni erwartet.
ACEA-Präsident und BMW-Vorstandschef Oliver Zipse stellte bei dem Treffen mit Timmermans nach Teilnehmerangaben eine Kooperation in Aussicht. Man sei offen dafür, über ehrgeizigere Flottenziele zu diskutieren. In der jüngeren Geschichte habe es ein solches Angebot der Autoindustrie wohl noch nicht gegeben. Im Gegenzug müsse jedoch die nötige Infrastruktur bereitgestellt werden.
"Die Autoindustrie hat es dann doch geschafft."
Timmermans hatte Mitte März im Tagesspiegel noch von Widerständen in der Autoindustrie gegen strengere Grenzwerte gesprochen. In der Vergangenheit habe es regelmäßig aus der Branche geheißen, dass neue Vorgaben unmöglich zu erfüllen seien. "Und dennoch haben wir gerade in diesem letzten Jahr gesehen, dass die Automobilindustrie es dann doch geschafft hat", sagte der Kommissionsvizepräsident damals. Offen bleibt allerdings bislang, um welchen Betrag der CO2-Ausstoß gesenkt werden soll. Die Diskussion zwischen Politik und Industrie dürfte an diesem Punkt durchaus noch Konfliktpotential in sich tragen.
Eine Frage der Bilanzierung
Die Hersteller können weiteren Verschärfungen beim Flottenverbrauch vergleichsweise gelassen entgegensehen. Denn die Elektrifizierung der Antriebsstränge kommt gerade in Fahrt, unterstützt auch von reichlich Steuergeld. Elektroautos gehen mit Null Gramm CO2 in die Bilanz ein, Plug-in-Hybride hübschen diese mit einer Verbrauchsberechnung auf, die sich die Industrie kaum hätte besser wünschen können.
Gerade bei letzteren stellen wir in Tests immer wieder einen hohen Energieverbrauch fest: Gemessen ab dem Stromzähler sind Werte jenseits von 30 kWh/100 km eher die Regel als die Ausnahme. Zwar sinkt der CO2-Ausstoß in der Stromproduktion von Jahr zu Jahr, der elektrisch zurückgelegte Streckenanteil wird also weniger umweltschädlich. Doch von Verhältnissen, in denen der Stromverbrauch zu vernachlässigen wäre, sind wir noch weit entfernt.
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(mfz)