Baukasten für den Sandkasten: KTM 890 Adventure

KTM bietet die 790 Adventure für 2021 in Form der 890 Adventure mit mehr Hubraum und Leistung an. Eine Reiseenduro für Touren auf Asphalt und Sand?

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Mit der 890er gibt KTM zu denken, ob sie künftig die 790er ersetzen wird oder beide Baureihen parallel laufen sollen.

(Bild: KTM)

Lesezeit: 8 Min.
Von
  • Ingo Gach
Inhaltsverzeichnis

KTM bringt in der Mittelklasse die 890 Adventure, mit mehr Schmalz als die 790 Adventure und einstellbarem Fahrwerk. Die relativ leichte Reiseenduro soll Touren auf Asphalt wie auf sandigen Pisten gleichermaßen beherrschen. Wie sinnvoll zwei fast identische Baureihen im Programm sind, wird die Zukunft zeigen.

"Ready to Race" lautet KTMs Motto – mit einem Baukastensystem als Teil der Firmenphilosophie. Ein Motor für mehrere Modellen spart Entwicklungskosten, auch bei KTMs Marke Husqvarna. 2018 kam der erste Reihenzweizylinder. Der 799-cm3-Motor mit 105 PS brachte das leichte Naked Bike 790 Duke (Test) in den Verkaufscharts umgehend ganz weit nach oben.

KTM 890 Adventure erster Teil (7 Bilder)

KTM bietet die 790 Adventure für 2021 in Form der 890 Adventure mit mehr Hubraum und Leistung an. Die Reiseenduro soll sich bei Touren auf Asphalt und Sand gleichermaßen gut schlagen.

Ein Jahr später folgte die Reiseenduro 790 Adventure mit Motor, Rahmen und Schwinge der Duke, gedrosselt auf 95 PS zugunsten eines besseren Drehmomentverlaufs. So konnte die 790 Adventure auch in der Einsteigerklasse angeboten werden, denn der Gesetzgeber verbietet, Motorräder mit mehr als 95 PS auf 48 PS zu drosseln. Wegen der großen Stückzahlen in der Mittelklasse war KTM der Einstieg mit einem gelungenen Zweizylinder sehr wichtig.

Was 2018 noch fehlte, war eine verschärfte R-Version der 790 Duke mit einstellbarem Fahrwerk, Brembo-Bremsen und ein paar schicken Teilen aus dem hauseigenen "Power Parts"-Katalog. Solche Features sind bei KTM traditionell den R-Modellen vorbehalten. Überraschend präsentiert KTM für die Saison 2020 statt der 790 Duke R gleich eine 890 Duke R (Test).

Um ihre 890 Kubikzentimetern Hubraum zu erreichen, wurde der 790er-Zweizylinder mit 75 Grad Kurbelwellenversatz von 88,0 auf 90,7 Millimeter aufgebohrt und der Hub von 65,7 auf 68,8 Millimeter erhöht. Ein- und Auslassventile wuchsen um je einen Millimeter, außerdem passten die Ingenieure die Ansaugkanäle an, erleichterten Kolben und Pleuel und bauten eine neue Ausgleichswelle zwischen beide Nockenwellen. Die 890 Duke R leistet dadurch 121 PS und ist mit 99 Nm deutlich kräftiger als die 790er.

Für 2021 kündigte KTM vor einigen Wochen mit 890 Adventure R und 890 Adventure R Rallye gleich zwei weitere Mittelklasse-Reiseenduros wobei letztere eine limitierte Auflage von 700 Stück für ambitionierte Wüstenfahrer ist. Die Leistung wurde auf 105 PS zurückgenommen, dafür bietet die 890 Adventure R ein Drehmoment von 100 Nm über einen weiteren Drehzahlbereich.

Entgegen der Gepflogenheit wurde diesmal zuerst die R-Version vorgestellt, obwohl sich sich die günstigeren Basis-Versionen meist besser verkaufen und so hat KTM nun auch die 890 Adventure enthüllt. Ihr Euro-5-Motor ist identisch mit dem der R-Version, ebenso wie Rahmen, Schwinge, Tank, Sitzbank, Seitenverkleidungen, Scheinwerfer, Cockpit, Auspuff, Bremsen und Felgen. Gekappt wurden hingegen die Federwege von 240 auf 200 Millimeter vorne und hinten. Damit sank die Sitzhöhe von 880 auf 850 (oder 830 Millimeter wegen der höhenverstellbaren Sitzbank).

Allerdings findet der Endurist am Fahrwerk der 890 Adventure keine Einstellmöglichkeiten, abgesehen von der Vorspannung des hinteren Federbeins. Ernsthafte Geländefahrer werden nicht glücklich darüber sein, denn weit jenseits der 13.000 Euro-Marke (die 790 Adventure kostet schon 12.795 Euro) gehört adaptive Dämpfung eigentlich dazu. Immerhin gilt das Fahrwerk der 790 Adventure als gelungen, es kommt mit den allermeisten Untergründen ganz gut zurecht

Ganz in KTM-Tradition ist die Grundabstimmung eher auf der sportlich-straffen Seite, eine Sänfte darf man also nicht erwarten. Für den Geländeeinsatz bekam die 890 Adventure vorn ein 21-Zoll- und hinten ein 18-Zoll-Rad. Die restlichen Unterschiede zur 890 Adventure R-Version sind rasch aufgezählt: Die Basis-890 Adventure hat einen größeren Windschild, eine zweigeteilte Sitzbank, den Kotflügel direkt über dem Vorderrad, ein feineres Reifenprofil sowie Heckträger und Griffe für den Sozius.