Big Tech in der Bredouille: Geht es den großen IT-Konzernen an den Kragen?

Seite 2: Big Tech an der Börse im Ausverkaufsmodus

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Der konjunkturelle Abschwung ist auch bei den erfolgsverwöhnten Big-Tech-Konzernen angekommen. Doch das Ausmaß der Verwerfungen am Kapitalmarkt überrascht. In der Folge auf die vorgelegten Quartalsbilanzen verzeichneten alle fünf GAFAM bis heute Kursverluste – Alphabet, Amazon und vor allem Meta sogar zweistellig. Fast eine Billion US-Dollar ging allein in einer Woche im November dieses Jahres an Börsenwert verloren.

Der steile Fall der Tech-Titanen hat bei einigen Marktbeobachtern Endzeitgedanken ausgelöst. Nach der immensen Wertanhäufung während des Lockdowns fürchten Anleger, dass die Zeiten für die Unternehmen nie wieder so gut sein würden, schreibt etwa der britische Guardian. Vor allem die jüngst deutlich schlechtere Performance als der Gesamtmarkt spricht für zunehmende Skepsis gegenüber den langjährigen Börsenstars, mit denen Anleger in der vergangenen Dekade Kurszuwächse von 1000 Prozent und mehr hätten einfahren können.

Die Gründe dafür sind neben dem schwierigen makroökonomischen Umfeld durchaus hausgemacht. So ebbt das Wachstum auch ab, weil fast alle großen Umsatztreiber der Big Techs in den vergangenen Jahren ihre Marktreife erreicht haben: Das iPhone ist bereits 15 Jahre alt, Facebook ist auch schon über 18 Jahre alt, Instagram und WhatsApp sind bereits seit 12 beziehungsweise 13 Jahren im Markt. Die Google-Suche kann seit 24 Jahren genutzt werden, Tochterkonzern YouTube zählt 16 Jahre. Amazons E-Commerce-Geschäft weist 28 Jahre auf, die Cloudsparte AWS 16 Jahre, Microsofts Cloud-Juwel Azure 12 Jahre, während MS Office dagegen schon 33 Jahre genutzt wird.


Gleichzeitig reichten die Innovationen der letzten Jahre nicht an den Erfolg der Vorgänger-Hitprodukte heran. Mit dem iPad oder der Apple Watch konnte Apple nicht annähernd ein ähnliches Umsatzniveau erreichen wie mit dem iPhone. Bei der GAFAM-Konkurrenz ging unterdessen auch mal richtig etwas daneben: Google und Microsoft haben versucht, mit den Pixel-Smartphones und Surface-Tablets und -Laptops Apple mit den iPads und MacBooks Konkurrenz zu machen. Die Hardware rangiert in den Unternehmensbilanzen eher unter ferner liefen.

Auch Apples mutmaßliche Augmented Reality-Brille wird zwar sehnlichst erwartet, und durch CEO Tim Cook immer wieder mit den Andeutungen befeuert, wann sie kommt, ist aber völlig unklar. "iGlass" – oder wie das nächste "One more Thing" aus Cupertino heißen mag – verschiebt sich von Jahr zu Jahr.

Ein mutmaßliches "iCar", auf das die Fangemeinde des Kultkonzerns seit vielen Jahren hofft, dürfte indes erst in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts präsentiert werden. Damit erscheint das nächste große Projekt ähnlich weit entfernt wie die tatsächliche Nutzung von Googles selbstfahrendem Auto aus der Waymo-Unit oder Metas Metaverse, auf das CEO Mark Zuckerberg die Zukunft des Facebook-Konzerns zu verwetten scheint.