Das war das Foto-Jahr 2024

Seite 2: Fujifilm: X100VI oder die Sache mit der Lieferbarkeit

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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Fujifilm veröffentlichte mit der sechsten Auflage der erfolgreichen Edelkompakten X100 ein neues Kapitel im Buch „Lieferzeiten für Leidensfähige“, in dem auch schon das Vorgängermodell X100V prominent vertreten war. Als dann Fujifilm-Chef Teiichi Goto auch noch mit Aussagen von der Bilanzpressekonferenz im Mai zitiert wurde, wonach es erstens „ziemlich unglücklich wäre, zu viel zu produzieren und die Preise senken zu müssen“, und er zweitens Leica als Vergleichsmarke in Sachen Preisstabilität heranzog, warfen Kommentatoren dem japanischen Konzern prompt künstliche Verknappung vor.

Fujifilm selbst präzisierte später gegenüber der US-Fotowebsite PetaPixel, man habe sich (und die Produktionskapazitäten) darauf eingestellt, ungefähr doppelt so viele Exemplare der X100VI zu verkaufen wie von der ebenfalls populären X100V. Dann allerdings ging die X100VI auf Tiktok viral, und zwar in bisher ungekanntem Ausmaß. Die maximale Produktionskapazität von monatlich 15.000 Stück bedeutete demnach laut Fujifilm, dass es einige Monate dauern werde, bis die Vorbestellungen abgearbeitet seien. Aktuell verweisen verschiedene Händler noch immer auf Lieferzeiten von teils mehr als sechs Monaten; nur ganz vereinzelt scheinen handverlesene schwarze Exemplare in den Regalen zu liegen.

Begehrt und kaum lieferbar: Edelkompakte Fujifilm X100VI

(Bild: Fujifilm)

Fujifilm hat im abgelaufenen Jahr zudem die X-T50, das auf Content Creators zugeschnittene sucherlose Modell X-M5 und die Mittelformatkamera GFX100 S II vorgestellt. Letztere vereint 102 Megapixel auf einem Sensor, der etwa 1,7 Mal so viel Fläche hat wie ein Kleinbildsensor. Die vergleichsweise kompakte, knapp 900 Gramm schwere Kamera bewegt sich nicht nur in Sachen Größe und Gewicht im Bereich aktueller spiegelloser Vollformat-Systemkameras, sondern auch preislich. Bei 5500 Euro dürfte das Tiktok-Potenzial allerdings nach Lage der Dinge überschaubar sein.

Spät, aber doch: Leica erhörte endlich die Fotografenwünsche nach einer Normalbrennweiten-Q und präsentierte im Herbst die Q3 43. Statt des bisherigen Festbrennweiten-Standards von 28 mm – diese Q3-Variante gibt es weiterhin – schmückt die neue Vollformat-Edelkompakte ein speziell entwickeltes Objektiv mit 43 mm Brennweite. Edel geriet auch der Preis: 6750 Euro, 500 Euro mehr als die 2023 vorgestellte Q3. (Zur Erinnerung an sprichwörtliche gute alte Zeiten: Die erste Q kostete 4000 Euro – aber das war 2015.) Und: Natürlich wünschen sich die Fotografen nun noch eine Q mit 75 oder 90 Millimeter Brennweite.

Jetzt auch mit Normalfestbrennweite: Leica Q3 43

(Bild: Leica)

Klassische Modellpflege im Sinne einer Rundum-Weiterentwicklung gab’s bei der SL3: leichter, kompakter und mit 60 Megapixel, neuem Hybrid-Autofokus und Motiverkennung. Ärgerlich: Ein Fehler in der Original-Firmware konnte dazu führen, dass in Einzelfällen bereits gespeicherte Bilder unbemerkt überschrieben wurden – ein Albtraum für jeden Fotografen. Das Problem trat offenbar vor allem im Zusammenhang mit einem Akkuwechsel bei nicht ordnungsgemäß ausgeschalteter Kamera auf; ein kurzfristig nachgeschobenes Firmware-Update behob es. Offensichtlich kämpft selbst ein Premiumproduzent wie Leica immer wieder mit dem Thema Firmware – auch die M11 zeigte schon unschöne softwarebedingte Verhaltensauffälligkeiten.

Nachdem sich die PR-Chefin von Leica Frankreich in einem Video verplappert hatte, wusste die Fotowelt weitaus früher als geplant davon, dass innerhalb der nächsten zwei Jahre eine Nachfolgerin der Mittelformatkamera S3 erscheinen soll – mit neuem Bajonett und passenden Objektiven. Der Geist war aus der Flasche, weswegen Leica wenig später die Pläne auch offiziell bestätigte. Die bisherigen Objektive sollen per Adapter ans neue System passen.

Mit der S9 zauberte Panasonic eine Überraschung aus dem Ärmel. Die Vollformatkamera im kompakten Kleid basiert auf der technisch ähnlichen S5 II. Das farbenfrohe Klötzchen mit Zielgruppe „Content Creators“ versteht sich als 1700-Euro-Upgrade zum Smartphone und macht vieles richtig, vor allem in Sachen Video. Nicht nur Fotografen vermissen allerdings den optischen Sucher – kompakte Abmessungen waren dem Hersteller wichtiger. Weil es auch nur einen kalten Blitzschuh ohne Kontakte gibt, kommt nicht einmal die Variante Aufstecksucher in Frage. Und: Auch ein mechanischer Verschluss fehlt, was angesichts des nicht gestackten Sensors zu Rolling-Shutter-Artefakten führen dürfte.

Fast noch interessanter als diese eigenwillige Interpretation war, was eine japanische Quelle zu den Gründen berichtete, aus denen sich Panasonic ganz bewusst für einen Vollformat-Sensor – und bei aller Kompaktheit gegen Micro-Four-Thirds (MFT) – entschieden hatte. Ausschlaggebend seien die schöneren Unschärfeverläufe und weniger Rauschen gewesen, wird der Marketing-Manager Noriaki Shiomi zitiert. Anders ausgedrückt: Die Entscheidung fiel für einen möglichst großen, gut sichtbaren Unterschied zu den Bildergebnissen, wie sie die winzigen Smartphone-Sensoren liefern. Und: Die Vorteile, die MFT mit sich bringe, seien für Menschen, die mit Kameras nicht vertraut seien, „schwer zu verstehen“, so Shiomi. Prompt kochte die Debatte hoch, ob dies nun bedeute, dass sich Panasonic künftig auf High-End-MFT-Kameras konzentriere – diese Frage muss aktuell noch offenbleiben.

Die Ăśberraschung: Vollvormat-Spiegellose Panasonic LUMIX DC-S9

(Bild: Panasonic)

Pentax-Fans warteten 2024 gespannt auf eine Ankündigung zur K1 Mark III. Es kam: nichts. Zumindest nichts in Richtung K-Reihe, dafür zwei neue Allwetterkameras (WG-8 und WG-1000), zwei noch robustere Industriekameras – und die Pentax 17, eine nostalgisch anmutende Kompaktkamera für Kleinbildfilm, konzipiert für Aufnahmen im Halbformat. Das bedeutet, zwei hochformatige Bilder passen nebeneinander auf die Fläche eines herkömmlichen 24 x 36 Millimeter großen Kleinbilds – praktisch für eine junge Zielgruppe, die das Hochformat dank Smartphone wiederentdeckt hat. Obendrein spart das Prinzip Geld, weil man 72 oder mehr Aufnahmen auf einen 36er Film bekommt. Das neue Modell – Kostenpunkt: 550 Euro – biete „den Benutzern den Spaß und die Spannung der manuellen Kamerabedienung, die es nur in der Filmfotografie gibt, wie etwa das manuelle Filmspulen mit dem Filmvorschubhebel und die manuelle Einstellung des Fokusbereichs mit dem Zonenfokussystem“. Steht so in der offiziellen Produktbeschreibung. Möglicherweise geht die Pentax 17 demnächst auch noch viral, denn analog ist ja sowieso gerade wieder hip.