Der Einheizer

Seite 2: Der Einheizer

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Das Leben der Anderen

Der Hang zu Internet-Themen hindert Basic nicht daran, immer wieder witzige Videos oder Musikstücke zu posten, die die Leserschaft erfreuen – dank YouTube sei das heutzutage ja auch kein Problem mehr, sagt er. Trockene Themen wie Datenschutz beackert er ebenfalls, jüngst regte er sich beispielsweise über die Abhöraffäre bei der Deutschen Telekom auf und taufte sie auf den Namen "Stasikom", ein Begriff, den auch andere deutsche Blogger übernahmen. Ansonsten ist bei Basic erlaubt, was gefällt. Das betont er gern und häufig. Dass er mit dieser Auffassung offensichtlich einen Nerv getroffen hat, hängt vor allem damit zusammen, dass der Blogger aufgrund seiner Interessenslage stets am Puls des Internet-Geschehens ist – eben weil er das Netz so spannend findet. "Derzeit finde ich Mobiltechnologien cool", sagt er und deutet auf seinen mit WLan-Vernetzung ausgerüsteten Musikspieler "iPod touch". Bei solchen Geräten komme, trotz des seit Jahren letztlich unerfüllten Hypes, noch einiges auf uns zu: "Wir werden bald alle mit diesen Dingern herumlaufen."

Ganz ohne Hypes kommt der Basic-Thinking-Blogger allerdings nicht aus. Man könnte ihm vorwerfen, selbst ein Einheizer zu sein, der die aktuelle "Web 2.0"-Euphorie weiter befeuert. Er wolle, sagt er ohne Ironie, allen Menschen und Ideen erst einmal mit Offenheit begegnen. "Kritisieren kann man sie ja anschließend immer noch." Was er auch tut, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Die Rolle des Großkritikers wollte er trotzdem nie einnehmen.

Basic erläutert diese zwiespältige Haltung an einem Beispiel, den von Investoren noch bis vor wenigen Monaten hoch bewerteten sozialen Netzwerken wie beispielsweise Facebook oder studivz. Die seien trotz des ganzen Tohuwabohus in den Medien doch eigentlich eine grundsätzlich gute Erfindung: "Man muss sich mal anschauen, was passiert, wenn man da seine komplette Verwandtschaft hineinholt. Leute, mit denen man vielleicht einmal im Jahr redet, kommunizieren wieder mit einem. Man bekommt einen ganz anderen Einblick in das Leben Anderer." Dass der Datenschutz bei dieser Art der Online-Vernetzung keineswegs befriedigend geklärt ist und Firmen bei weitem nicht immer den Nutzer mit seinen Interessen im Auge haben, räumt Basic gerne ein: "Die Digitalisierung des realen Lebens ist heute möglich, aber eben auch schwierig. Unsere Sozialisierung ist darauf manchmal noch gar nicht vorbereitet." Damit meint er zugleich: fehlende Medienkompetenz.

Den Meißel selbst in der Hand halten

Er selbst scheint jedenfalls zu wissen, was er tut. Basics Blog Basic Thinking läuft finanziell nicht schlecht. Mit dem Blog generiert er neben seiner it-Projektarbeit nach eigener Aussage ein ordentliches Einkommen. Rund 3000 Euro an Werbegeldern kommen durchschnittlich im Monat zusammen – stattlich für deutsche Weblog-Verhältnisse, wo oft nur ein paar Euros verdient werden. Viel tun musste er dafür nicht: Nachdem er seine Leser aufgerufen hatte, ihm gegen Provision doch mal den ein oder anderen Werbekunden zu vermitteln, weil er selbst keine Zeit dafür habe, schalteten diese gleich selbst bei ihm Banner für Internet-Dienste und High-Tech-Produkte. Er glaubt, dass andere Blogger eine ähnliche Chance hätten, um einen Teil ihrer Miete zu begleichen: "Nur kann eben nicht jeder bei Werbekunden einfach anrufen und dann Bannerwerbung eintüten." Es sei aber auch für Blogger keine Hexerei, Werbekunden zu finden: "Die Möglichkeiten sind da."

Dank Blog und Internet verwalten die heutigen Internetnutzer Produktionsmittel zur weltweiten Meinungsäußerung, das war eine Generation zuvor noch undenkbar: "Passiv gesehen ist es das Bewusstsein, Teil einer großen Zukunft zu sein, aktiv gesehen entwickelt sich das Bewusstsein, dass man nicht nur schweigend daneben steht, sondern auch einen Meißel in der Hand hält." Dabei sieht er sich selbst als kleines Rädchen einer großen Bewegung: "Ich stehe nur stellvertretend für viele andere, die daran mitwirken, dass wir alle eine Stimme bekommen und nicht nur ein kleiner Teil der Menschheit."