Der Einheizer

Robert Basic ist einer der bekanntesten Blogger Deutschlands - und war hier zu Lande der erste, dem ein erfolgreicher Verkauf eines solchen Mediums gelang. Porträt eines Rastlosen.

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Inhaltsverzeichnis

Was einem an Robert Basic sofort auffällt ist, dass er ohne jegliche Berührungsängste mit seinem Gegenüber einfach drauflos plaudert. Kommt das aus der Netztagebuch-Kommunikation, wo man regelmäßig vor einem Publikum aus Wildfremden in einen anfangs leeren Raum hineinkommuniziert, bis die Leserschaft die eigenen Beiträge zu kommentieren beginnt? Der Blogger, dessen Nachname sich nicht wie das englische "Basic", sondern wegen seiner Herkunft eigentlich "Basitsch" ausspricht, sagt, er sei halt einfach so.

Bei dem Treffen in einer Frankfurter Rudererkneipe an einem Sommertag fällt es leicht, mit einem der erfolgreichsten Blogger Deutschlands ins Gespräch zu kommen. Basic ist aus dem beschaulichen Usingen im Hochtaunuskreis extra in die Bankenmetropole gekurvt, um sich dem Porträtisten zu stellen. Dort, wo die Frankfurter Vorortslandschaft noch nicht ganz so nobel ist wie in Kronberg und Bad Homburg, lebt er seit einigen Jahren, betont aber, dass es ihn regelmäßig in die Großstadt ziehe, wo mehr los sei. Es scheint, als wolle er gleich zu Anfang das typische Image des Internet-Freaks korrigieren: Er müsse ja nicht immer vor dem Rechner sitzen. Für seine 42 Jahre wirkt Basic in dem lässigen T-Shirt mit Internet-Motiv jugendlich. Er habe allerdings die Nacht durcharbeiten müssen, entschuldigt er seine Müdigkeit – und macht dabei nicht den Eindruck, dass ihn so etwas wirklich stören würde.

"Ich blogge, was ich fühle"

So recht erklären, warum sein Weblog Basic Thinking (das durchaus wie das englische "Basic" ausgesprochen werden soll) inzwischen derart populär ist und je nach aktueller Blogger-Hitliste zwischen Platz 1 und 3 in Deutschland pendelt, kann er auch nicht. Wahrscheinlich habe es damit zu tun, wie viel er im Netz schreibe und, dass er dies seit sieben Jahren verlässlich und nahezu ununterbrochen tue – erst zusammen mit anderen Bloggern, inzwischen unter eigener "Marke", wie er es nennt.

Inzwischen schauen, je nach Wochentag, zwischen 5.000 und 10.000 Leser auf seinem Blog vorbei. Hinzu kommen knapp 10.000, die Basic Thinking über eine Nachrichtenlesesoftware (Feedreader) abonniert haben und das Blog zumindest am Rande wahrnehmen. Stellt Basic etwas online, wird es von anderen Blogs aufgegriffen und verlinkt, er ist gut in die Weblog-Community integriert, es wird bei ihm viel kommentiert und diskutiert. Diese Vernetzung findet längst ihre Fortsetzung im realen Leben: Basic wird regelmäßig zu Konferenzen eingeladen und hilft Unternehmen bei der Ausarbeitung und Umsetzung ihrer Online-Strategien. Basic Thinking ist sein ständig aktualisiertes Aushängeschild, auf das er verweisen kann, und über das er neue Kontakte knüpft.

Neulich wurde er in einer weltweiten Untersuchung der 50 wichtigsten Blogger als einziger Deutscher aufgeführt. Der britische Observer hatte die Liste erstellt, Basic landete auf Platz 19 noch vor international bekannten Blogs wie der Frauenseite Jezebel oder dem Start-up Mashable. Als Begründung zitieren die Observer-Autoren aus einer anderen Hitliste. Durch die sind sie wohl über Basic gestolpert – so ist das in dieser vernetzten Welt nun mal. Was den Blogger indes freuen dürfte ist, dass die britischen Zeitungsmacher das Motto seines Blogs auf Deutsch rezitierten: "Mein Haus, mein Himmel, mein Blog."

Manche, die eine Einordnung vornehmen wollen, vergleichen Basic gerne mit dem bekannten US-Blogger Michael Arrington, dessen Seite Techcrunch Internet-Neugründungen hoch- und wieder herunterzuschreiben vermag, so viel Macht hat sie im Silicon Valley. Doch genau das wolle er nicht, sagt Basic, dafür sei sein Blog zu eigensinnig, obwohl auch er immer mal wieder über Start-ups schreibe. Die Seite sei vor allem ein Abbild seiner selbst, aber keinesfalls ein "Themenblog", wo es nur um ein spezielles Sujet gehe. Er schreibe also über all das, was ihn selbst interessiere. Weil er als ehemaliger Mitarbeiter der IT-Abteilung der Deutschen Bank natürlich stark an Internet, Software und Hardware interessiert sei, spiegele sich das eben auch in seinem Blog wider. "Wie man auf Themen kommt? – Inneneindrücke wie Außeneindrücke zugleich", sagt er. "Ein Wort, ein Bild, eine Idee, ein Link, ein Gedanke, eine Mail, ein Gespräch." Die Möglichkeiten zum Themenanstoß seien unendlich. Dabei komme es vor allem darauf an, sagt Basic, aus sich selbst heraus zu schreiben – ob mit Rechtschreibfehlern oder ohne, sei letztlich egal. "Ich blogge, was ich fühle", will er seine Einstellung auf den Punkt gebracht wissen. Er sagt es so, als ob er nicht anders könnte. Vermutlich würde er lieber aufhören, bevor er sich bei seiner Netzschreiberei zu irgendetwas zwingen muss.