Der Superbaum, der das Klima retten soll

Seite 6: Kiefern und Pollen

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Living Carbon hat noch größere Pläne in Arbeit – die wahrscheinlich vom US-Landwirtschaftsministerium geprüft werden müssen. Mellor hofft, dass die photosynthetisch verbesserten Loblolly-Kiefern innerhalb von zwei Jahren einsatzbereit sein werden, was weitere Möglichkeiten für die Zusammenarbeit mit Holzunternehmen eröffnen würde.

Mit finanzieller Unterstützung des US-Energieministeriums werden derzeit Experimente mit metallanreichernden Bäumen durchgeführt. Letztes Jahr startete das Unternehmen ein längerfristiges Projekt, das darauf abzielt, Algen so zu verändern, dass sie Sporopollenin produzieren, ein Biopolymer, das Sporen und Pollen umhüllt und 100-mal länger haltbar ist als andere biologische Materialien – vielleicht sogar noch länger, sagt das Unternehmen. Dies könnte eine sichere, langfristige Möglichkeit der CO₂-Speicherung schaffen.

Living Carbon ist auf diesem Gebiet nicht allein. Lab to Land, eine gemeinnützige Organisation, die sich mit kalifornischen Ökosystemen befasst, überlegt, wie der Emissionshandel die Nachfrage nach tief wurzelnden Gräsern, die Kohlenstoff speichern, ankurbeln könnten. Aber Lab to Land bewegt sich damit viel langsamer als Living Carbon – es ist noch mindestens ein Jahrzehnt von der Einführung jeglicher Biotechnologie entfernt, wie einer der wissenschaftlichen Co-Direktoren sagt. Zunächst wird auch ein Ethikrat gegründet.

Ein Sprecher von Living Carbon meint, dass "jeder Wissenschaftler in gewisser Weise ein Bioethiker ist" und dass das Unternehmen mit stets sorgfältig moralisch arbeite. Als Start-up-Unternehmen kann sich Living Carbon aber auch kein Zaudern leisten, es muss zum Gewinn kommen – und Hall sagt, dass sich auch der Planet kein Zaudern leisten kann.

Um das Problem des Klimawandels zu lösen, müssten wir jetzt damit beginnen, mögliche Technologien auszuprobieren, glaubt die Firma. Sie sieht die aktuellen Anpflanzungen als weitere Studien, die dem Unternehmen und der Welt helfen könnten, die Technik zu verstehen.

Trotz der neuen Daten bleibt Forscher Steve Strauss zurückhaltend, was die langfristigen Aussichten der Bäume angeht. Living Carbon hat für die Feldversuche in Oregon nur so viel Geld zur Verfügung gestellt, dass sie knapp über die aktuelle Vegetationsperiode hinausgehen; Strauss gab an, dass er, wäre es sein Unternehmen, "mehr Zeit haben möchte".

Dennoch sieht Strauss einen Durchbruch – wenn auch einen, der weniger wissenschaftlich als sozial ist. Es sei ein erster Schritt über die Grenzen von Feldtests hinaus. Als langjähriger Befürworter der Gentechnik ist er der Meinung, dass die Erforschung biotechnischer Lösungen gegen den Klimawandel schon viel zu lange ins Stocken geraten ist.

Die Klimakrise verschärft sich immer mehr. Jetzt dränge hier jemand nach vorn. "Vielleicht ist das nicht die ideale Lösung", sagte er in einem ersten Gespräch im Februar. "Und vielleicht wird dieses eine Produkt zu schnell und zu stark vorangetrieben. Aber ich bin schon sehr froh, dass so etwas passiert." (bsc)