Die Neuerungen von Linux 3.0

Seite 5: Trends: Was 3.1 bringt

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Direkt nach der Freigabe von 3.0 beginnt nun das ungefähr zwei Wochen lange Merge Window, in dem die Kernel-Entwickler den Großteil der Änderungen für die nächste Kernel-Version in den Hauptentwicklungszweig von Linux integrieren. Für diese erste Phase im Entwicklungszyklus von Linux 3.1 haben die Kernel-Hacker bereits zahlreiche Änderungen vorbereitet.

So ist zur Aufnahme bei 3.1 ein Patch vorgesehen, durch den der Nouveau-Treiber die Firmware selbst erzeugen kann, die zur Nutzung der Beschleunigungsfunktionen von Nvidia-Grafikkarten der Serien 400 und 500 (Fermi-GPUs) erforderlich ist. Bisher muss man die Firmware den proprietären Nvidia-Treibern mit komplizierten Tricks entlocken.

So gut wie sicher ist auch die Aufnahme des Treibers rtl8192de für die PCIe-WLAN-Chips RTL8192DE und RTL8188DE von Realtek. Zur Integration liegen auch zahlreiche Verbesserungen für den noch jungen Grafiktreiber GMA500 bereit, der unter anderem Intels US15W ("Poulsbo") anspricht; möglicherweise verlassen Teile des Treiber sogar schon bald den Staging-Bereich.

Microsoft-Entwickler K. Y. Srinivasan hat zudem eine ganze Reihe weiterer Verbesserungen für die im Staging-Bereich angesiedelten Hyper-V-Treiber entwickelt. Wenn die es alle in Linux 3.1 schaffen, dann dürfte er es bei Analysen abermals unter den Entwickler mit den meisten Änderungen schaffen; bei Linux 3.0 hat er es sogar ganz nach Vorne geschafft.

Es gibt zudem Indizien, die auf die Aufnahme der Userspace-Tracing-Lösung Uprobes hindeuten. Möglicherweise zieht auch Zero-Copy-TX-Unterstützung in Macvtap und Vhost-Net ein, was den Overhead reduziert, wenn Gastsysteme über diese Techniken zur Netzwerk-Kommunikation Daten verschicken. Angedacht ist auch eine Aufnahme des Native KVM Tool in das Tools-Verzeichnis des Kernels; ziemlich sicher ist, dass die Cpupowerutils in diesem Verzeichnis für Kernel-nahe Userspace-Programme landen.

Die nächsten zwei Wochen werden zeigen, welche Verbesserungen Torvalds tatsächlich in den Hauptentwicklungszweig integriert. Vielleicht ist das Merge Window diesmal auch etwas kürzer oder länger als sonst – das erklärte Torvalds im Vorfeld, denn durch die Verzögerungen bei der Fertigstellung von Linux 3.0 überlappt das Merge Window mehr als geplant mit seinem Tauchurlaub. Wie üblich wird das Kernel-Log in c't und auf heise open über diese und andere wichtige Neuerungen am Linux-Kernel und in dessen Umfeld berichten – dazu zählen auch neue Versionen der Stable-Kernel-Series (3.0.y), die in den kommenden Wochen den einen oder anderen Fehler korrigieren dürften, der bei der Arbeit an 3.0 übersehen wurde oder nicht rechtzeitig korrigiert werden konnte.

Zudem wird sich das Kernel-Log auf heise open wie üblich im Rahmen einer Artikel-Serie mit dem Titel "Was 3.1 bringt" umfassend mit den Neuerungen der nächsten Kernel-Version auseinander setzen. Sofern Torvalds und seine Mitstreiter im üblichen Tempo arbeiten, dürfte Linux 3.1 Mitte oder Ende September erscheinen; die wichtigsten Änderungen dieser Version wird dann wieder ein Kernel-Log wie dieses auf heise open zusammenfassen.

Weitere Hintergründe und Informationen rund um Entwicklungen im Linux-Kernel und dessen Umfeld finden sich in den vorangegangenen Kernel-Logs auf heise open. Neue Ausgaben des Kernel-Logs werden auf den Identi.ca- und Twitter-Konten "@kernellog" erwähnt; die englischen, bei den Kollegen von "The H Open" erscheinenden Übersetzungen auf den Identi.ca- und Twitter-Konten "@kernellog2". Gelegentlich zwitschert der Autor des Kernel-Logs unabhängig davon über einige später meist auch im Kernel-Log erwähnte Themen als "@kernellogauthor" bei Identi.ca und Twitter. (thl) (thl)