Elektroautos: Wie Stromverbrauch und Reichweite ermittelt werden

Die versprochene Reichweite schaffen Elektroautos gerade auf der Autobahn nicht. Die Ursache dafür ist das gesetzliche Messverfahren WLTP. Was steckt dahinter?

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Tesla Model 3
Lesezeit: 10 Min.
Von
  • Christoph M. Schwarzer
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425 km Reichweite: Die Werksangabe des VW ID.3 Pro ist vielversprechend. Wenn die Batterie mit einem Energiegehalt von 58 kWh vollständig geladen ist, könnte es also ohne Zwangsstopp von Hamburg nach Köln gehen. Theoretisch jedenfalls. In der Paxis legt das gesetzliche Verfahren zur Verbrauchsermittlung dem etliche Steine in den Weg.

Praktisch haben die Käufer längst begriffen, dass der gesetzliche Normwert für die Reichweite keineswegs der Wirklichkeit entspricht. Genau dort, wo es drauf ankommt, ist der tatsächlich erzielbare Aktionsradius viel geringer als erhofft: Auf der Autobahn. Das wissen auch die Hersteller. Volkswagen etwa spricht beim ID.3 Pro von einer "praxisnahen Reichweitenspanne von 300 bis 420 km". Im Kleingedruckten ist zu lesen, dass die untere Grenze dieser Angabe – also 300 km – Fahrten "bei moderaten Autobahngeschwindigkeiten" abdecke. Ob diese unklare Definition 100, 130 oder 150 km/h entspricht, bleibt offen.

Im Straßentest von heise/Autos betrug der reale Stromverbrauch des VW ID.3 bei Richtgeschwindigkeit und günstigen Bedingungen 22 kWh/100 km. Es bleiben also 264 km. Eine erhebliche Differenz zur Werksangabe von 425 km. Die Ursache für diese heftige Diskrepanz liegt aber nicht in der Absicht der Hersteller, übermäßig hohe Reichweiten kommunizieren zu wollen, die automatisch zu schweren Enttäuschungen führen müssen. Stattdessen ist es das gesetzlich vorgeschriebene Verfahren im WLTP (abgekürzt für Worldwide harmonized Light vehicle Testing Procedure), das diesen Fehler produziert.