Filmklassiker: 100 Jahre "Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens"

Seite 3: Bela Lugosi als Dracula

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Dem ersten Blutsauger-Film folgen viele Nachahmer. 1931 erscheint in den USA "Dracula", die wohl erste lizenzierte Film-Umsetzung des Romans. Sein Star: der Ungar Bela Lugosi, ein Künstlername, nach seiner Geburtsstadt Lugos. Er verlässt 1919 seine Heimat und landet nach Stationen in Wien und Berlin (wo er in einem Murnau-Film mitspielt) in den Staaten. Neben kleinen Rollen im Film spielt er vorwiegend Theater, unter anderem erfolgreich die Bühnen-Umsetzung des Romans "Dracula" auf dem Broadway. Ted Browning setzt den Stoff für einen Kinofilm um und verhilft Lugosi zur Rolle seines Lebens.

Von nun an wird er bis zu seinem Tod 1956 in Horrorfilmen spielen; zuletzt im berühmt-berüchtigen Kultfilm "Plan 9 aus dem Weltall" von Ed Wood. Der frühe Tonfilm "Dracula" wird erst vier Jahrzehnte später deutsch synchronisiert, für das Fernsehen. Die lange Zeitspanne ist bei Filmen aus den Dreißiger- und Vierzigerjahren nicht unüblich. Zumal man in der Anfangszeit des Tonfilms noch gar nicht an Synchronisation denkt, sondern Filme mit Schauspielern aus verschiedenen Ländern mehrmals dreht. Manchmal hintereinander (wie es noch heute in Indien mit seinen vielen Sprachen üblich ist). Manchmal gleichzeitig, indem man die jeweilige Szene mit anderen Schauspielern wiederholt.

1958 erscheint "Dracula" mit Christopher Lee und Peter Cushing. Es ist der erste Film der legendären Hammer-Studios, für die Lee sechs weitere Dracula-Streifen drehte; ganz zu schweigen von anderen Horrorfilmen wie "Frankensteins Fluch". Später wird ihm die Fixierung auf das Genre unangenehm, kann es aber nie abschütteln. Die für ihn liebste Rolle seines Lebens spielt er als Saruman in den Trilogien "Der Herr der Ringe" und "Der Hobbit"; er ist die einzige Person unter den Darstellern und der Crew, die den (1973 verstorbenen) Schriftsteller Tolkien persönlich getroffen hat.

1979 inszeniert Werner Herzog die Hommage "Nosferatu – Phantom der Nacht"; mit Klaus Kinski und Isabelle Adjani in den Hauptrollen. Dabei ahmt er die Charaktere, Bauten und Kameraeinstellungen nach. Gedreht wird unter anderem in der niederländischen Stadt Delft und auf Burg Pernstein in Mähren.

Eine mit drei Oscars geadelte Variante schafft 1992 der "Pate"-Regisseur Francis Ford Coppola: "Bram Stoker's Dracula", mit Gary Oldman, Anthony Hopkins, Keanu Reeves und Winona Ryder. An die hängt sich zwei Jahre später die Anne-Rice-Verfilmung "Interview mit einem Vampir" mit Brad Pitt und Tom Cruise. In den Folgejahren erscheinen eine ganze Fülle von eher actionreichen Blutsauger-Filmen. 1996 "From Dusk Till Dawn" von Robert Rodriguez und Quentin Tarantino. 1998 "John Carpenters Vampire".

1998 startet die "Blade"-Trilogie mit Wesley Snipes. 2003 erscheint "Underworld" mit Kate Beckinsale, dem vier Teile folgen, parallel zum poppigen "Van Helsing" mit Hugh Jackman und wiederum Kate Beckinsale. 2008 erscheint der erste Film der "Twilight"-Serie, nach den Romanen von Stephenie Meyer.

Auch Deutschland wagt sich nach dem "Twilight"-Hype an den Stoff, nach dem frühere Horrorfilme (wie "Creep" mit Franka Potente) floppen: 2010 erscheint "Wir sind die Nacht" mit Karoline Herfurth und Nina Hoss: Verlegt in die Berliner Clubszene, laut, fetzig, ästhetisch, für hiesige Filme erfrischend ungewöhnlich.