Fobizz-Gründerin: KI sollte Lerninhalt und auch Lerntechnologie in Schulen sein

Seite 2: Mit Harry Potter chatten

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Ich habe gesehen, dass man bei Ihnen auch mit Harry Potter chatten kann. Was hat es damit auf sich?

Das ist unsere KI-Assistenz für berühmte oder fiktive Personen, so nennen wir das. Die Idee ist, dass die Kinder oder die Jugendlichen zum Beispiel mit Albert Einstein ein wissenschaftliches Gespräch führen können. Auch dort steht natürlich darüber, dass es eine KI ist, die antwortet. Das weiß hoffentlich jeder, weil Albert Einstein längst verstorben ist.

Wir definieren bei ChatGPT die Rollen, welche die KI einnehmen soll. Die KI antwortet dann im Stil von Albert Einstein, Marie Curie oder Beyoncé. Lehrkräfte können auch selbst Rollen anlegen, wenn ihnen eine fehlt.


Die Prompts, die Sie für diese Rollen geschrieben haben, haben Sie auch sichtbar gemacht. Lernen denn auch Lehrkräfte bei Ihnen, so einen Prompt richtig gut zu formulieren? Von guten Prompts hängt ja ganz viel ab.


Absolut. Wir kommen aus der Fortbildungsbranche, dementsprechend haben wir dazu auch passende Online-Fortbildungen für die Lehrkräfte, die sich damit beschäftigen wollen. Das heißt, sie können erst eine Fortbildung machen. Dann lernen, wie das Tool funktioniert, was beachtet werden muss, und dann erst einsetzen. Und wir haben auch Fortbildungen zum Thema Promptcrafting. Diese werden beispielsweise von Lehrerinnen und Lehrern erstellt, die ihr Wissen so mit anderen Personen teilen.

Sie bieten auch den Austausch von erstellten Unterrichtsmaterialien an – insbesondere auch für digital gestützte Lerneinheiten. Diese lassen sich automatisiert remixen. Inwieweit greift dort KI ein?


Da ist die KI noch nicht eingebunden. Das sind die Unterrichtsmaterialien, die von Lehrkräften zu allen möglichen Themen erstellt werden können, nicht nur zum Thema KI, und dann wiederum für andere Lehrkräfte unter einer Open-Educational-Resources-Lizenz (OER) freigegeben werden.

Mit einem Remix kann eine Lehrkraft beispielsweise sagen: Es gibt nur eine Unterrichtseinheit zu einem bestimmten Thema, die will ich auch verwenden, also individualisiere ich sie mit einem Remix.

Mit den KI-Tools, die wir ansonsten anbieten, kann man aber auch Unterrichtsstunden gestalten. Wir haben KI zum Beispiel schon in das Arbeitsblatt eingebunden. Das heißt, als Lehrerin kann ich ein digitales Arbeitsblatt erstellen, mir selbst die Aufgaben überlegen oder ich kann sagen: "Liebe KI, hilf mir bitte bei der Formulierung oder der Ideenfindung für bestimmte Aufgaben." Danach entscheide ich als Lehrkraft, ob ich die dann übernehme. Und ob ich die vielleicht noch mal anpasse.


Gibt es KI auch in kollaborativen Tools, wenn Schüler etwa an einem Text zusammenarbeiten sollen?


Ja, das wäre ein kollaboratives Textdokument. Das ist genau wie ein Word-Dokument oder wie so ein Google-Doc, in dem man gemeinsam arbeiten kann; also gemeinsam Texte erstellen, sich gegenseitig Feedback geben, auch unter Schülerinnen. Dort haben wir zusätzlich KI eingebunden.

Die Kinder können sich dort Ideen geben oder auch den Text verbessern lassen, sprachlich, grammatikalisch und so weiter.

Wie entscheiden Sie, was sie alles einbinden?


Seit gut einem halben Jahr haben wir diese Angebote und schauen einfach: Was wünschen sich die Lehrkräfte? Was brauchen die? Wo können wir sie mit bestimmten Tools unterstützen? Wir lernen selbst gerade ganz viel und gucken, was wir noch anpassen müssen.


Wie sieht es denn mit Arbeiten aus, die nicht in einer Lerneinheit erledigt sind, oder Planungen, die nicht sofort abgeschlossen werden können. Wie viel merken sich Ihre Systeme? Wie viel Kontextualisierung lassen Sie durch Datenspeicherung zu, wie viel kann die von Ihnen eingebundene KI leisten?


Seit dem letzten Update von OpenAI haben wir deutlich mehr Kontextinformationen. Ich glaube, das sind jetzt, wenn man es so umrechnet, in etwa 20 DIN-A4-Seiten Text, den wir uns quasi merken können, um immer wieder darauf Bezug zu nehmen.

Mit der Fobizz KI-Assistenz lässt sich dadurch ein richtiges Gespräch führen. Und wir haben mittlerweile Konversationen; das heißt, ich kann meine Anfragen von früher sehen. Ich habe eine Historie und kann die auch immer wieder aufrufen und daran anknüpfen.


Diese Konversationen bleiben also immer mit dem Nutzer-Profil verbunden?

Genau, wenn ich frühere Fragen als Lehrkraft nicht lösche, dann wird meine Konversation gespeichert. Bei den Schülerinnen und Schülern haben wir es so gemacht, dass die Daten automatisch nach entweder 24 Stunden oder acht Tagen gelöscht werden.

Wir empfehlen den Lehrkräften, ChatGPT eigentlich nur kurzzeitig für einen bestimmten Anwendungsfall mit den Kindern zu nutzen, und wollen keinen Freifahrtschein für die Schüler herausgeben. Das hat auch mit Kosten zu tun, die am Ende bei uns liegen – jede Anfrage kostet ja. Unter anderem deswegen ist es für die Schüler und Schülerinnen limitiert und wird auch immer wieder gelöscht.


Welche Kosten fallen für eine Lehrkraft an, die sich Fobizz leisten will und was wäre mit einer Klassenlizenz?

Für Lehrkräfte, die es sich individuell kaufen, liegen die Kosten tatsächlich bei circa 10 Euro im Monat. Damit haben sie Zugriff auf alle Tools, ob nun KI-spezifisch oder nicht. Sie können damit Arbeitsplätze erstellen, Pinnwände, Biz-Textdokument und so weiter. Im Rahmen ihrer Lizenz können sie auch mit ihren Schülerinnen und Schülern arbeiten. Das kostet nicht extra. Wir versuchen aber, über Landes- oder Schullizenzen andere Nutzungswege anzubieten, damit Lehrkräfte nicht individuell bezahlen müssen.


Gibt es schon Bundesländer, mit denen Sie näher in Kontakt sind und wo auch tatsächlich Schullizenzen verteilt werden?


Für die Fortbildungen haben wir das schon. In Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen können sich alle Lehrkräfte kostenfrei über Fobizz weiterbilden.

Nun können die Gespräche mit Ländern etwas länger dauern, da die Einbindung von KI noch relativ neu ist. Da muss natürlich auch der Datenschutz eingebunden werden und so weiter. Deswegen haben wir in dem Angebotsbereich noch keine Landeslizenz vergeben können. Aber es werden zurzeit tatsächlich einige Gespräche geführt und ich hoffe sehr, dass wir zeitnah auch den ersten Bundesländern die KI-Assistenz zur Verfügung stellen können.