Freies WLAN ĂĽber Freifunk anbieten: So geht's
Mit Freifunk kann man sein WLAN rechtssicher mit Gästen teilen und dabei einen sozialen Dienst leisten. Wir zeigen, was Sie beim Einrichten beachten müssen.
- Andrijan Möcker
Freier Internetzugang über WLAN gehört heute sowohl im Gewerbe als auch für heimische Gäste zum guten Ton. Unkompliziert, kostengünstig und gleichzeitig rechtssicher kann man sein Gäste-Netz mit Freifunk aufbauen. Doch um damit loszulegen, sollten Sie zunächst den Hintergrund von Freifunk kennen: Freifunk ist nicht irgendein weiterer Hotspot-Dienst, wie ihn etwa die Telekom, Vodafone oder Hotsplots bietet. Freifunk entsprang der Idee, bürgereigene und von kommerziellen Providern unabhängige Computernetzwerke mit unter anderem lokalen Diensten aufzubauen. Anfang der Nullerjahre begannen ehrenamtliche Initiativen in London und Berlin, mittels für Richtfunk angepasster WLAN-Hardware innerstädtische Funkstrecken aufzubauen – ein paralleles Internet sozusagen, das aber auch Zugang zum großen Internet vermittelt.
Ungefähr im selben Zeitraum entstanden eine Freifunk-Firmware und Routing-Protokolle, um ein sich selbst organisierendes Mesh-Netz zu schaffen. Freifunk-Router strahlen nicht nur ein Client-WLAN aus, sondern verbinden sich untereinander und leiten Datenverkehr anderer Geräte bis zum Ziel weiter – ob das im Internet liegt oder innerhalb des Meshs spielt keine Rolle. Diese Firmware lief – und läuft auch noch heute – auf handelsüblichen WLAN-Routern, bei denen die Freifunker einen Weg gefunden haben, das Betriebssystem auszutauschen.
Das 2003 verfasste Pico Peering Agreement ist bis heute das Regelwerk für Freifunk-Netze. Mit ihm verpflichten sich die Teilnehmer gegenseitig, den Datenverkehr der anderen uneingeschränkt durch die eigene Infrastruktur zu leiten. Das schließt auch Hotspot-typische Vorschaltseiten und eine Login-Pflicht aus: Wer sich mit Freifunk verbindet, ist direkt im Freifunk-Netz und auch im Internet.
- Kernidee von Freifunk ist die gemeinsame Vernetzung.
- Freifunker kann jeder werden.
- Freifunk ist in jeweils regional aktiven Communities organisiert.
Störerhaftung
Richtigen Aufschwung bekam Freifunk mit den Abmahnwellen in den 2010ern, weil viele Freifunk-Gruppen das Problem mithilfe von VPN-Verbindungen umgehen konnten: An privaten Internetanschlüssen aufgestellte Freifunk-Router verbanden sich mit den Freifunk-Servern, welche Datenverkehr ins Internet über einen VPN-Tunnel ins Ausland leiteten. Freifunk entwickelte sich so vom selbst errichteten "Richtfunk-Parallelinternet" zum hauptsächlich virtuellen Netz mit rechtssicherem Internetzugang, das über heimische Anschlüsse läuft und als günstigen Nebeneffekt Haftungsrisiken umgeht.
Das ist auch heute noch die Realität der meisten Freifunk-Gruppen, auch "Communities" genannt: Die meisten Freifunker schließen ihren Freifunk-Router zu Hause an den Internetanschluss an. Die größtenteils ehrenamtlichen Administratoren kümmern sich um die Serverinfrastruktur, die den "Kundenverkehr" der Freifunk-Router per VPN entgegennimmt und ins Internet ausleitet. Letzteres läuft heute nicht mehr im Ausland, sondern direkt bei den Hostern der Server. Durch die Novelle des Telemediengesetzes sind die rechtlichen Risiken für die Gruppen vertretbar. Gleiches gilt zwar auch für jeden, der an seinem privaten Router ein Gastnetz für alle öffnet, doch das Risiko einer Abmahnung oder Hausdurchsuchung besteht für den Anschlussinhaber nach wie vor, wenn der Nachbar den offenen Zugang für Schindluder ausnutzt.
Der Gedanke, eigene unabhängige Netze zu bauen, ist trotz dieser neuen Realität erhalten geblieben; Freifunk nutzt nach wie vor Mesh-Technik, sodass Router in Reichweite sich untereinander verbinden und auch die Internetverbindung weiterreichen. Einige Communities betreiben nach wie vor allerhand Richtfunkstrecken. Etwa, um Orte zu versorgen, für die sich Provider aus wirtschaftlichen Gründen weniger interessieren. Ausschließlich im Freifunk verfügbare Dienste spielen nur noch in wenigen Communities eine Rolle.
Ein typisches Missverständnis in Bezug auf Freifunk ist, dass die Bewegung eine besondere Funktechnik nutzt oder technische Überschneidungen mit beispielsweise CB-Sprechfunk hat. Tatsächlich nutzen die Gruppen schon immer mehrheitlich typische WLAN-Hardware in den lizenzfreien Funkbändern bei 2,4, 5, 6, 24 und 60 GHz. Die Reichweite eines Freifunk-WLANs unterscheidet sich also nicht von anderen und das Meshen funktioniert auch nur dann, wenn die Router sich gegenseitig erreichen können.