Kernfusion: Wie Start-ups die Kraft der Sonne zähmen

Seite 4: Realistische Visionen

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Dennoch ist die kleine, aber gut vernetzte Forschergemeinde, die zu diesem Thema arbeitet, optimistisch. "Die Technologie hat einen Readyness Level 2" , sagt ein Forscher, der sich jedoch nicht namentlich zitieren lassen will. Der Technology Readyness Level ist in der EU-Formulierung eine Skala zur Bewertung der Reife von Technologien, die von eins bis neun reicht. Zwei bedeutet, dass das zugrunde liegende wissenschaftliche Prinzip beobachtet und beschrieben ist, und es für die darauf aufbauende Technologie bereits Pläne gibt.

"Ich sehe keine grundsätzlichen Hindernisse und wir könnten mit einem relativ kleinen Budget kritische Experimente durchführen, um die Machbarkeit zu testen. Wir sollten diese Gelegenheit nutzen". Die EU hat sich in der Forschungsförderung allerdings auf die Fusion mit magnetischem Einschluss festgelegt. Das ist nicht billig. Allein von 2021 bis 2027 kostet die Beteiligung an ITER - zusätzlich zum ohnehin bereits investierten Geld – weitere rund fünf Milliarden Euro. Ein neues, teures Experiment auf diesem Feld, mit ungewissem Ausgang, wäre politisch schwer zu vermitteln.

Heike Freund, Geschäftsführerin von Marvel Fusion, hält die Entwicklung der Fusionsenergie für dringend nötig, um den Klimawandel in den Griff zu bekommen.

(Bild: Marvel Fusion)

Andererseits wäre der politische und wirtschaftliche Impact einer sauberen, ständig verfügbaren Energiequelle extrem hoch. "Wir würden uns freuen, wenn das Thema Fusion technologieoffen betrachtet würde", sagt Heike Freund, Geschäftsführerin von Marvel Fusion. Obwohl das Unternehmen bislang von privaten Investoren getragen wird, würde man auch staatliche Gelder akzeptieren.

Denn die Erforschung der Fusionsenergie, meint Freund, sei eine gesellschaftliche Aufgabe. "Vor zehn Jahren hatten wir alle große Hoffnungen, dass sich das Problem Klimawandel schon lösen lasse. Jetzt haben wir mehr Überschwemmungen, mehr Dürren, mehr Stürme", sagt Freund. "Ich finde es toll, dass es viel Bewegung bei den erneuerbarer Energien gibt. Aber wenn man sich den Energiebedarf der Welt anschaut, dann ist klar, das da noch mehr passieren muss."

(lca)