Klassenkampf am Gate?

Seite 3: Klassenkampf am Gate?

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Tim Sparapani, auf Gesetzgebungsverfahren spezialisierter Jurist bei der US-Bürgerrechtsorganisation ACLU, fürchtet, die TSA könne nicht für Clear zugelassene Personen als Personen dritter Klasse behandeln. "Hier könnte eine ganze Unterschicht von Menschen entstehen, die nicht registriert werden." Das Horrorszenario: Sollte das Programm irgendwann einmal auf Bürogebäude oder den öffentlichen Nahverkehr ausgedehnt werden, müssten diese Menschen mit ständigen Schikanen leben.

Clear könnte durch die Entwicklung einer genauen und gleichzeitig bequemen Sicherheits-Screening-Technologie aber auch dafür sorgen, dass das Reisen für alle wieder leichter wird, hoffen die Firmenchefs. Fortschrittliche Erkennungssysteme, die dann auch irgendwann bei ganz normalen Sicherheitskontrollen zum Einsatz kämen, könnten darüber hinaus die üblichen Staus reduzieren. Die Nachfrage nach VIP-Ansätzen wie Clear würde dadurch wohl wieder sinken – ein Faktum, dass die Investoren des Unternehmens mit Sorge verfolgen sollten. (Der Vorsprung in anderen Sicherheitsbereichen bliebe allerdings erhalten – schließlich gibt es mehr Stadien und Bürogebäude als Flughäfen.) Die Perfektionierung einer Maschinerie, bei der man sich nicht vorher anmelden muss, würde dann wieder zu einer neuerlichen Demokratisierung am Gate führen.

Wichtige Teile des Clear-Systems funktionieren bereits gut: Das "Trusted Traveler"-Modell, die gut nutzbaren Registraturen und die neuartigen Sicherheitscheckpoints, dier zwar noch nicht ganz perfekt, aber bereits deutlich fortschrittlicher als das sind, was derzeit verwendet wird. Bleibt zu hoffen, dass die Technologie bald auch Menschen hilft, die sich nicht registrieren wollen. Schließlich ist ein Programm, bei dem die Regierung irgendwelche Listen führt, immer unschön. Bis Clear die Freiheit der Amerikaner wirklich bedroht, dürfte es aber noch ein Weilchen dauern. (bsc)