Klimawandel beflügelt Seekabel-Pläne für die Arktis

Seite 3: Klimawandel fördert Erfolgsaussichten

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Auch Klimaforscher sehen für diese Vorgaben gute Erfolgsaussichten: Der Klimawandel lässt das Eis der Arktis schneller als gedacht dahinschmelzen. Satellitendaten zeigen regelmäßig neue Minimalwerte der Eisfläche.

"Ich denke, dass die Kabel mit Sicherheit verlegt werden können", sagt der Ozeanograf Prof. Rüdiger Gerdes vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven. "Die extremen Bedingungen mit besonders wenig Eis in der Arktis haben bereits 2007 angefangen." Zudem sollen die beiden Kabel nicht direkt über den Nordpol liegen sondern vor den Nordküsten der angrenzenden Kontinente.

Insbesondere der östliche Seeweg über Sibirien zeichne sich durch sehr geringe Eisdicken aus, erläutert Gerdes. Im Sommer sei das Meer dort in den vergangenen Jahren mehrere Monate eisfrei gewesen - in den anderen Monaten steige die Eisdicke wieder auf bis zu 1 oder gar 1,5 Meter.

Erst im vergangenen Sommer zeigten die Satellitendaten mit 4,24 Millionen Quadratkilometer Eisfläche wieder einen Negativrekord. Das sei halb so viel wie noch im Sommer 1972.

(Bild: http://www.iup.uni-bremen.de/seaice/amsr/ )

"Tatsächlich wird eine gewisse Eisbedeckung sogar als Vorteil angesehen für diese Kabel", erläutert Gerdes, "weil die Kabel dann weniger durch Schifffahrt und Fischerei gefährdet sind." Sie könnten etwa beim Ankern beschädigt werden. "Ich denke man kann im August, September, vielleicht auch etwas früher mit dem Verlegen anfangen. Ab Mitte September friert dann alles wieder sehr schnell zu."

Auch für die Verlegung des zweiten Kabels von Japan über den Norden Kanadas nach Großbritannien sehe es seit einigen Jahren gut aus. "Da hatten wir in den letzten Jahren im Sommer weitgehend eisfreie Bedingungen", sagt Gerdes. "Und die Verlegung mit Eisbrechern gelingt wahrscheinlich, auch wenn dort gewisses Eis vorhanden ist." Die mittlere Eisdicke in der Arktis betrage nicht mehr als drei Meter, auch im Winter nicht. "Natürlich gibt es lokale Ausnahmen mit dickerem Eis bis zu 15 Metern."

Erst im vergangenen Sommer zeigten die Satellitendaten mit 4,24 Millionen Quadratkilometer Eisfläche wieder einen Negativrekord. Das sei halb so viel wie noch im Sommer 1972, erläuterte ein Team um Georg Heygster von der Universität Bremen damals. Für die Kleinstlebewesen an der Eisunterseite, einem Ausgangspunkt der Nahrungskette im Meer, schrumpfe der Lebensraum.

Die Klimaforscher sind sich einig: Das Arktiseis geht weiter zurück. Nur die Geschwindigkeit ist noch ungewiss. Falls die Erderwärmung unter zwei Grad bleibe sollte, wird es nach Auskunft von Hamburger Forschern um Jochem Marotzke vom Max-Planck-Institut für Meteorologie nicht völlig verschwinden. Dazu müsste der CO2-Ausstoß jedoch schon ab 2020 sinken. Bei höherem Ausstoß könnten die arktischen Sommer in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts jedoch eisfrei sein. Das Schnee- und Eisdatenzentrum der USA (NSIDC) sagt sogar schon für 2030 bis 2040 eisfreie arktische Sommer voraus.

Gerdes betont, dass die Klimaerwärmung in Wellen verlaufe. Natürliche Klimaschwankungen könnten die menschengemachte Temperaturerhöhung in der Arktis überlagern. "Wenn es wieder kälter wird, wird sich das Eis auch erholen, aber es wird nicht zu solchen Eisdicken zurückkehren wie wir sie früher hatten. Einen Eisrückgang wie jetzt gab es früher nicht." (mit Material von dpa) / (rek)