Klimawandel beflügelt Seekabel-Pläne für die Arktis

Seite 2: Hohe Kosten

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"All diese Projekte befinden sich noch im Planungsstatus. Es müssen noch beträchtliche Mengen an Geld aufgebracht werden, damit mit dem Bau begonnen werden kann", sagt Alan Mauldin, Forschungsleiter beim auf die Seekabel-Branche spezialisierten US-Marktforschungsunternehmen Telegeography. "Arctic Fibre" soll 600 bis 640 Millionen US-Dollar kosten, die vor allem von Telekommunikationsfirmen kommen sollen. Für "Rotax" seien insgesamt sogar fast zwei Milliarden Dollar veranschlagt, wie die russische Agentur Interfax kürzlich meldete.

Geldgeber zu finden könnte schwierig werden, meint Mauldin. "Es gibt für die Verbindung zwischen Japan und Großbritannien überhaupt keinen Bedarf, da die bestehenden Kabel ausreichen." Und die Bevölkerungsdichte in der kanadischen Arktis reiche nicht aus, um das Projekt kommerziell erfolgreich zu betreiben, sagte Dan Goldberg, Präsident der kanadischen Satelliten-Telekommunikationsgesellschaft Telesat der Zeitung "The Toronto Star". Das Ganze sei "unrealistisch".

Unter den arktischen Seewegen liegen bislang keine Seekabel, Artic Fibre und andere wollen das ändern.

(Bild: http://submarinecablemap.com/)

Cunningham jedoch betont, dass es auch um Ausfallsicherheit gehe. Die neue Route führe nicht durch häufig befahrene Seestraßen wie das Südchinesische Meer und den Suezkanal, wo auf dem Meeresboden schleifende Anker und Grundnetze der Fischer immer wieder zu Kabelbrüchen führten. "Die Arktis ist auch ein schöner Platz - hinsichtlich der seismischen Aktivitäten", fügt er hinzu, da eine weitere Bedrohung der Kabel Erdbeben sind.

Engpässe, an denen viele Kabel eng nebeneinander laufen, wurden sogar bereits als terroristische Ziele genannt. Daneben spiele die Unabhängigkeit von politischen Verhältnissen eine Rolle, meint Cunningham. "Die Chinesen wollen eine Route, die nicht durch die USA führt, sondern direkt nach London, ohne Landungspunkte in anderen Staaten."

Ab 2014 soll der Hauptstrang von "Arctic Fibre" verlegt werden: Acht bis zehn Wochen ist die Route jeden Spätsommer eisfrei, dann kann ein Schiff mit riesiger Kabeltrommel den Strang dort abrollen. Wo Eisberge drohen, soll das Kabel vergraben werden, beim Anlanden kommen sogar Bohrer für eine sichere Route im Gestein zum Einsatz. "Das Kabel wird den Herausforderungen im arktischen Eis 25 Jahre lang widerstehen", zeigt sich Cunningham sicher.