Klimawandel beflügelt Seekabel-Pläne für die Arktis

Mehrere Betreiber wollen Seekabel durch die zunehmend eisfreien Seewege der Arktis verlegen. Während der Klimawandel die Bedingungen dafür verbessert, ist die Finanzierung der Milliarden-Projekte hingegen noch fraglich.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 33 Kommentare lesen
Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Doreen Fiedler
  • Simone Humml
Inhaltsverzeichnis

"Wir werden die schnellste Verbindung zwischen Japan und Großbritannien schaffen", sagt Douglas Cunningham, ein Geschäftsmann aus dem kanadischen Toronto. Sein Team arbeitet an Arctic Fibre, einer rund 15.600 Kilometer langen Glasfaserleitung von Tokio durch die Nordwestpassage über Neufundland nach London. Sie bedeute schnelle und sichere Kommunikation für die Menschen in China, Taiwan und Japan.

(Bild: http://www.arcticfibre.com/routing-map.html)

"Internet-Videos, Skype-Telefonie, Google, Facebook - das sind jede Menge Inhalte, die den Ausbau der Netze vorantreiben", meint der Telekommunikationsanalyst. Früher sei Internet-Telefonie schrecklich gewesen, da die Laufzeit der Signale über Satellit viel zu lange dauerte. Die schnell wachsenden Märkte in Asien benötigten nun neue Wege, über die die immensen Datenmengen extrem schnell laufen könnten.

Interesse an dem Arktis-Kabel, das Daten von Tokio nach London und Frankfurt einige Millisekunden schneller durchleitet als die jetzigen Leitungen, hätten auch die Börsen, erklärt der frühere Investmentbanker. Weitere Profiteure seien Kreditkartenunternehmen, die online eine schnellere Überprüfung der Daten benötigten, und TV-Sender, die bei Live-Schaltungen Bild und Ton möglichst synchron wünschten.

Als Herzensangelegenheit bezeichnet Cunningham die rund 60.000 Menschen in Kanada und Alaska, die bisher ohne Anschluss an die Kabelinfrastruktur leben und an Zweige des Seekabels angeschlossen werden könnten. "Wie muss das für die Menschen im Norden sein, wenn wie neulich der Satellit für 17 Stunden ausfällt? Dann funktionieren keine Handys, keine Telefone, keine Fernseher, die Flugzeuge müssen landen - das Leben kommt zum Stillstand." Diese Isolation möchte er durchbrechen. Auch könnten die Menschen in der Arktis von ärztlichen Ferndiagnosen und Bildungsangeboten per Video-Stream profitieren.

"Arctic Fibre" ist nicht das einzige Projekt, das sich derzeit in der Schreibtisch-Planung befindet: In Anchorage in Alaska wurde das Arctic-Link-Kabel entworfen, das ebenfalls von Japan durch die Beringstraße und an Grönland vorbei nach London führen soll. Ein russisches Kabel namens Rotax" soll hingegen auf einer ganz anderen Route laufen, nämlich von Großbritannien an der russischen Küste entlang über Murmansk, Anadyr und Wladiwostok bis nach Tokio.