Media-Saturn Holding: Nachfolger fĂĽr CEO Horst Norberg gefunden

Von den zahlreichen Personalien der vergangenen Woche fand heise-resale-Kolumnist Damian Sicking die Rückkehr von Klaus-Peter Voigt in die Geschäftsführung von Media-Saturn am spannendsten. Für ihn ist Voigt der Mann, der die nächsten Jahre der Metro-Tochter prägen wird.

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Von
  • Damian Sicking

ZurĂĽck in die Zukunft: MSH-Manager Klaus-Peter Voigt

(Bild: Telefunken)

Lieber Klaus-Peter Voigt, altes und neues hohes Tier bei der Media-Saturn-Gruppe,

ich geb´s zu, ich war im Urlaub. Muss auch mal sein. Was aber nicht sein muss, ist, dass ausgerechnet in dieser Woche, in der ich urlaubsbedingt nicht am Arbeitsplatz bin, die interessantesten Personalien publik gemacht werden. Oder ist das Absicht? Egal, geh´n wir es kurz noch mal durch.

Dass Gerhard Schulz zum Europachef von Ingram Micro befördert wurde, ist eine schöne Anerkennung für die gute Arbeit, die er in den vergangenen Jahren geleistet hat. Die Beförderung Schulz´ wird sicherlich zu einer Stärkung der deutschen Ingram-Organisation im Konzern führen. Von diesem Job hat ja der frühere Zentraleuropa-Chef von Ingram, Michael Kaack, lange geträumt. Aber so ist das mit den Träumen: Nicht alle gehen in Erfüllung. Wer der Nachfolger von Schulz als Deutschland-Chef wird, ist noch offen. Manche tippen auf den bisherigen Vertriebschef Marcus Adä. Durchaus möglich, aber vielleicht doch eher nicht. Wenn man sich für Adä entschieden hat, warum hat man das dann nicht sofort mitgeteilt? Daher halte ich auch eine Neubesetzung von Außen für möglich. Auf der Hausmesse IM.top Ende des Monats wird man vermutlich mehr dazu erfahren.

Nicht ganz so harmonisch wie bei Ingram Micro geht es derzeit bei Hewlett-Packard in Böblingen zu. Zumindest was den für mich überraschenden Wechsel an der Firmenspitze betrifft. Nicht ein klitzekleines Wörtchen des Dankes und auch keine guten Wünsche für die Zukunft waren in der offiziellen Mitteilung über das Ausscheiden von Deutschland-Chef Volker Smid zu lesen. Offenbar ist man bei HP darüber verschnupft, dass Smid sich die Tortur bei HP nicht länger antun wollte. Personalentlassungen, Ärger wegen geplanter Standortschließung (Rüsselsheim), und dann auch noch der Verlust der Marktführerschaft im PC-Markt (an Lenovo) – das alles zerrt an den Nerven und führt zu erhöhtem Kräfteverschleiß. Jetzt kann sein Nachfolger, das HP-Urgestein Heiko Meyer (er steht bereits seit 29 Jahren auf der HP-Gehaltsliste) zeigen, ob er das Zeug hat, eine so große Organisation in schwierigen Zeiten zu führen. Man kann ihm nur viel Glück wünschen.

Übrigens: Wie die Erklärung eines Unternehmens aussehen kann, wenn ein Top-Manager von Bord geht, zeigt ganz aktuell ElectronicPartner. Zu der Entscheidung von Firmenchef Jörg Ehmer, die Firma zu verlassen, heißt es in einer Mitteilung sehr schön: "Der Verwaltungsrat dankt Dr. Ehmer für die geleistete Arbeit und seine Verdienste um ElectronicPartner. 'Wir bedauern das Ausscheiden von Herrn Dr. Ehmer außerordentlich und bedanken uns für die gute und erfolgreiche Zusammenarbeit', kommentiert Hartmut Haubrich, Vorsitzender des Verwaltungsrates." So geht´s also auch.

Auch beim Online-Händler Redcoon gab es einen Führungswechsel. Firmengründer und Geschäftsführer Reiner Heckel verkauft seine restlichen Anteile an Mehrheitsgesellschafter Media-Saturn (MSH) und steigt aus. Seinen Job übernimmt MSH-Manager Martin Wild, "übergangsweise", wie es offiziell heißt. Wieso "übergansweise", habe ich mich gefragt. Hat Herr Wild, der immerhin den schönen Titel "Vice President Online Media Saturn Holding GmbH" trägt, keine Lust, diese Aufgabe dauerhaft auszuüben? Oder traut man dem 34-jährigen Manager diesen Job nicht zu?

Und damit wären wir dann endlich bei Ihnen, lieber Herr Voigt. Das war für mich die größte Urlaubsüberraschung, ganz ehrlich. Nachdem Sie vor fünf Jahren aus einer Spitzenposition heraus dem Unternehmen Media-Saturn Holding den Rücken kehrten, kommen Sie nun zurück. In der Zwischenzeit haben Sie als CEO versucht, die Marke Telefunken wieder zu reanimieren. Lieber Herr Voigt, fast so überrascht wie über Ihre Rückkehr zu MSH war ich allerdings über die begleitende Berichterstattung meiner Journalistenkollegen. Oder sollte ich lieber sagen: enttäuscht? Da stand immer nur etwas darüber, dass MSH einen neuen Einkaufschef bekomme. Das entspricht zwar dem Text der MSH-Pressemitteilung, aber da habe ich von den schreibenden und kommentierenden Branchenbeobachtern mehr erwartet. Meine Headline wäre gewesen (und dies habe ich jetzt nachgeholt): "Media-Saturn: Nachfolger für Horst Norberg gefunden."

Denn ein Nachfolger muss her, das steht fest. Schon nach dem Abgang von MSH-Chef Roland Weise Ende 2010 hieß es, dass sein Nachfolger, das MSH-Urgestein Host Norberg, aufgrund seines Alters den Job nur vorübergehend und als "Zwischenlösung" übernehmen werde. Doch die Suche nach einem geeigneten Firmenchef, der den um seine Zukunft ringenden Retailer dauerhaft führen kann, gestaltete sich schwierig. Wohl auch daher wurde Norbergs Vertrag jetzt noch einmal verlängert, nachdem Metro-Chef Roland Koch Norberg im vergangenen Jahr noch als "Glücksfall für das Unternehmen" über den grünen Klee gelobt hat. Aber Herr Norberg wird eben auch nicht jünger. Und die vergangenen drei Jahre bei MSH waren anstrengend und gingen richtig an die geistige und wohl auch körperliche Substanz. Sie, lieber Herr Voigt, sind mit Ihren 52 Jahren ja deutlich jünger und hatten zudem auch schon damals, im Jahr 2006/07, als Mitgründer Leopold Stiefel von Bord ging, Ambitionen auf das Amt des CEOs. Das heißt: Sie trauten sich das Amt zu und tun es sicher heute auch noch. Eine gute Voraussetzung.

Apropos Redcoon: Es wäre schön, lieber Herr Voigt, wenn Sie Ihren Einfluss geltend machen könnten, damit wir in Zukunft von so unsäglichen Redcoon-Werbekampagnen wie mit den spärlich bekleideten Billig-Damen und ihren dümmlichen Sprüchen verschont bleiben (ich hatte dazu in meiner Kolumne vom 12. Dezember letzten Jahren unter der Headline "Redcoon. Freudenhaus der IT-Branche" alles Nötige gesagt).

Aber zunächst einmal: Viel Erfolg bei Ihrem ganz persönlichen Projekt "Zurück in die Zukunft"! Man sieht sich.

Beste GrĂĽĂźe!

Damian Sicking

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