Meta: Wetten auf das Omega der digitalen Explosion in Indien

Digitaler Zahlungsverkehr und Social Commerce sind heiße Wachstumsbereiche in Indien. Meta wäre mit WhatsApp gerne dabei.

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(Bild: mundissima/Shutterstock.com)

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Das Paris-Syndrom bezeichnet eine Art Kulturschock. Und so wird auch genannt, was viele große Marken in Indien erlebt haben. Von globalen Fast-Food-Ketten, weltbeherrschenden Müslipackungen, Hautpflegeköniginnen bis hin zu Automobilgiganten – sofern sie bescheiden genug waren, um sich in den einzigartigen Geschmack und die Psychologie der indischen Verbraucher einzufühlen. Die rechtlichen Rahmenbedingungen, die Vielseitigkeit der indischen Sprache, die Ausgabenpsychologie und die Datenlokalisierung haben allerdings auch die führenden Anbieter von sozialen Medien, Cloud- und Mobilitätslösungen immer wieder dazu veranlasst, den "Reset"-Knopf zu drücken.

Aber sie sind auch mit einem anderen Syndrom konfrontiert worden: Das Stendhal-Syndrom, das besagt, vor lauter Kultur, wenn sie etwa Florenz besuchen, wird den Menschen schwindelig. Die schiere Offenheit, eine riesige demografische Spielwiese, eine schnell wachsende Wirtschaft und ein robustes Ökosystem mit seltenen und noch nie dagewesenen Möglichkeiten. Für Meta ist dieses Syndrom im derzeitigen wirtschaftlichen und kulturellen Umfeld des Landes in voller Blüte. Mit WhatsApp hat es Ansatzpunkte in den Bereichen KMU, E-Commerce und digitaler Handel im Visier. Allerdings gibt es dabei auch Mauern zu überwinden.

Ein Lebensmittelhändler in einer indischen Kleinstadt hat seinen Kundenstamm dank In-App-Zahlungsoptionen erweitert. Ein Telefonhändler nutzt die Vorteile des Marktkanals durch JioMart. Ein einheimischer Verkäufer von maßgeschneiderten T-Shirts erreicht schnell Käufer und WhatsApp-Saree-Shopping-Gruppen. Indien befindet sich in einem neuen Zeitalter. "Heute führt Indien die globale Rangliste für digitale Zahlungen an, und im Jahr 2022 fanden fast 90 Millionen digitale Transaktionen statt. Meta (einschließlich WhatsApp) und Google sind neben dem US-Einzelhandelsriesen Walmart (samt Finanzdienstleister PhonePe) die wichtigsten Akteure," bekräftigt Devroop Dhar, Mitbegründer und Vorstandsmitglied bei Primus Partners, einem Consulting Unternehmen. Nach der letzten Zählung im April 2023, die in Medienberichten zu lesen war, erreichte WhatsApp mit UPI-Zahlungen 15 Millionen Transaktionen mit einem Gesamtwert von 1.300 Milliarden Rupien. UPI ist eine Art virtuelle Zahldienst-Adresse.

Mit etwa 530 Millionen WhatsApp-Nutzern, darunter etwa 300 Millionen Geschäftskunden, stellt Indien eine zu große Chance dar (mit einer Wachstumsrate von 16 Prozent), um ein Auge zuzudrücken oder die kalte Schulter zu zeigen. Aber was Metas Herzschlag und Adrenalin hier in die Höhe treibt, ist der Teil, der hier noch ungenutzt ist. Laut Indiens Digital-Branchenverband IAMAI gibt es in Indien 750 Millionen aktive Internetnutzer (bis 2025 werden es 900 Millionen sein). Im Jahr 2022 gab es 338 Millionen Nutzer von digitalen Zahlungsmitteln. Und die Zahl der Inder, die über Social Commerce einkaufen, stieg in der IAMAI-Kantar-Analyse 2022 um 51 Prozent.