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Seite 4: Politikverdruss

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"4. Außerdem sollte man sich lieber mal die Frage stellen, warum es überhaupt zu solchen Ansichten kommen kann? Eventuell liegt das daran, dass die meisten den Glauben in Politiker verloren haben. Weil diese durch die Bank weg korrupt sind. Nur nennt man das nicht mehr so, sondern Lobbyarbeit oder Sitz im Vorstand. Politiker gehören in den Bundestag und nicht an den Tisch von Konzernen, dazu gehört Lobbyarbeit verboten. Schafft es die Politik nicht, das Vertrauen der Bevölkerung wiederzugewinnen, wird doch alles nur noch schlimmer in den nächsten Jahren."

Es stimmt vermutlich, dass viele Menschen das Vertrauen in die Politik verloren haben. Darauf ließe sich durch die geringe Beteiligung an den Wahlen in Deutschland schließen und den Zulauf zu Antidemokraten. Pauschalisierung hilft hier nicht weiter, nicht jeder Politiker ist korrupt.

Nun könnte man mir vorwerfen, mit meiner Forderung, die US-amerikanischen sozialen Netzwerke abzuschalten, ginge ich ebenso pauschal vor. Angelpunkt meines Kommentars ist aber, dass profitorientierte Unternehmen darüber befinden, welche Meinung genehm ist, und das auf Basis eines Rechtsverständnisses, das von unserem in wichtigen Punkten abweicht. Von den Strategien der Manager dieser Unternehmen, ihren Aktionären und ihren Algorithmen hängt es ab, welche Informationen wen erreichen und in welcher Filterblase die Menschen jeweils hängen bleiben und welchem Meinungszirkel sie systematisch zugeführt werden, ohne dass sie die zugrundeliegenden Regeln durchschauen können.

Damit will ich nicht grundsätzlich die digitale Vernetzung der Menschen untereinander verbieten, es müsste dafür nur ein neues, für eine demokratische, tolerante Gesellschaft geeigneteres Modell gefunden oder eines genutzt werden, das womöglich bereits in einer Nische existiert, aber sich mangels Unterstützung bisher nicht entfalten konnte.

"5. Nur Bildung kann der einzige Weg sein, um unser aller Leben besser zu machen. Nur so kann erreicht werden, dass die Bevölkerung wieder ihr Hirn einschaltet, dadurch differenziert an Themen herantritt und objektiv einen Beitrag zur Verbesserung leisten kann."

Bildung und Information können helfen, Themen differenziert zu betrachten, keine Frage. Insofern habe ich als Nachrichtenredakteur einen Bildungsauftrag mit der damit verbundenen Verantwortung. Die schließt mit ein, dass ich mich ständig auf dem Laufenden halte und fortbilde, denn jeder Tag hat etwas Neues, Unbekanntes zu bieten. Das ist ein Anspruch, der mir im Hause Heise vom ersten Tag an begegnet ist und bis heute begegnet. Ich bin überzeugt davon, dass die c't und ihr anfänglicher Online-Ableger heise online den stürmischen Medienwandel der vergangenen zwanzig Jahre nicht vergleichsweise so unbeschadet überstanden hätten, wenn die Leser sich nicht auf gehaltvolle und fundierte Informationen verlassen könnten und nicht die Möglichkeit hätten, Kritik zu äußern und Korrekturen einzufordern.

In dieser arbeitsteiligen Welt sehe ich meine Aufgabe darin, die Nachrichtenlage zu sichten, zu sortieren, in die für Meldungen übliche Form aufzubereiten und anderen Menschen darzubieten, die dafür keine Zeit haben, weil sie sich hauptberuflich anderen Dingen widmen. Umgekehrt verlasse ich mich auf ihr Spezialistentum.

"6. Und um das Thema 'Soziale Medien' erneut aufzugreifen. Es ist doch ganz einfach: Meiner Meinung nach müssen wir weg von der Anonymisierung und hin zu personenbezogenen Accounts. Denn wenn ich schon etwas zu sagen habe, dann muss ich auch dazu stehen. Was und wie ich etwas sagen darf, wird durch Gesetze geregelt. Halte ich mich daran, kann ich also weiterhin alles sagen, was ich will. Es wäre so einfach… Dann würden sich viele überlegen, ob sie weiterhin ihren Mund aufmachen oder besser mal frei nach den Lehren von Dieter Nuhr leben."

Das Stichwort Anonymität wird häufiger angebracht, wenn es darum geht, Fake News und Hassbotschaften oder irgendetwas anderes im Internet zu bekämpfen, was verboten ist. Vor einem Jahr sagte zum Beispiel Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble, Anonymität sei eine Versuchung zur Hemmungslosigkeit. Bundesjustizministerin Christine Lambrecht sieht hingegen zu viele Stolpersteine für eine Klarnamenpflicht, vielmehr will sie deutlichere Vorschriften für die Herausgabe von Passwörtern durch Telemediendienste und eine Meldepflicht für soziale Netzwerke bei schweren Straftaten. Hier stimme ich Argumenten zu, die zum Beispiel die Gesellschaft für Informatik angebracht hat: Vertrauliche Passwörter, private Schlüssel und ähnliche Mechanismen dürften als "hochsensible Daten" den Verfügungsbereich des jeweiligen Nutzers nicht verlassen, meint sie. Sonst sei nicht mehr kontrollierbar, wer diese verwende und weitergebe.