Missing Link: Freibier für alle – Trump löst mit Linux Weltkrieg aus

Seite 5: Das Betriebssystem des Dritten Weltkriegs

Inhaltsverzeichnis

Ein gewichtiges Argument gegen die Klarnamenpflicht und die Offenlegung vertraulicher Daten ist auch, dass sich die politischen Regeln des Erlaubten ändern und die bis dahin im Internet gelandeten und weiter nachlesbaren Äußerungen von einem gedachten geändertem Staat in einem anderen Kontext gesehen werden können. Es ist schon heute möglich, anhand der frei zugänglichen Daten von Nutzern sozialer Medien Profile und damit womöglich "schwarze Listen" aufzustellen, zumal viele Menschen Informationen preisgeben – sei es freiwillig freizügig oder unfreiwillig.

Es zeigt sich, dass allein schon die sechs Punkte dieses einen Leserkommentars einige Denkanregungen enthalten, so wie auch viele andere Leserbeiträge, die am Donnerstag zum Kommentar "Schluss mit Twitter, Facebook und Co." gepostet wurden. In einem Leserbeitrag wird meinem Resümee die Überspitzung genommen und es ins Realistische gewendet: Es helfe nicht, diese Netzwerke abzuschalten, die Hildmanns und Wendlers zögen einfach weiter, zum Beispiel auf Telegram. Auch seien jene, die sich fürs Irrationale entschieden haben, nicht mehr mit der Adornoschen Vernunft zu erreichen:

"Mein Vorschlag wäre eher, dass sich mindestens alle Kommunen, Behörden, Parteien, Politiker und sonstige öffentliche Stellen endlich mal aus diesen Plattformen komplett zurückziehen. Deren Präsenz dort halte ich für einen Fehler. So praktisch das sein mag, aber sie zementieren damit die Monopolstellung und die Unentbehrlichkeit dieser Firmen und verleihen ihnen auch ihren Anstrich von Seriösität und 'Nachrichtenmedium'. Mindestens diese Entscheidung hat die Politik doch komplett in der Hand."

In den vergangenen Jahren wurde es für Unternehmen, Behörden und Politiker immer üblicher, sich auf anderen Kanälen als ihren eigenen Webseiten oder Presseorganen zu äußern. Anfangs konnte ich mich dem als Journalist verweigern, doch immer mehr Informationen waren mit der Zeit nur noch exklusiv auf Twitter, Facebook oder anderen "privaten" Quellen zu finden; etwas, das der derzeitige US-Präsident zum Exzess getrieben hat, wodurch es zu einer Art Symbiose zwischen ihm und seinen privatunternehmerischen Kanälen kam. Dem musste ich mich zwangsläufig beugen, auch wenn ich diesen Kanälen skeptisch gegenüberstehe und mich die sozialen Netzwerke dauernd nötigen, ihnen beizutreten.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier eine externe Umfrage (Opinary GmbH) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Opinary GmbH) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Auch störte es mich schon immer, dass hochrangige Politiker "Bild" Äußerungen exklusiv überlassen und andere Medien dadurch nötigen, das Boulevardblatt zu zitieren, das sich so einen Anstrich von Seriösität und "Nachrichtenmedium" geben kann. Ein Rückzug von diesem "Organ der Niedertracht" (Max Goldt) sowie von den monopolistischen sozialen Medien würde ein wichtiges Signal für andere Medien, Politiker, Institutionen, Unternehmen sowie die Leser und Nutzer setzen, es ihnen gleichzutun. Besonders Volksvertreter und Regierungsmitglieder sollten nicht jede beliebige Bühne für ihre Botschaften nutzen.

Fürs Erste bin ich gleichzeitig beunruhigt und etwas besänftigt, weil die Sprecherin des US-Repräsentantenhauses Nancy Pelosi beim Chairman of the Joint Chiefs of Staff Mark Milley, also dem Vorsitzenden des Vereinigten Generalstabs der Streitkräfte der Vereinigten Staaten vorgefühlt hat, um zu verhindern, dass der Egomane im Weißen Haus in seinem Wahn Atomraketen losschickt. So ganz aus der Luft gegriffen ist der Weltkrieg in der Überschrift also nicht. Die Politikerin ist auch sehr rege dabei, Trump abzusägen – leider auch auf Twitter. Wenigstens kann Trump nun dort nicht mehr seine 89 Millionen Folgenden anpoltern. Mit welchem Betriebssystem er den nächsten Weltkrieg auslösen könnte, weiß ich nicht. Und auch nicht, ob es Freibier für alle gibt, wenn diese Krisenzeit vorbei ist.

(anw)