Missing Link: Freibier für alle – Trump löst mit Linux Weltkrieg aus

Hier gibt es kein Freibier, es fliegen keine Atomraketen. Vom Überschriften-Test oben geht es weiter zu Fragen zum Journalismus, denen wir uns stellen sollten.

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Gehen Sie weiter, es gibt hier nichts zu sehen.

(Bild: heise online / anw)

Lesezeit: 24 Min.
Inhaltsverzeichnis

Die Überschrift ist natürlich blanker Unsinn. Sind Sie darauf hereingefallen, haben Sie draufgeklickt oder -getippt und sind Sie nun enttäuscht, gar erbost? Schon habe ich meinen Vertrauensvorschuss und womöglich den meines ganzen Verlags verspielt; Sie, liebe Leserinnen und Leser, gehen weiter, denn es gibt hier nichts zu sehen – und werden vielleicht nie wiederkommen.

"Missing Link"

Was fehlt: In der rapiden Technikwelt häufig die Zeit, die vielen News und Hintergründe neu zu sortieren. Am Wochenende wollen wir sie uns nehmen, die Seitenwege abseits des Aktuellen verfolgen, andere Blickwinkel probieren und Zwischentöne hörbar machen.

Die Überschrift soll lediglich testen helfen, ob ich auf Googles Klaviatur nach Herzenslust klimpern und den Suchriesen mit schlagkräftigen Begriffen dazu bringen kann, diesen Beitrag ganz nach vorn in seine Newsübersicht zu schieben – oder ganz nach hinten, weil er ihm nicht schmeckt.

Es kann sein, dass Sie durch den Begriff "Linux" nicht mehr hinterm Ofen hervorgelockt werden wie noch zu Zeiten, als der Microsoft-Chef Steve Ballmer in Torvalds Betriebssystem das schiere Böse sah und im heise-Foren besonders freitags Flamewars ausbrachen. Sein Nachfolger hat sich längst mit dem Open-Source-Betriebssystem arrangiert. "Trump" hingegen ist bestimmt gut geeignet, denn er polarisiert stark, und "Freibier" mögen alle, die trinken, und das ist die große Mehrheit. Es gab in dem Feld, über das ich berichterstatte, bisher noch keine Gelegenheit, das Wort in eine Überschrift zu packen.

Den Erfolg meiner Bemühungen werde ich in Kürze an den differenzierten Statistiken unserer Zugriffszahlen ablesen können. Das war mal anders, es gab mal eine Zeit, als lediglich dürre Zahlen der IVW und des Verlagsservers Auskunft gaben; an ihnen war lediglich ablesbar, wie viele Klicks es über einen längeren Zeitraum gab, die Entsprechung der verkauften Auflage der Printmedien. Heute verfügen wir über minutengenaue Statistiken und können ebenso akkurat testen, wie verschiedene Überschriftvarianten einer Meldung ankommen, damit wir daraus lernen und möglichst viel Aufmerksamkeit auf uns ziehen können.

Aufmerksamkeit der Menschen – und vor allem von Google, dem Anbieter, den die allermeisten Internetnutzer aufsuchen, wenn sie etwas finden wollen. Oft lässt sich an Zugriffszahlen ablesen, wenn der Konzern an seinen Algorithmen geschraubt hat. Dann beugen sich Spezialisten wie Auguren über Innereien über Zahlenkolumnen und Grafiken, um die Ursache für einen deutlichen Knick zu entschlüsseln, denn Googles Mechanismen und Automatiken sind geheim. SEO-Experten gemahnen, Überschriften, Bilder, Anriss- und Meldungstexte nach gewissen Kriterien zu gestalten, damit sie besser "gefunden" werden. Hübsch klingende, aber kryptische Überschriften, wie sie mancher Kollege aus dem Printbereich gerne noch verwendet, sind online obsolet, sie fallen durch Googles Raster.

Indem ich dies schreibe, ist mir bewusst, damit jene aufhorchen zu lassen, die schon bei früherer Gelegenheit die Glaubwürdigkeit "traditioneller Medien" in Frage gestellt haben. Vielleicht gebe ich manchem Geschrei der "Lügenpresse" neue Nahrung. Ich streue gewiss auch Zweifel unter jenen, die uns Medienschaffenden bisher wohlgesinnt waren, aber genau aus diesem Grund schreibe ich es hier auch. Mir ist bewusst, dass alle Medien um möglichst viel Aufmerksamkeit buhlen müssen und meine eigene berufliche Existenz davon abhängt. Es gibt für mich aber noch einen anderen, wichtigeren Impetus: möglichst viele Informationen und Perspektiven zu sammeln für das Wohl der Gemeinschaft – auf der Suche nach der Objektivität.