Missing Link: Vom Großen Gesetz des Friedens und der zweitältesten Demokratie

Seite 3: Die Neolithische Revolution

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Mann und Fields deuten die Gewalt als Folge des Übergangs von einer Jäger-und-Sammler-Kultur zur Landwirtschaft. Archäologische Funde zeigen, dass zur fraglichen Zeit vermehrt Mais angebaut wurde und zugleich die Dörfer durch Palisaden geschützt wurden. Daneben finden sich aber auch Hinweise auf Kannibalismus – der ebenfalls in den mündlichen Überlieferungen eine wichtige Rolle spielt.

Diese Übergangszeit, so Mann und Fields, in der Jäger und Farmer nebeneinander existierten, dürfte von gegenseitigem Misstrauen und Konflikten geprägt gewesen sein, schließlich sei der Wechsel zur Landwirtschaft mit sozialen Verschiebungen zwischen Männern und Frauen verbunden gewesen. Die Bedeutung der winterlichen Jagd ging zurück und damit auch die der Männer. In dieser Situation, schreiben die Forscher, erwuchs "der Kult des Kannibalismus als Reaktion auf die Landwirtschaft und stellte ihr eine extreme Vision entgegen, denn Kannibalismus ist eine symbolische Variation der Jagd".

Tadodaho, Häuptling der Onondaga. Er war die Verkörperung des Kannibalenkults, ein mächtiger Krieger, dessen magische Kräfte von allen gefürchtet wurden. Sein Haar soll mit Schlangen verflochten gewesen sein.

(Bild: By Seth Eastman - Public Domain)

Der Überlieferung zufolge war auch Hiawatha bei seiner ersten Begegnung noch Kannibale, um dessen Hütte herum sich menschliche Gebeine stapelten. Er ließ sich vom Friedensstifter jedoch rasch überzeugen, statt Menschenfleisch künftig Mais und Hirschfleisch zu essen. Sehr viel schwieriger war es dagegen, Tadodaho, den damaligen Häuptling der Onondaga, zu gewinnen. Er war die Verkörperung des Kannibalenkults, ein mächtiger Krieger, dessen magische Kräfte von allen gefürchtet wurden. Sein Haar soll mit Schlangen verflochten gewesen sein.

Der Friedensstifter, Jigonhsasee und Hiawatha besänftigten ihn mit einem Lied, das der Friedensstifter einst von einem Vogel gelernt haben soll. Nachdem sie seinen verspannten Körper massiert und die Schlangen aus seinem Haar gekämmt hatten, willigte auch er schließlich ein. Als Dank dafür wurde er zum obersten Häuptling des Bundes erklärt, der für alle Zeiten den Namen Tadodaho tragen sollte. Eine große Kiefer wurde gepflanzt, unter der alle Kriegswaffen vergraben wurden, und die Onondaga wurden die Hüter des zentralen Feuers, das seitdem nicht mehr erloschen ist.

50 Bundeshäuptlinge beraten seitdem auf höchster Ebene über die Angelegenheiten der Föderation. Gewählt werden sie von den Clan-Müttern, können von ihnen aber auch wieder abgesetzt werden. Ohnehin stützen sie sich stets auf die vorangegangenen Beratungen in den Langhäusern, bei denen jeder angehört wird und so lange reden kann, wie er oder sie will, ohne unterbrochen zu werden. Ziel ist es, einen Konsens zu finden, den alle teilen können. Daher haben die Häuptlinge auch keinerlei Macht, etwas anzuordnen oder durchzusetzen. Es ist nicht nötig, wenn sich ohnehin alle einig sind.