Mobilfunk-Netz in Eigenregie

Seite 4: Dorf-GSM

Inhaltsverzeichnis

Ciaby, der Techniker von Rhizomatica, empfiehlt ein paar Anpassungen der Basisstation-Konfiguration an die Situation in den Bergen: Um nicht von sämtlichen Mobiltelefonen in den umliegenden Bergen Registrierungsanfragen zu bekommen, haben sie die Reichweite des Netzes auf unter 10 Kilometer beschränkt (Timing Advance Value). Der Wert gibt an, um wieviel früher das Mobiltelefon aufgrund der Ausbreitungsverzögerung senden muss, um im richtigen Zeitschlitz bei der Basisstation anzukommen.

Teilnehmer des GSM-Workshops konfigurieren die UmTRX-Basisstation.

Mit ihren über 700 registrierten Telefonen stößt die Basistation in Talea schon an ihre Grenzen. Aber da nur diese eine Basistation zur Verfügung steht, versuchen die Techniker durch Erhöhung diverser Timeouts möglichst viel herauszuholen. Ein paar Kontrollkanäle könnten bei dem Dorfnetz abgeschaltet werden, da sie nur unnötigen Traffic verursachen. So ist es zum Beispiel nicht notwendig, dass alle 700 Telefone ständig ihre Position mitteilen, wenn es nur die eine Zelle gibt, erklärt Ciaby.

Wegen der enormen Nachfrage aus anderen Dörfern, bietet Rhizomatica Schulungen an. Die Organisation kann die Nachfrage nicht alleine stemmen, denn sie besteht nur aus 4 Personen. Bei einer ersten 4-tägigen Workshop-Runde in Mexiko Stadt gab es eine Einführung zu GSM. Im Anschluss wurde der praktische Aufbau eines GSM-Netzes mit OpenBSC geübt. Mit dabei war auch Alexander Chemeris von Fairwaves, der diverse UmTRX-Frontends zum testen mitbrachte. Die rund 20 Teilnehmenden kamen aus ganz Mexiko und hatten teilweise sehr konkrete Pläne, wie und wo sie ein Mobilfunk-Netz aufbauen wollen. So berichtete eine Teilnehmerin aus dem Bundesstaat Guerrero, dass die Situation in vielen Dörfern ähnlich sei wie in Oaxaca. Der Kurs sei eine große Hilfe, das Projekt zu beschleunigen. Ohne die Erfahrungen der Leute von Rhizomatica, sei der Bau von GSM-Netzen kaum denkbar.

(rek)