Nachhaltigkeit: Warum wiederaufbereitete Smartphones boomen

Seite 3: Wie Rebuy gebrauchte Smartphones testet

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Wiederaufbereiter wie Rebuy und Swappie kaufen gebrauchte Smartphones, testen sie, reparieren sie bei Bedarf und verkaufen sie danach wieder. Die Einschätzung des Gerätezustands – die Firmen sprechen vom "Grading" – ist dabei zentral: Werden Mängel übersehen, etwa ein defektes Mikrofon, hat das Retouren oder Reklamationen zur Folge.

Bei Rebuy in Falkensee bei Berlin konnte c’t den Grading-Prozess verfolgen. Das Unternehmen hat dort im Jahr 2021 eine hochautomatisierte Teststraße für iPhones aufgebaut. Nach dem Auspacken prüfen Mitarbeiter zunächst, ob die Geräte für die automatisierten Tests geeignet sind. Zu den Ausschlusskriterien zählen starke Beschädigungen wie aufgeblähte Akkus oder gebrochene Displays. Liegt kein solches Problem vor, werden die Geräte via Kabel an ein Testsystem gestöpselt, das Gerätedaten aus dem Mainboard ausliest und den Akku auflädt. Die Software stellt auch fest, ob das iPhone noch mit einem iCloud-Account verbunden ist und deshalb nicht verkauft werden kann. In diesem Fall erhält der Besitzer automatisch eine Mail mit der Bitte, die Sperre aufzuheben.

Danach reinigen Mitarbeiter die Smartphones, damit zum Beispiel Staubknäuel in Buchsen nicht die Testergebnisse verfälschen – eine zweite Reinigung folgt später. Das eigentliche Grading läuft weitgehend automatisch: Ein Roboterarm nimmt die Geräte vom Fließband und legt sie in eine etwa 60.000 Euro teure Maschine des US-Herstellers Futuredial, die Funktionen und Komponenten testet, etwa Kameras, Display, Sensoren, Buchsen, Bluetooth, Mikrofon und Lautsprecher. "Die Maschine spuckt 280 Messwerte pro Gerät aus, die Kunst liegt aber in der Bewertung der Daten", sagt Rebuy-Chef Philipp Gattner.

Rebuy setzt zum automatisierten Testen von gebrauchten Smartphones Maschinen von Futuredial ein, die etwa 60.000 Euro pro Stück kosten.

Auch die Einschätzung des optischen Zustands läuft automatisiert. Ein weiterer Apparat macht zwei Dutzend hochauflösende Fotos vom Gerät, eine Software errechnet daraus eine Zustandsbewertung. Auch dabei sei Erfahrung wichtig, betont Gattner. "Wie ein Kratzer bewertet wird, hängt zum Beispiel davon ab, an welcher Stelle des Gehäuses er sich befindet."

Die Restkapazität des Akkus lässt sich in der Regel aus einem Chip auslesen. Doch darauf verlasse man sich nicht, sagt Gattner. Man prüfe die Angabe auch mit einem eigenen Akkutest auf Plausibilität.

Künftig will Rebuy auch Android-Smartphones über die Teststraße schicken. Um die Maschinen "anzulernen", seien etwa 200 Exemplare eines Modells nötig, sagt Gattner. Als Hauptvorteil der Automatisierung sieht er nicht die Geschwindigkeit oder die Kostenersparnis, sondern die Verlässlichkeit der Daten: "Bei menschlichen Testern schwanken die Ergebnisse, weil die Augen müde werden und die Aufmerksamkeit nachlässt."

(cwo)