Oscar-Wissen: Gewinner, Verlierer und Kontroversen

In der Nacht zum Montag werden Oscars verliehen, erstmals ist eine deutsche Produktion als "bester Film" nominiert. Ein Streifzug durch zehn Jahrzehnte Oscars.​

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(Bild: LanKS/Shutterstock.com)

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Lesezeit: 17 Min.
Von
  • René Meyer
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Zum ersten Mal hat bei den Oscars eine deutsche Produktion die Chance auf den Hauptpreis für das "Best Picture": die Netflix-Produktion "Im Westen nichts Neues". Zwar werden deutsche Filme öfters nominiert, aber bisher nur als "Bester fremdsprachiger Film", der seit 2020 "Bester internationaler Film" heißt. Drei deutsche Filme erhalten diesen Auslands-Oscar: 1980 "Die Blechtrommel" von Volker Schlöndorff. 2003 "Nirgendwo in Afrika" von Caroline Link. Und 2007 "Das Leben der Anderen" von Florian Henckel von Donnersmarck.

Hinzu kommen einige Oscars für kurze Filme wie "Spielzeugland" und Trickfilme. Und ein Preis für die beste Doku 1960, "Serengeti darf nicht sterben" von Bernhard Grzimek; überschattet durch den Unfalltod seines 24 Jahre alten Sohnes während der Dreharbeiten.

Obwohl der Academy Award ein sehr amerikanischer Filmpreis ist, können grundsätzlich auch internationale Produktionen für die regulären Kategorien nominiert werden. Vorausgesetzt, sie erfüllen die Regeln, vor allem das Vorführen in einem Kino für mindestens eine Woche im Großraum Los Angeles, was sich dank Corona auf sechs Metropolen in den USA wie New York erweitert. So erhält Sophia Loren 1962 als erste Schauspielerin den Preis für die beste Hauptrolle in einem nicht-englischen Film, in "Und dennoch leben sie" (und setzt sich gar gegen Audrey Hepburn in "Frühstück bei Tiffany" durch).

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Meistens werden internationale Filme aber einfach übersehen. "Im Westen nichts Neues" ist erst der zwölfte nicht-englischsprachige Film, der für den Hauptpreis "Best Picture" nominiert ist, meistens gemeinsam mit einer Nominierung für den besten internationalen Film. Nur einem einzigen Film aus der kurzen Liste gelingt es bisher zu gewinnen, sogar beide Preise: die koreanische Groteske "Parasite".

"Parasite" wird für sechs Preise nominiert. "Im Westen nichts Neues" gar für neun. Damit bricht der Film bereits einen Rekord: die meisten Oscar-Nominierungen eines deutschen Films. Den hält bisher "Das Boot" mit sechs (aber nicht bester Film), wovon der Streifen keinen einzigen Oscar bekam. Dabei ist er nicht mal die deutsche Einreichung für den Auslands-Oscar 1983; man wählt "Fitzcarraldo" von Werner Herzog mit Klaus Kinski aus, der es letztendlich nicht mal zu einer Nominierung schafft.

Die neun Nominierungen für "Im Westen ist nichts Neues" überbieten bisher nur zwei fremdsprachige Filme: "Tiger & Dragon" und "Roma". Was man zu "Im Westen nichts Neues" noch sagen kann: Bereits die erste Verfilmung des Romans gewinnt bei den Oscars 1930; dem einzigen Jahr übrigens, in dem zweimal Verleihungen stattfinden, im April und im November.

Wie viele Oscars kann ein Film überhaupt erhalten? Es gibt derzeit 23 Kategorien, in denen der Award verlieren wird. Ein Film kann jedoch höchstens 17 Oscars erringen, weil sich manche Kategorien ausschließen. Was es nicht leichter macht: 2023 gibt es zwei Kategorien weniger als noch 2019.

Die bisher höchste Zahl an Nominierungen ist 14. An drei Filme wird sie vergeben: "Alles über Eva" (eine Tragikomödie von 1950 mit Bette Davis), "Titanic" und "La La Land". So viele Oscars hat aber noch kein Film bekommen. Rekord sind bisher 11. Der ist bisher drei Filmen gelungen. "Der Herr der Ringe – Die Rückkehr des Königs", der dabei alle 11 Nominierungen gewinnt. "Ben Hur" bei 12 Nominierungen. Und eben "Titanic" mit 14. (Übrigens: Ein Schauspieler hat in zwei der Filme mitgespielt. Bernard Hill ist Kapitän der Titanic und König Théoden in Mittelerde.) Ein Film erhält 10 Oscars: "West Side Story", das Original von 1961.

Die fünf wichtigsten Kategorien für Film, Regie, Drehbuch, Hauptdarstellerin und Hauptdarsteller nennt man "Big Five". Nur drei Filme erhalten alle Auszeichnungen der Big Five: "Es geschah in einer Nacht" 1935. "Einer flog über das Kuckucksnest" 1976. "Das Schweigen der Lämmer" 1992.

Die mit Abstand meisten Oscars erhält Walt Disney. 55 Nominierungen münden in 22 Oscars; dazu gibt es vier Ehren-Preise. Walt Disney ist auch die einzige Person, die vier Oscars im gleichen Jahr erhält, für vier Filme. Dreimal gibt es häufiger, meist in der Kombi bester Film, beste Regie und bestes Drehbuch. Wie bei "Parasite" oder "No Country for Old Men".

Die beiden größten Oscar-Enttäuschungen sind "Die Farbe Lila" von Steven Spielberg und das Ballet-Drama "Am Wendepunkt". Beide erhalten 11 Nominierungen, gehen aber leer aus. Keinen einzigen Oscar bei 10 Nominierungen erhalten "Gangs of New York", "American Hustle", "The Irishman" und "True Grit".