Schule digital: Bildungsmedien für Schulen – bundesweites Kuddelmuddel

Seite 3: Die "Meta"-Strategie der Bundesregierung

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In der Antwort auf eine Anfrage der FDP (15.09.2020, Drucksache 19/22477, pdf) zu freien Bildungsressourcen erwähnt die Bundesregierung – Scherz am Rande: Unter Angabe eines falschen Links – ein weiteres Projekt namens Jointly, über das Kooperationen und Expertenworkshops zu OER-Themen finanziert werden.

Im Bereich OER-IT der Projektwebsite findet sich ein kurzes Video mit verschiedenen Statements der an dem Projekt beteiligten Personen, in dem mehrfach der Wunsch der Schaffung eines zentralen Adressbuches zur Auflistung von Repositorien geäußert wird. Genau das aber wollen WLO und MUNDO ja leisten. Insofern ist die Frage zu stellen, wo denn was schiefläuft oder unzureichend bleibt. Das Engagement und die Ernsthaftigkeit der an Jointly beteiligten Fachmenschen soll ausdrücklich nicht in Zweifel gezogen werden, im Gegenteil. Aber die Frage bleibt, was von den dort erarbeiteten Konzepten denn in die Tat umgesetzt wird, und zwar so, dass es in Schule auch ankommt. Hier zeigt sich ein weiteres Mal, die Förderung durch die Bundespolitik ist mehr so meta.

Ein Problem liegt darin, dass versucht wird, unter dem Label OER Vieles über einen Kamm zu scheren. Denn der Begriff bedient sehr unterschiedliche Bereiche. So ist beispielsweise die Produzierendenstruktur in universitären Kontexten eine völlig andere als in schulischen Bezügen. Für Universitäten und Hochschulen gibt es kaum extern Produzierende wie etwa Schulbuchverlage. Der Löwenanteil der Inhalte kommt von den Lehrkräften der Hochschulen. Und von den Studierenden darf durchaus erwartet werden, dass sie über genügend Selbstlernkompetenz verfügen, sich nicht passgenaues außeruniversitäres Material für ihre Lernprozesse selbstständig zunutze zu machen.

Eine Strategie zur Förderung von OER an Hochschulen tut ganz sicher Not und verdient eigene Beiträge, sie passt aber nicht für den schulischen Kontext, denn dort herrschen andere Randbedingungen. So greift die schulische Lehrkraft für die Gestaltung von Lernprozessen in der Regel auf extern produzierte und aufbereitete Bildungsmedien zurück – wie Schulbücher oder anderweitige Medien – und passt diese Inhalte den aktuellen Erfordernissen der Lernprozesse und ihrer Lernendenkreise an. Erst jetzt wird die Lehrkaft auch – in gewissem Sinn – zum Autoren ihrer Unterrichtsstunde, sie beginnt jedoch, was die Medien angeht, so gut wie nie bei Null. Und sie ist angewiesen auf gutes vorgefertigtes Material, auf bildungsmediale Knetmasse.

Ein weiterer Punkt ist: Es gibt qualitiativ hochwertiges digitales Bildungsmaterial, das kommerziell produziert wurde. Man findet es in den bereits erwähnten Distributionsplattformen der Länder und Kommunen. Der bundesweiten Bereitstellung steht allerdings entgegen, dass Kommunen und Länder diese Medien nur für die Schulen im eigenen Bereich lizenzieren, als Kreislizenzen oder Landeslizenzen.

Eine wichtige Frage an die Bundesregierung lautet also: "Was wäre denn notwendig, damit eine Öffnung dieser Landeslizenzen für die Nutzung in Schulen im gesamten Bundesgebiet möglich ist?" Für einen konkreten Antwortvorschlag muss ein Blick auf den Markt der Bildungsmedien geworfen werden.