Schule digital: Bildungsmedien für Schulen – bundesweites Kuddelmuddel

Seite 5: Eine mögliche Zukunft – Distanzlernen, digitale Medien und politisches Wollen

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Ein Digitalpakt Schule, der den Namen wirklich verdient, muss die Bereitstellung digitaler Bildungsinhalte für Schulen und die Förderung ihrer Produktion zum integralen Bestandteil einer gemeinsamen Strategie von Bund, Ländern und Kommunen machen. Diese sollte nicht nur das Ausstattungsproblem adressieren und sich wie BMBF und KMK es tun, darauf beschränken, gleich zwei Suchmaschinen für OER-Materialien zu fördern und zu hoffen, dass die OER-Inhalte quasi von selbst entstehen.

Es sollten Nägel mit Köpfen gemacht werden. Das könnte heißen: Unternehmen werden gefragt – diejenigen, die alle Rechte auch an den internen Bild-, Audio-, Text- und Videobestandteilen ihrer Medien halten – , was es denn kosten würde, eines ihrer Medien unter eine CC-Lizenz zu stellen und es damit zu einem bundesweit frei verfügbaren OER-Bildungsmedium zu machen. Selbstverständlich hätte das seinen Preis, denn es entspricht einem kompletten Buy-Out des Mediums. Auf der Basis solcher Quellen und mit diesen Quellen als mediale Knetmasse könnten Lehrkräfte aber dann – selbstverständlich unter Einhaltung der Zitationsregeln und der Anerkennung fremder Urheberschaften (CC-BY-SA) – weitere OER-Medien und Lernprojekte zum jeweiligen Thema produzieren und frei zur Verfügung stellen. Und so ganz nebenbei würden dadurch auch übergreifende Kooperationen zwischen Lehrkräften angeregt, eine bundesweit offene Szene, ein virtueller Makerspace für Bildungsmedien. Die OER-Trefferlisten in MUNDO und WLO sähen dann in wenigen Jahren völlig anders aus.

Und wie bewerten wir, was gefördert und gekauft werden soll? Erstens leistet sich das Bundesland Baden-Württemberg seit Jahren eine 40-köpfige Fachkommission zur Bewertung solcher Titel. Zweitens gibt es seit Jahren den Comenius-EduMedia-Award. Man muss solche Entscheidungsgremien nur deutlich ausbauen, anpassen und aufbohren. Das könnte ebenfalls für mehr verfügbare Inhalte sorgen.

Und wo findet man eigentlich diese mehrfach erwähnten Landesportale, diese Landesinfrastrukturen, die bereits ihre Lager füllen? Zwei Forderungen der KMK lauten ja "1. allgemeine Auffindbarkeit von Bildungsmedien" und "4. öffentliche Dokumentation". Eine Lösung dazu wäre also zum Beispiel die Erstellung einer einfachen Linkliste auf einer an zentraler Stelle gehosteten Webseite mit guter Sichtbarkeit. Das fiele – als Kooperation der Länder – in den natürlichen Aufgabenbereich der KMK. Dort findet man aber tief versteckt in der Website hinter dem Begriff "Distanzlernen" nach Bundesländern sortiert nur eine Liste unterschiedlicher Services, einen wilden Mix aus diversen Plattformen und Projekten mit unterschiedlichsten Funktionen. Von da aus muss man sich länderweise durchklicken. Medienrepositorien? Fehlanzeige. Hier müsste also die KMK ihren eigenen Forderungen nachkommen und etwas aufsetzen.

Zum Stichwort Föderalismus bleibt – wie schon am Anfang erwähnt – zu ergänzen: Zugrunde liegt hier nach meiner Auffassung in erster Näherung ein Kommunikationsproblem. Das Kommunikationsproblem ließe sich durch eine klar ausformulierte Medien-Strategie sicherlich besser beheben, an einem runden Tisch mit der KMK und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung. Die vielen verschiedenen Portale, Suchmaschinen und Anbieter könnten dann richtig zusammengeführt und für Lehrkräfte und Lernende gewinnbringend geöffnet werden.

Ein sachproblemorientierter großer runder Tisch ohne persönliche oder parteipolitische Eitelkeiten wäre vonnöten, um Medienportale stringent aufzubauen, auszustatten und zu vernetzen. Die Zukunft unserer Schulen, unserer Kinder, unserer Gesellschaft, sollte uns das wert sein.

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(kbe)