Science-Fiction-Klassiker: 50 Jahre "Silent Running – Lautlos im Weltraum"

Seite 4: Die Bio-Kuppel

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Um die Aufnahmen der Biosphäre vorzubereiten, besucht Trumbull einen der größten botanischen Gärten der Welt, in St. Louis, Missouri, und schießt viele Fotos. Er ist entzückt von der neu errichteten gläsernen Bio-Kuppel, dem 21 Meter hohen Climatron. Gern würde er einen Teil des Filmes dort drehen; aber das schmale Budget lässt es nicht zu. So behilft er sich mit einem Trick und projiziert Fotos auf eine Leinwand hinter den Schauspielern, um den Eindruck zu erwecken, sie wären in einer Kuppel. Das Bio-Set wird als einziges nicht auf dem Flugzeug-Träger aufgebaut, sondern in einem Hangar in Venice, 27 Meter lang und 14 Meter hoch, neu und noch unbenutzt. Wiederum eine preiswerte Methode, um eine große Halle zu bekommen. Genau wie das Mieten der Pflanzen von einem Kindergarten. Drei Kulissen werden aufgebaut: ein tropischer Wald, ein Kiefernwald und eine Wüste. Für die Badeszene am Anfang des Films kauft man einen Swimming Pool für Kinder und die größte Herausforderung für Bruce Bern ist es, in das nur 4 oder 5 Grad eiskalte Wasser zu springen. Die Regieanweisung: so zu tun, als ob es herrlich warm wäre.

Die drei kleinen Buggys, mit denen die Darsteller durch die Gänge brausen, sind Eigenentwicklungen. Eigentlich will Trumbull neuartige kleine Geländewagen verwenden, die ein befreundeter Industrie-Designer für Kawasaki entwirft, aber die Entwicklung zieht sich in die Länge und die Modelle werden nicht rechtzeitig fertig. Also baut man selbst Fahrzeuge. Aus Sperrholz und Plastik, mit kleinen Motoren, einem Getriebe (das Trumbull Senior entwickelt) und einer präzisen Steuerung. Mit 12 Reifen vom Händler und drei Motoren. Man schweißt Stahlrahmen und baut eine Verkleidung.

"Lautlos im Weltraum" spielt in der Nähe des Saturns, mit einer gelungenen Darstellung seiner Ringe. Das ist ein Seitenhieb auf den Film "2001". Dort ist eine Reise zum Jupiter geplant, doch während der Produktion verabreden sich Stanley Kubrick und Arthur C. Clarke (der gleichzeitig den Roman zum Film schreibt) zum Saturn zu reisen. Die Techniker, die bereits Monate mit der Darstellung des Jupiters verbracht haben, sind von der Änderung nicht begeistert. Es gibt keine guten Fotos vom Saturn und es bereitet große Schwierigkeiten, die Ringe überzeugend darzustellen. So bleibt man beim Jupiter (während man im Roman zum Saturn fliegt), doch einige Jahre später kann Trumbull in seinem eigenen Film doch noch eine Reise durch die Saturn-Ringe darstellen (bei der einer der drei Roboter verloren geht).

Dass sich der Film eher wie ein Märchen anfühlt, ist auch der klassischen Musik von Peter Schickele zu verdanken, die stellenweise ein wenig an "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" erinnert. Trumbull liest seinen Namen immer wieder auf den von ihm geschätzten Schallplatten der Friedens-Aktivistin Joan Baez. Schickele hat bereits Erfahrungen mit kleineren Dokumentationen und ist daran interessiert, die Musik für einen Soundtrack zu schreiben.

Beiden gefällt die Idee außerdem eine (Hit-)Single zum Film zu veröffentlichen. Komponist Peter Schickele und die Texterin Diane Lampert schreiben zwei Songs und schicken sie zusammen mit dem Drehbuch an Joan Baez; doch man erhält keine Reaktion. Der Film ist bereits in der Nachproduktion, als Trumbull die Sängerin zufällig auf einem Flughafen sieht – und sie einfach anspricht. Vielleicht hat sie ein schlechtes Gewissen, weil sie den Eindruck hat, jemand wäre ihr deswegen durchs halbe Land nachgereicht, zumindest hilft die Erinnerung. Sie meldet sich und ein Termin für die Aufnahme kommt zustande – und damit die beiden Balladen "Silent Running" und "Rejoice in the Sun", vorgetragen mit ihrer klaren Sopranstimme. Nicht solo, wie oft üblich, sondern direkt zusammen mit einem 15 Musikern starken Orchester.

Joan Baez als Aushängeschild ist natürlich ein Volltreffer, zumal nur wenige Monate nach ihrem legendären Woodstock-Auftritt, bei dem sie im sechsten Monat schwanger ist, während der Vater des Kindes wegen Verweigerung der Wehrpflicht im Zusammenhang mit dem Vietnamkrieg im Gefängnis sitzt.

Die zuweilen zu hörende prägnante Pauke wird geschlagen von Milt Holland, der an unzähligen Soundtracks beteiligt ist.