Science-Fiction-Klassiker: 50 Jahre "Silent Running – Lautlos im Weltraum"

Seite 5: Später Erfolg als Kultfilm

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Das Studio ist begeistert vom Film und auch die Premiere gelingt. Dennoch ist der Film kein Erfolg. Trumbull macht das Studio verantwortlich, das nicht nur bei der Produktion, sondern auch bei der Vermarktung neue Wege geht: Es gibt keine. Der Film soll sich durch Mund-zu-Mund-Propaganda verbreiten. Aber, Hand auf's Herz: "Lautlos im Weltraum" ist nicht "Star Wars".

Ins Kino schafft es der Film in Deutschland nicht. Er wird 1974 erstmals in der ARD ausgestrahlt, mit der markanten, sonoren Stimme von "The Voice" Christian Brückner. Der Spiegel kündigt klug an: Douglas Trumbull "konstruiert seine Space-Odyssee mit Songs von Joan Baez als Parabel für die Zivilisationsflucht-Sehnsucht der amerikanischen Gegenkultur-Jugend".

Erst im Laufe der Jahre entwickelt sich "Lautlos im Weltraum" zu einem Kultfilm, der freilich immer im Schatten großer Brüder sein wird, aber eine Botschaft hat und menschlicher als viele andere Zukunftsfilme ist. Es gibt so viele Beispiele dafür: Dass Lowell um seinen getöteten Kollegen trauert, eine Rede hält, ihn begräbt, aber es tun musste, um seine Wälder zu retten. Dass sich Lowell zunächst von den Drohnen verarzten lässt und später selbst einen der Roboter auf dem OP-Stuhl versorgen muss. Dass er ihnen Poker beibringt und mit ihnen mehr Spaß hat als mit seiner bisherigen Crew. Dass er den "Wald vor lauter Bäumen" nicht sieht und nicht erkennt, dass seine Pflanzen deswegen eingehen, weil der Frachter sich zunehmend von der Sonne entfernt und es an Licht mangelt.

Und vor allem das rührende Ende. Wie Lowell der letzten Drohne erklärt, dass es künftig ihre einzige Aufgabe wäre, den Wald am Leben zu erhalten – und wie man im Abspann sieht, dass sie mit einer Kinder-Gießkanne einen jungen Baum bewässert. Ein Stück Hoffnung für die ins Unbekannte geschickte Kuppel, wie eine Flaschenpost im Ozean.

Bruce Dern erzählte in einem späteren Interview: "Der Film bleibt einfach hängen. Er bleibt solange relevant, bis wir diesen Planeten wieder aufräumen. Aber wir werden ihn nicht aufräumen. Es gibt einfach niemanden, der einen Plan dafür hat. Es gibt niemanden, der eine bessere Idee hat, als eine Welt in eine riesige Kuppel zu stecken und ins All zu schicken. Das ist genial. Das macht diesen Film so liebenswert für das Publikum."

Heute schauen kann man den Film in HD bei den einschlägigen Online-Streaming-Diensten, aber die Blu-ray von Koch Media mit einem Making-of, Interviews mit Douglas Trumbull und Bruce Dern sowie einem Audio-Kommentar mit den beiden ist nicht viel teurer.

Nach seinem "Lautlos im Weltraum" kann Trumbull an drei der größten Science-Fiction-Filme arbeiten. "Unheimliche Begegnung der dritten Art" (wofür er das Angebot ausschlägt, an "Krieg der Sterne" mitzuwirken), "Star Trek – Der Film" und "Blade Runner". Für alle drei Filme werden seine Effekte mit einem Oscar nominiert; doch erst später erhält er zwei Ehren-Oscars.

Zehn Jahre nach "Lautlos im Weltraum" produziert Trumbull seinen zweiten und letzten Film: "Projekt Brainstorm" mit Christopher Walken. Er steht unter keinem glücklichen Stern. Während der Dreharbeiten verschwindet Hauptdarstellerin Natalie Wood nachts von der Jacht, auf der sich ihr Mann Robert Wagner und Christopher Walken befinden. Am nächsten Morgen findet man ihren Körper im Wasser. Was an Bord geschah, bleibt ungeklärt, und für den Film ist es beinahe das Aus. Erst zwei Jahre später wird er veröffentlicht.

Trumbull kehrt Hollywood für lange Zeit den Rücken und tüftelt an Fahrgeschäften. Erst 2011 schafft es ein alter Freund, Terrence Malick, ihn zur Mitarbeit an den Spezialeffekten von "The Tree of Life" zu überzeugen. Die sollen nicht am Computer entstehen, sondern organisch wirken. Wenige Wochen vor dem 50. Geburtstag von "Lautlos im Weltraum", im Februar 2022, stirbt Douglas Trumbull.

(kbe)