Studie: Autoabos legen zu, verdrängen Verkäufe aber nicht

Ein Auto zu mieten verspricht Flexibilität – und Konkurrenz für den Autohandel. Doch der sei nicht in Gefahr, so eine Analyse

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BMW X2

Man sollte sich die Vertragsbedingungen im Detail genau ansehen. Bei einigen Anbieter enthält die enthaltene Versicherung beispielsweise einen Eigenanteil von 2000 Euro im Schadensfall. Das lässt sich reduzieren, was allerdings ebenfalls nicht ganz billig ist.

(Bild: Pillau)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • dpa

Es klingt bequem: In einer Rate sind nahezu alle Kosten für das Auto enthalten. Also nicht nur der übliche Wertverlust, sondern auch Steuern und Versicherungen sind in den monatlichen Abschlägen einkalkuliert. Zudem bindet sich der Abonnent nur sehr kurzfristig.

Dieser Komfort hat natürlich seinen Preis: Selbst ein VW Polo kostet beispielsweise bei Sixt aktuell ab 349 Euro im Monat. Angebote deutlich unter 300 Euro im Monat sind eher selten.

Für den klassischen Autohandel bedeutet diese Art von Autovermittler zwar nicht das Ende, wohl aber Konkurrenz. Das Kundeninteresse am eigenen Fahrzeug dürfte insgesamt jedoch nicht entscheidend geschmälert werden. Zu diesem Ergebnis kommt die Beratungsfirma Boston Consulting Group (BCG) in einem Ausblick auf neue Service-Angebote im Automarkt bis 2030. Nach Einschätzung von BCG bietet sich Autohersteller und Dienstleister unter Umständen sogar ein wichtiges Zusatzgeschäft. Sie sind deshalb schon seit einiger Zeit in diesem Bereich aktiv.

Der Wunsch nach einem Privat-Pkw nahm unter vielen jüngeren Menschen in den vergangenen Jahren tendenziell ab. Ähnlich wie beim Carsharing könnten die Langzeit-Miete oder das Abonnement eines Autos manchmal jedoch den Effekt haben, dass man sich am Ende doch selbst einen Wagen zulegt. "Potenzielle Neukunden können an Automarken und auch an Elektrofahrzeuge herangeführt und Käufe dadurch angekurbelt werden", heißt es in einer Zusammenfassung der Analyse.

Die Erwartungen an den Abo-Markt sind groß. Laut BCG dürfte er bis zum Ende dieses Jahrzehnts in Europa und USA auf ein Volumen von 30 bis 40 Milliarden US-Dollar zulegen, was immerhin 15 Prozent der dann prognostizierten Neuwagen-Verkäufe entspräche. Dabei spielten Kundenmotive wie ein geringeres finanzielles Risiko oder mehr Unverbindlichkeit und Flexibilität eine Rolle. Ein gutes Zeichen für die Anbieter sei außerdem die gestiegene Bereitschaft vieler Verbraucher, Buchungen und Geschäfte online abzuwickeln. Dies werde freilich die klassischen Vertriebswege der Autokonzerne hier und da auf eine Belastungsprobe stellen.

Hersteller wie Volkswagen, Daimler und BMW wollen weg vom reinen Bauen der Fahrzeuge und ihr Geschäft mit Software sowie Dienstleistungen rund ums Auto in den nächsten Jahren ausweiten. Auch Wagniskapital-Firmen entdeckten den Auto-Abo-Markt zunehmend, so die Berater. Binnen sechs Jahren seien von entsprechenden Geldgebern über 700 Millionen Dollar in die Sparte geflossen, oft zu kleinen Firmen. "Obwohl das Geschäft von Start-ups derzeit im Abo-Markt erfolgreicher zu sein scheint, können Autohersteller und Leasingunternehmen aufholen", schätzt BCG. Gänzlich "umdrehen" dürften die Abo-Modelle das Kerngeschäft kaum. Direkte Schnittstellen zu den Kunden würden aber wichtiger: "Vor allem erfüllen Abos die steigende Nachfrage der Verbraucher nach umfassenden, digitalen Fahrzeugangeboten."

(mfz)