Test: Lithium-Starterbatterie mit Tiefentladeschutz

Seite 2: Eigene Experimente

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Mit meinen eigenen Experimenten zu "einfach doppelte Leistung nehmen" geriet ich an den Punkt, dass die Bauform nicht zum Heck der KTM passte. Ich vertagte das Problem und kaufte übergangsweise eine Saito-Blei-Batterie für 40 Euro. Die schwächelte kürzlich, sodass ich dachte: "Jetzt probierst du es halt mal gescheit." Denn die Startprobleme im Winter nervten, und Zubehör-Tests am Bordnetz zuzelten mir immer wieder einmal heimlich Batterien komplett leer. Ich kaufte eine EarthX ETX18F aus Amerika.

Gescheit schaut von den Eckdaten her so aus: 229 Dollar Preis, 6,2 Ah, 340 A maximaler Startstrom (für 3 Sekunden), 883 g auf der Waage (Datenblatt: 1 kg). Die vorher installierte JMT hatte rund die halbe Leistung und wog dennoch mehr (930 g). Die Bleibatterie in der Duke wiegt rund 3 kg, je nach Hersteller. Zu den Amperestunden der Hinweis für Lithium-Neulinge: Eine Bleibatterie kann nur rund ein Drittel ihrer Amperestunden zum Starten nutzen. LiFePo-Batterien schaffen mehr, deshalb sind die genannten Ah nicht direkt vergleichbar. Die Saito hat nominell 8 Ah.

Einbauzustand. Ich konnte doch die Kontaktbohrung mit dem kürzeren Abstand verwenden, was mir angesichts der Einzylindervibrationen ganz recht ist. Um den Einpressdruck zu erhöhen, steckt ein weiteres Stück Moosgummi unter dem Haltegummigurt.

(Bild: Clemens Gleich)

Durch die höhere Nennspannung springt der Einzylinder etwas besser an als selbst bei einer neuen Bleibatterie. Dazu kommt der geringe Spannungseinbruch unter Last. Die ersten Startversuche machen Hoffnung. Die Starttemperaturen von um die 16° C sind allerdings keine besondere Belastung, obwohl solche Temperaturen vorher nach etwas Standzeit schon für Spannungseinbrüche beim Start sorgen konnten, bei denen das ABS-Steuergerät sich kurz wegen Unterspannung beschwerte. Ich werde den Text aktualisieren, wenn die Starttemperaturen im Herbst wieder sinken.

[Update:] Inzwischen habe ich die Batterie sowohl in Oschersleben an der Rennstrecke eingesetzt als auch über diesen überdurchschnittlich winterlichen Winter. In Oschersleben keine spannenden Erkenntnisse, da es bewölkt war und folglich nur 23 Grad hatte. Im Winter stand die Maschine ein paar Wochen herum. Eine Messung am Ladegerät attestierte der Batterie noch 90 % SoC. Ich klemmte das Ladegerät also wieder ab. Die wenigen Startvorgänge im Winter waren kräftig und zuverlässig. In der Garage liegt die Temperatur im Winter bei 6 bis 8 Grad. Gefahren bin ich bis minus 6 Grad, da lacht diese Batterie nur. In meinem typischen Einsatz steht die Duke allerdings bei Kälte selten länger als 2 Stunden draußen, sodass der Motor trotz kalter Umgebung wahrscheinlich wärmeres Öl im Sumpf findest als nach einer Nacht in der Garage. Insgesamt leistet die Batterie also genau das, was ich erhofft hatte. [/Update]

Es ist mir bewusst, dass eine Motorradbatterie für über 200 Euro nur wenige Käufer finden wird. EarthX wächst gerade im Luftfahrt-Bereich, in dem Kunden mehr Geld für Betriebssicherheit ausgeben als bei Powersport auf dem Boden. Die Nische sehe ich einerseits im Rennsport, generell bei Sportfahrzeugen. Selbst bei EarthX gilt: Günstiger wirst du ein paar Kilogramm nicht los als mit einer leichteren Starterbatterie. Ein sportliches Leichtbau-Roadster-Projekt profitiert davon, denn ganz ehrlich: Das Projekt wird viel herumstehen. Das ist einfach so.

Im Offroad-Sport bietet EarthX sogar eine Budget-Variante für 140 Dollar an (ETZ5G). Die verzichtet auf den Tiefentladeschutz (bei Crossern weniger ein Thema) und konzentriert sich auf Startleistung. Eine weitere Zielgruppe findet sich bei den anspruchsvollen Tourenfahrern. Dort geht es weniger um Gewicht, mehr um Zuverlässigkeit. Die Kuh muss morgens am Pass anspringen, auch wenn das Thermometer -10° C zeigt. Das sind Menschen, die damals Hawker-Reinbleibatterien kauften, in der Hoffnung auf technische Überlegenheit.

Nennspannung 13,2 V, Betriebsspannung bei eingeschalteter Zündung ohne Benzinpumpe 13 V. Überhaupt lässt die Spannung unter Belastung vorbildlich wenig nach.

(Bild: Clemens Gleich)

Die Duke lebt an einem Schnittpunkt zwischen Sport- und Touring-Welten: Sie soll möglichst leicht sein. Anfang Juli muss die Batterie am Motorsport-Areal Oschersleben mit 30° bis 60° C warmer Luft beheizt zuverlässig starten. Die ETX verkraftet 60° C in Arbeit, 70° C unbelastet. Im Winter muss sie bei Temperaturen um den Gefrierpunkt herum selbst nach zwei Wochen Standzeit den Einzylinder ohne Murren durchdrehen. Die ETX ist für den Schneemobilbetrieb bis -30° C Arbeitstemperatur geeignet. Und ich hoffe, dass die EarthX die letzte Batterie ist, die ich für diese Maschine kaufe. Dann wäre sie nicht teurer als mein aktueller Batterieverschleiß.

(cgl)